News 11. 04. 2006 |
Kreuzigungsperformance in Salzburg nach Drohungen abgesagtNach heftigen Protesten sagten die Organisatoren die für Karfreitag geplante „Glaubensprozession“ ab. Weder Teilnehmer noch Zuseher der Aktion wären vor körperlichen Angriffen sicher.Die umstrittene Kreuzigungsperformance der polnischen Künstlerin Dorota Nieznalska, die am Karfreitag um 19.00 Uhr in der Salzburger Altstadt von der "ARGEkultur" geplant war, wurde heute, Dienstag, vom künstlerischen Leiter des Projekts, Marcus Hank, aus Sicherheitsgründen abgesagt. Wegen des "entfachten Volkszorns" und der zahlreichen Anrufe, Drohbriefe und E-Mails, in denen sogar von Mord die Rede war, "ist die Sicherheit der Veranstaltung und Akteure nicht mehr gewährleistet", erklärte Hank bei einer Pressekonferenz. "Selbsternannte Christen"Seit Tagen erhielte die "ARGEkultur" Mails und Anrufen, die die „Kreuzigung“ der DarstellerInnen forderten und ganz offen mit „physischer Gewalt“ drohten. Die Sicherheit der Veranstaltung könne "angesichts eines pöbelnden und drohenden Mobs von selbsternannten 'Christen' nicht mehr gewährleistet" werden kann, betonte die "ARGEkultur" am Dienstag in einer Aussendung. "Kunstprojekt ist Wirklichkeit geworden""Die Performance hat bereits stattgefunden. Zu einem weit größerem Maße, als wir geglaubt haben. Salzburg hat sein säkularisiertes Opfer zu Karfreitag gebracht. Ein Kunstprojekt ist Wirklichkeit geworden", konstatierte Hank. Als Salzburger Bürger schäme er sich für "die Unart und Unweise, in welcher die letzten Tage in dieser Stadt Hetze betrieben wurde". Kothgasser kritisierte "Nachäffung religiöser Inhalte"Der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser hatte die von der "ARGEkultur" geplante Performance am Wochenende in einer Stellungnahme als „arge“ Provokation für den christlichen Glauben und "Nachäffung religiöser Inhalte" kritisiert. Seither heizten ÖVP-Gemeinderatsklub und "Kronenzeitung" "die Stimmung an und säen Spott und Diffamierung", heißt es in der Aussendung der "ARGEkultur". Die "Kronenzeitung" praktiziere "moderne Inquisition als Hexenverfolgung". Künstlerische Auseinandersetzung mit dem OpferbegriffWie die Prozession von der Franziskanerkirche durch das Kirchenviertel beim Dom vorbei in das Haus der ARGE im Stadtteil Nonntal tatsächlich stattfinden hätte sollen, darüber hüllten sich die Veranstalter auch am Dienstag in Schweigen. Vorab hat es geheißen, Dorota Nieznalska gehe neben dem Kreuz und trage ein Schild mit der Aufschrift "Opfer", bevor sie im Nonntal nackt an das Kreuz gebunden werde. Die Gestalter der „Glaubensprozession“ hatten es sich zum Ziel gesetzt, das Opferbild, den Opferbegriff, sowie deren Gebrauch, bzw. Missbrauch in einer säkularisierten Welt zu thematisieren. Diskussion über "Das Kreuz in der Kunst"Am Dienstag, 11. April, findet um 19.00 Uhr im Clubraum der Katholischen Hochschulgemeinde eine von "ARGEkultur" und katholischer Hochschulgemeinde veranstaltete Diskussionsveranstaltung zum Themenkomplex "ER-Lösung? / Das Kreuz in der Kunst" statt. Dabei wird Marcus Hank von der ARGE mit Barbara Wally von der internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst und den Theologen Gregor Hoff und Hans-Joachim Sander debattieren.
Weitere News zum Thema: - 10. 04.2006: Kothgasser kritisiert Kreuzigungsperformance
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