News 21. 03. 2006

Ein Viertel der Wiener lebt  ohne religiöse Konfession

49,5 Prozent der Wiener bekennen sich zum katholischen Glauben. Jeder vierte Einwohner der Bundeshauptsstadt lebt ohne religiöses Bekenntnis.

Insgesamt sind 58 Prozent der Menschen in der Erzdiözese Wien "römisch-katholisch". Neben dem Bundesland Wien als Vikariat "Wien-Stadt" umfasst die Erzdiözese auch das Vikariat "Unter dem Manhartsberg" und das Vikariat "Unter dem Wienerwald" im östlichen Niederösterreich. Die zweitgrößte Gruppe in der Erzdiözese Wien bilden nach den Katholiken Menschen ohne religiöse Bekenntnis (21,4 Prozent). Im Vikariat "Stadt Wien" lebt sogar jeder Vierte ohne Glaubenskonfession. 6,4 Prozent der Menschen in der Erzdiözese sind Muslime, fünf Prozent Protestanten. Das sind die Ergebnisse einer Sonderauswertung der Volkszählung 2001, die am Dienstag vom Wiener Bischofsvikar Karl Rühringer präsentiert wurde. Durchgeführt wurde die Analyse von der "Statistik Austria".

Mehr Katholiken in Niederösterreich

In den Vikariaten "Unter dem Manhartsberg" und das Vikariat "Unter dem Wienerwald" ist die Zahl der Katholiken mit  83 Prozent und 68,6 Prozent deutlich höher als in Wien. In der Bundeshauptstadt bekannten sich bei der Volkszählung mit 49,5 Prozent weniger als die Hälfte der Menschen zum katholischen Glauben. In den beiden niederösterreichischen Teilen der Erzdiözese liegt die Anzahl der Konfessionslosen bei zehn und 16 Prozent.

Islam unter Jungen am weitesten verbreitet

Die höchsten Katholikenanteile gäbe es bei den über 75-Jährigen, erklärte Alexander Hanika von der "Statistik Austria". Am Niedrigsten seien die Anteile der römisch-katholischen Bevölkerung im Erwerbsalter, meinte Hanika. Besonders hoch wäre dort allerdings die Zahl der Konfessionslosen. Im Kindes- und Jugendalter, sowie bei den jungen Erwachsenen sind die Anteile der orthodoxen Christen sowie der Muslime am größten.

Weniger Kinder in konfessionslosen Haushalten

Besonders niedrig ist der Anteil der Katholiken in den inneren Bezirken Wiens. Nach der sozialen Struktur unterscheidet sich die Bevölkerung ohne religiöses Bekenntnis in einigen Aspekten deutlich von der Gesamtbevölkerung. Neben dem etwas höheren Akademikeranteil ist es insbesondere der Anteil der Personen mit Lehrlingsausbildung, der hier hervorsticht. Vier von zehn (39,0 Prozent) der "Ausgetretenen" haben eine Lehre abgeschlossen. Haushalte und Familien von Personen ohne religiöses Bekenntnis sind zu einem höheren Anteil kinderlos als der Durchschnitt.

Konsequenzen sollen gezogen werden

Die Verantwortlichen in der Erzdiözese Wien wollen aus der Sonderauswertung der Volkszählung praktische Konsequenzen für die Seelsorge ziehen. Bischofsvikar Karl Rühringer: "Wir sind uns bewusst, dass die geistig-religiöse Situation in unserer Diözese mit der einzigen Millionenstadt Österreichs im Zentrum eine besondere Herausforderung ist. Aber wir schauen mit Optimismus in die Zukunft und möchten weitere Schritte setzen, um auf die Menschen zuzugehen".

Katholische Senioren

Neben der hohen Zahl an Konfessionslosen, sowie dem Anstieg der muslimischen und orthodoxen Glaubensrichtungen sei auch die stark steigende Anzahl der Senioren eine Herausforderung für die Katholische Kirche, betonte Rühringer. Die Zahl der 70 bis 80-jährigen Katholiken werde sich in den kommenden Jahren nämlich verdoppeln.

"Eventpastoral"

Bischofsvikar Rühringer nannte eine Reihe von Aufgaben für die Kirche in der Zukunft: Es brauche u.a. Pfarren mit einem "gesunden Kern", besondere Anstrengungen bei Anlässen wie Taufen oder Hochzeiten, um mit den Menschen in Kontakt zu kommen, aber auch eine Art "Eventpastoral". Darunter verstehe er "niederschwellige" Angebote wie die Präsenz der Kirche beim Donauinselfest und beim Stadtfest oder die "Lange Nacht der Kirchen", die nach dem großen Erfolg 2005 auch heuer wieder im Juni stattfinden wird. Den Menschen ohne religiöses Bekenntnis müsse die große Sorge der Kirche gehören, so Rühringer.
 

 

 

 

 

 

 

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