News 03. 04. 2006 |
Polnischer Medien-Ethikrat kritisiert "Radio Maryja" scharfDer polnische Rat für Medienethik hat den national-katholischen Sender "Radio Maryja" scharf kritisiert. Dem Sender wurden unter anderem "primitiv antisemitische Aussagen" vorgeworfen.Die Rüge des Medienrates bezieht sich auf eine Sendung vom vergangenen Montag. Der Publizist Stanislaw Michalkiewicz kommentierte in einem Meinungsbeitrag die polnische Außenpolitik so: "Wir beschäftigen uns mit der Einführung der Demokratie in der Ukraine und in Weißrussland, und von hinten gehen uns die Judäer an und wollen unsere Regierung zu Schutzgeldzahlungen erpressen." Michalkiewicz behauptete, der jüdische Weltkongress drohe mit der Diskreditierung auf der internationalen Bühne, falls Polen "den Juden" nicht 60 Mrd. US-Dollar (49,6 Mrd. Euro) bezahle. Als Argument nannte er die Forderung, das Vorkriegseigentum von jüdischen Gemeinden zurückzuerstatten. Ein Beispiel für die angebliche Diskreditierungs-Kampagne sei der "künstliche Wind um den Vorfall in Jedwabne". Am dortigen Massaker an der jüdischen Bevölkerung 1941 waren polnische Dorfbewohner beteiligt. "Sprache des Hasses"Wiederholt verwendete Michalkiewicz die Begriffe "Holocaust-Unternehmen" und "Firma Holocaust", um die Forderung nach Rückgabe jüdischen Eigentums zu charakterisieren. Der Ethikrat stellte fest, dass einige der berührten Themen unter Historikern und Juristen ernsthaft diskutiert würden. Der Autor des Beitrags jedoch haben seine "schlecht belegten Vorwürfe in der Sprache des Hasses formuliert". Stimme des national-katholischen LagersDer Rat für Medienethik wurde 1995 auf Initiative des polnischen Journalistenverbandes gegründet. Ihm gehören Journalisten, Filmregisseure und Wissenschaftler an. In den letzten Jahren fiel das vom Redemptoristen-Pater Tadeusz Rydzyk geleitete "Radio Maryja" wiederholt durch als "antisemitisch und ausländerfeindlich" eingestufte Beiträge, sowie durch extreme Europaskepsis auf. Im vergangenen Februar kritisierte sogar die polnische Bischofskonferenz den katholischen Sender und warf ihm politische Parteilichkeit vor. "Radio Maryja" finanziert sich nach eigenen Angaben ausschließlich aus Spenden. Die Zahl seiner Stammhörer wird auf vier Millionen geschätzt.
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