News 26. 04. 2006

Weltkirchenrat protestiert gegen Angriffe auf christliche Freiwillige

In einem formellen Protestschreiben an den Botschafter Israels in der Schweiz hat der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) seine "Sorge und Beunruhigung" über zwei Vorfälle zum Ausdruck gebracht, bei denen es unlängst zu Gewalttätigkeiten israelischer Siedler gegen christliche Mitarbeiter/innen des Ökumenischen Begleitprogramms in Palästina und Israel (EAPPI) gekommen war.

In seinem Schreiben an den israelischen Botschafter Aviv Shir-On forderte der Direktor der ÖRK-Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten, Peter Weiderud, angemessene Maßnahmen seitens der israelischen Behörden und Strafverfolgungsorgane, um "missbräuchliche, rechtswidrige und gewalttätige Aktionen von Siedlern gegen Palästinenser und internationale Begleitpersonen" zu unterbinden.

Rechtsanwälting mit Steinen beworfen

Am 1. April wurde Silvana Hogg, eine Schweizer Rechtsanwältin, von einem jungen israelischen Siedler im Bezirk Tel Rumeida in Hebron mit Steinen beworfen. Sie erlitt Verletzungen am Kopf, die mit sieben Stichen genäht werden mussten. Am 20. April wurden Karin Laier, eine deutsche Sozialarbeiterin, und Tore Ottesen, ein norwegischer Soziologe, von einer Gruppe jugendlicher Siedler angegriffen. Sie erlitten schwere Prellungen, wurden aber nicht ernsthaft verletzt.

Einsatz in Hebron

In beiden Fällen wurden die christlichen Freiwilligen während ihres Dienstes angegriffen, als sie palästinensische Schülerinnen der Cordoba-Mädchenschule begleiteten, um sie vor Angriffen der Siedler zu schützen. Die Freiwilligen sind Mitglieder eines Teams von vier ökumenischen Begleitpersonen, die seit Februar in Hebron im Einsatz sind. Die Cordoba-Mädchenschule liegt gegenüber der Siedlung Beit Hadassah. Schülerinnen und Lehrkräfte werden von den Siedlern häufig mit Steinen beworfen, getreten und bespuckt.

Angriffe auf Palästinenser noch schlimmer

Die gewalttätigen Übergriffe seien zwar "an sich schon schwerwiegend genug", betont Weiderud in seinem Schreiben an den israelischen Botschafter, aber sie stellten "nur einen kleinen Teil der Angriffe israelischer Siedler gegen Palästinenser in Hebron, anderen Teilen des Westjordanlands und Ostjerusalem" dar.

Bau und Erweiterung der Siedlungen ist Wurzel des Problems

Weiderud unterstreicht, dass die Wurzel des Problems "im Bau, der Sicherung und Erweiterung der Siedlungen" liege, und fordert "konkrete Maßnahmen, die zum vollständigen Abzug aller Siedler aus Hebron und der Rückgabe des von Siedlern besetzten Landes an die palästinensischen Eigentümer führen".

Schutz der Menschenrechte

Das vom ÖRK koordinierte Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel wurde 2002 ins Leben gerufen und bislang haben 270 Begleitpersonen aus 14 Ländern als Freiwillige daran teilgenommen. Ziel des Programms ist es, Palästinenser und Israelis in ihrem Engagement für den Frieden zu unterstützen, indem Verstöße gegen die Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht beobachtet und gemeldet werden, die Gemeinschaften vor Ort von den Freiwilligen bei alltäglichen Aktivitäten begleitet und geschützt werden und ganz allgemein Solidarität mit den Kirchen geübt und zusammen mit ihnen Fürsprachearbeit für eine friedliche Beendigung der Besetzung geleistet wird.

 

Link:

Ökumenisches Begleitprogramm in Israel und Palästina

 
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