News 29. 03. 2006 |
Erzbischof Bakot aus Kamerun in WienDie Massenflucht junger Menschen aus Afrika in die EU lässt sich schwer stoppen, weil der wirtschaftliche und soziale Abstieg von einstmals florierenden Ländern wie Kamerun dramatisch ist: Das betonte der Erzbischof von Yaounde, Simon Victor Tonye Bakot, bei einer Pressekonferenz in Wien.Kameruns Wirtschaft sei nach 1980 abgestürzt, die soziale Situation habe sich in der Folge dramatisch verschlechtert. Korruption, Misswirtschaft, Kriminalität, Armut, Prostitution, Zerbrechen der Solidarität und AIDS hätten sich ausgebreitet. Die jungen Menschen versuchten, auf allen Wegen das Land in Richtung EU oder Nordamerika zu verlassen. Eine der wenigen Stützen, die den Menschen Hoffnung gebe, sei die katholische Kirche, so Tonye Bakot. Neue christliche StadtDer Erzbischof war in Wien, um ein Projekt gegen den Trend vorzustellen. Es handelt sich um eine katholische Laieninitiative, die einen neuen, sozial "durchmischten" Stadtteil in Yaounde - die "Cite de la Nativite" - bauen will. Diese neue christliche Stadt soll vor allem junge Menschen zum Nicht-Auswandern und Dableiben motivieren.
Dominiert werden soll der neue christliche Stadtteil von der in Anlehnung an afrikanische Architektur geplanten Pfarrkirche Sainte Marie de la Nativite, die am höchsten Punkt des Viertels stehen soll. Die "Cite" soll auch zahlreiche Betriebe und Büros beherbergen. Unter anderem sei die OPEC interessiert, berichtete Chefplaner Architekt Stephan Unger, der jetzt zwischen seiner Heimatstadt Wien und Yaounde - eine Großstadt mit 1,5 Millionen Einwohnern - pendelt. Basis-InfrastrukturUnger berichtete, dass einer der wesentlichen Elemente der neuen "Cite" Basisinfrastrukturen wie Trinkwasserversorgung und Kanalisation sein werden. Denn in Yaounde, dass sich über 20 Kilometer Länge ersteckt, werde praktisch überall "wild" gebaut; Grundbuch existiere keines. Das Fehlen von Planung führe zu katastrophalen hygienischen Zuständen und das wiederum zu Krankheiten. Ein lokaler Beginn einer Stadterweiterungsplanung sei deshalb essenziell. Keine Kooperation mit MuslimenErzbischof Tonye Bakot betonte, dass die Initiative zum Bau der "Cite" nicht von oben, sondern von "unten" gekommen sei. Die minoritäre muslimische Bevölkerungsgruppe sei für eine Mitarbeit nicht zu gewinnen gewesen. Diese Menschen seien bedauerlicherweise heute "sehr aufgehetzt", beklagte der Erzbischof. Er erwähnte in diesem Zusammenhang die Zahlungen extremistischer wahabitischer Financiers aus Saudiarabien. Dennoch - so Tonye Bakot - gehe es bei der Idee der "Cite de la Nativite" sehr stark um Multikulturalität und Dialog. Denn Kamerun sei ein Land von 200 Ethnien. Und sie alle seien in der Hauptstadt Yaounde vertreten.
Erzbischof Tonye Bakot hielt sich auf Einladung von Kardinal Christoph Schönborn in Wien auf. |
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