News 24. 04. 2006 |
Landau: "In der Kirche darf es keine Diskriminierung von Behinderten geben"Für Aufsehen sorgte in den vergangenen Tagen die Weigerung eines katholischen Pfarrers, behinderten Menschen die Kommunion zu erteilen. Der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng stellte am Freitag klar, dass behinderte Menschen nicht von der Kommunion ausgeschlossen seien. Auch der Wiener Caritasdirektor Michael Landau betonte, dass für Diskriminierung Behinderter in der Kirche kein Platz sein dürfe.Der Pfarrer von Raxendorf (Bezirk Melk), Benedikt Triebl, hatte behinderten Menschen bei einer Messe die Kommunion verweigert. Behinderte könnten bestimmte Dinge nicht nachvollziehen, meinte Triebl am Freitag Abend in der ZiB 2. Triebl berief sich auf die Konzilsdekrete. Diese würden bestimmte Sonderliturgien vorsehen - vor allem für Personen, die geistig einen "beträchtlichen Schaden genommen haben", wie Triebl meinte. Das sei "keine Diskriminierung", sondern die "Erkenntnis, dass nicht alle Personen alle Sakramente empfangen" könnten, so der Pfarrer. Küng: Behinderte nicht ausgeschlossenBischof Küng erklärte in einer Stellungnahme zu dem Vorfall in Raxendorf, Behinderte Menschen seien nicht von der heiligen Kommunion ausgeschlossen. Für sie gälten "im Prinzip die gleichen Bedingungen wie für alle Gläubigen". Es sei aber "auf ihre spezielle Situation Rücksicht zu nehmen". Die Teilnahme an der heiligen Kommunion setze "innere Bereitschaft und entsprechendes äußeres Verhalten voraus". Bei Behinderten sei "freilich gerade diesbezüglich viel Verständnis nötig", auch "auf die Würde des Sakramentes" sei zu achten, betonte Küng. Landau: "Gleiche Bedingungen wie für alle anderen Menschen"Der Wiener Caritasdirektor Michael Landau betonte am Samstag bei einem ökumenischen Gottesdienst "mit und für Menschen mit Behinderung" in der Pfarrkirche Namen Jesu in Wien-Meidling, in der Kirche gebe es "keinen Platz für die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung". Landau zeigte sich erfreut und dankbar "über die klaren Worte von Bischof Klaus Küng, dass Menschen mit Behinderung in keiner Weise von der Kommunion ausgeschlossen sind". Für Behinderte würden "die gleichen Bedingungen wie für alle anderen Menschen auch, also etwa, dass sie getauft sein und die Erstkommunion empfangen haben müssen", gelten, betonte Landau. Petrovic: Verstoß gegen das DiskriminierungsverbotDie Klubobfrau der niederösterreichischen Grünen, Madeleine Petrovic, bezeichnete den Vorfall in Raxendorf als Diskriminierung von behinderten Menschen und ortete Handlungsbedarf seitens der Kirche. Das Verhalten sei aus verfassungsrechtlicher Sicht ein klarer Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz und das Diskriminierungsverbot, so Petrovic in einer Aussendung. Caritas: "Er war das offenbar nicht gewohnt"Laut Josef Wahlmayer von der Caritas der Diözese St. Pölten seien mehrere Missverständnisse für die Vorenthaltung des Sakraments verantwortlich gewesen. Am Montag fand ein eineinhalbstündiges Gespräch zwischen dem Pfarrer Triebl und der Caritas St. Pölten statt. Pfarrer Triebl hatte einigen Bewohnern des neuen Caritas-Heimes in Raxendorf die Kommunion verweigert. Es werde nun versucht, diese Missverständnisse schrittweise auszuräumen", hieß es am Montag. Pfarrer Triebl habe in einem Gespräch Bereitschaft signalisiert, einzulenken und auf die Menschen zuzugehen. Der Priester habe das physische Verhalten der Behinderten nicht deuten können und ihnen daher die Kommunion verwehrt. "Er war das (Anm.: Verhalten) offenbar nicht gewohnt, was zu einer Befremdung und falschen Auslegung geführt hat", sagte Wahlmayer. Priester will Behinderte kennen lernenUm nun schrittweise das Verhalten der Behinderten besser kennen zu lernen und nachvollziehen zu können, wird der Pfarrer die Menschen im Haus der Caritas in Raxendorf öfter besuchen. "Herr Triebl hat sich außerdem bereit erklärt, mit anderen Priestern zu sprechen," so Wahlmayer. So könne sich Triebl mit dem erforderlichen sensiblen Umgang mit Behinderten mehr auseinander setzen. In Vorarlberg nicht vorstellbarEine Verweigerung der Kommunion auf Grund einer mentalen Behinderung ist für den Pastoralamtsleiter der Diözese Feldkirch, Walter Schmolly, sowie den Vorarlberger Caritas-Direktor Peter Klinger "in Vorarlberg nicht vorstellbar". Die Kooperation zwischen den Behinderten-Einrichtungen der Vorarlberger Caritas und den Pfarren im Ländle funktioniere fachlich als auch im Dialog gut, betonten am Montag Schmolly und Klinger in einer gemeinsamen Aussendung. Von der Eucharistie die "Kategorien auf den Kopf stellen lassen"
Dass Menschen mit Behinderung die Kommunion empfangen dürfen, steht laut
Schmolly außer Frage. "Im Gegenteil: Wir sollten uns von der Eucharistie
unsere gängigen Kategorien auf den Kopf stellen lassen", so Schmolly. Man
könne von den landläufig als behindert angesehenen Menschen Dankbarkeit und
Vertrauen lernen. "Sie sind ein großes Geschenk für die Kirche und die
Gesellschaft", betonte der Pastoralamtsleiter. Klinger unterstrich die gute
Zusammenarbeit zwischen den Pfarren und den Einrichtungen der Caritas
Vorarlberg. "In Vorarlberg haben Menschen mit Behinderung selbstverständlich
ihren Platz in der Kirche. Es ist in Vorarlberg Praxis, dass Menschen mit
Behinderung die Kommunion empfangen", sagte Klinger.
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