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News 05. 05. 2006 |
Die kleinste Armee der Welt feiert Geburtstag"Ich schwöre, treu, redlich und ehrenhaft zu dienen dem regierenden Papst"; mit dieser alten Eidesformel werden alle Jahre wieder am 6. Mai die neuen Schweizergardisten im Vatikan in ihr Amt eingeführt - inzwischen seit einem halben Jahrtausend. Am Samstag finden die Feiern zum 500-jährigen Bestehen der berühmten vatikanischen Armee ihren Höhepunkt.Mit einem Gedenkmarsch von der Schweiz nach Rom erinnerten heuer rund 150 Veteranen der Schweizergarde an die Anfänge der vatikanischen Armee. Die ersten 150 Schweizergardisten waren im Herbst 1505 von Papst Julius II. zum Schutz des Vatikans angefordert worden und Anfang 1506 unter der Führung ihres Hauptmanns Kaspar von Silenen in Rom eingetroffen. Erinnerung an "Sacco di Roma"Jedes Jahr am 6. Mai werden in Rom die neuen Mitglieder der Schweizergarde vereidigt. Heuer bildet der Gedenk- und Jahrestag des "Sacco di Roma" zugleich auch den Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 500-jährigen Bestehen der kleinsten Armee der Welt. Bis heute bildet die "Plünderung Roms" am 6. Mai 1527 das Kern- und Schlüsselerlebnis der Garde. Damals mussten die Schweizer, denen laut Vertrag der Dienst auf dem Schlachtfeld untersagt war, Papst Clemens VII. (1513-1534) im Kampf gegen die plündernden Söldnerhorden des römischen Kaisers Karl V. verteidigen. Dabei ließen 147 Gardisten ihr Leben, aber die Schutztruppe konnte dem Papst den Fluchtweg in die Engelsburg frei kämpfen und so sein Leben retten. Auf Grund dieser Heldentat, und wegen ihres jahrhundertelangen zuverlässigen Dienstes für den Papst blieb die Schweizergarde bestehen, als Papst Paul VI. 1970 die übrigen Vatikan-Garden auflöste. Schweizer – neutral gegenüber innerrömischen KonfliktenDie Schweizergarde, die kleinste Armee der Welt, wurde dem Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts während einer turbulenten Phase des Papsttums von der Schweiz zur Verfügung gestellt. Papst Julius II. wollte keine Landsleute zum Schutz, weil er fürchtete, diese könnten in innerrömische Machtkämpfe verwickelt werden. Schweizer Söldner hatten damals Europa einen guten Ruf. "Reisläuferei"Die Gardisten im Dienste des Papstes sind ein letztes Überbleibsel der "Reisläuferei". Dienst in einer fremden Armee wurde Schweizer Staatsbürgern nach der Gründung des Bundesstaates 1848 untersagt, einzige Ausnahme ist die Schweizergarde. Im 16. Jahrhundert stand fast ein Drittel der Schweizer Männer über 16 einmal als Söldner in fremden Diensten. Bis zu 200.000 Mann dienten damals in fremden Armeen. Michelangelo entwarf die Uniformen nichtBis heute trägt die Garde eine Uniform im Stil der Renaissance, die allerdings nicht wie häufig behauptet auf Entwürfe von Michelangelo zurückgeht. Das prächtige Gewand in den Farben Blau, Gold und Rot wurde von einem ehemaligen Gardisten im Jahr 1914 entworfen. Mit Hellebarden gegen Terroristen?Heute halten die Gardisten vor allem an den Eingängen zum Kirchenstaat Wache. Zusätzlich ist aber immer auch staatliche, italienische Polizei am Schutz des Vatikans beteiligt, nicht zuletzt angesichts der Bedrohung durch den Terrorismus. Papst Johannes Paul II. hatte den Auftrag seiner Soldaten einst so umschrieben: Sie seien dazu aufgerufen "dem obersten Hirten der Kirche, dem Bischof von Rom, zu helfen, in geordneter und sinnvoller Weise die großen Besucherscharen zu empfangen und zugleich seinen apostolischen Dienst zu schützen". Katholik, Schweizer und mindestens 174 großNoch heute müssen die Gardisten Schweizer Staatsbürger sein, katholisch und mindestens 1,74 Meter groß. Höhere Dienstgrade dürfen heiraten und können mit ihren Ehefrauen und Kindern außerhalb der Kaserne im Vatikan leben. Meist sind die jungen Soldaten zwei Jahre in Rom. Die Amtssprache der Schweizergarde ist Deutsch. Doppelmord und SuizidIn die Schlagzeilen geriet die Schweizergarde zuletzt 1998 durch die Ermordung ihres Kommandanten Alois Estermann und dessen Ehefrau durch den jungen Gardisten Cedric Tornay, der anschließend Selbstmord verübte. An der offiziellen Erklärung, Tornay habe die Tat in einem "Anflug von Wahnsinn aus gekränktem Stolz" begangen, nachdem er bei einer Beförderung übergangen worden war, wurde immer wieder gezweifelt. So erklärte etwa Tornays Mutter, der "Abschiedsbrief" ihres Sohnes wäre eine Fälschung. Keine NachwuchssorgenDer derzeitige Kommandant der "kleinsten Armee der Welt", Elmar Theodor Mäder, äußerte sich anlässlich der 500 Jahr-Feiern zuversichtlich, dass die derzeit 110 Mann starke Truppe künftig keine Nachwuchssorgen haben werde. "Die jungen Leute kommen, um hier eine ganz nützliche Erfahrung zu machen", sagte er der Zeitung "Corriere della Sera". "Ihr Sold ist vergleichbar mit Gehältern bei ähnlichen Aufgaben in Sicherheitsdiensten in der Schweiz." Inoffiziell heißt es, der Monatssold für die Rekruten liegt bei etwa 1200 Euro.
Weitere News zum Thema: - 03. 05. 2006: Große Feier zu Ehren der Schweizergarde im Vatikan - 23. 01. 2006: Papst dankte Schweizergardisten für 500 Jahre Dienst
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