News 25. 08. 2006 |
Schönborn: Kritik an "ideologischen Seiten des Darwinismus"Kritik an den "ideologischen Seiten des Darwinismus" übte Kardinal Christoph Schönborn Freitag Nachmittag in einer Rede bei den Alpbacher Technologiegesprächen.Man müsse unterscheiden, wo in Darwins Evolutionstheorie "wirkliche Wissenschaft am Werk" sei und wo es sich um "weltanschauliche, ideologische Elemente handelt, die wissenschaftsfremd" sind. Der "ideologische Evolutionismus" sei "die wissenschaftliche Verbrämung sowohl des Kommunismus wie des Nationalsozialismus" gewesen und sei es heute für den wirtschaftlichen Sozialdarwinismus mit seiner Rechtfertigung eines schrankenlosen wirtschaftlichen Kampfs ums Dasein, so Schönborn laut Redemanuskript. Freiheit im DiskutierenEs müsse erlaubt sein, die ideologischen Seiten des Darwinismus sachlich zu kritisieren, betonte Schönborn. "Es ist nicht einzusehen, warum es verboten sein soll - so die Debatte in den USA -, die Gottesfrage im Wissenschaftsunterricht der Schule zu stellen, und nie die Frage zu stellen, ob der Materialismus - als höchst diskutable Weltanschauung - eigentlich zusammen mit Darwins Theorie gelehrt werden darf." Nötig sei eine "große Freiheit im Diskutieren der offenen Fragen der Evolutionstheorie". ZensurIn der Wissenschaftsgemeinde werde aber jede Anfrage an die "wissenschaftlichen Schwachpunkte" der Theorie von vornherein abgeblockt, bedauerte Schönborn: "Hier herrscht zum Teil eine Art Zensur, wie man sie gerne der Kirche früher vorgeworfen hat." Die "entscheidende Frage" liegt für den Kardinal nicht auf der Ebene der Naturwissenschaften oder der Theologie, sondern dazwischen "in der Naturphilosophie". Daher müssten die philosophischen Zusammenhänge beleuchtet werden. Konflikt zwischen Evolutionisten und KreationistenIn den vergangenen Monaten habe sich gezeigt, dass es eine "Karikatur" sei, alles auf einen Konflikt zwischen Evolutionisten und Kreationisten zu reduzieren. Dadurch mache man sich die Sache zu leicht. Die "kreationistische" Position basiere auf einem Bibelverständnis, das die Kirche nicht teile: Die erste Seite der Bibel sei eben nicht ein kosmologischer Traktat über die Weltentstehung in sechs Sonnentagen. Die Möglichkeit, dass der Schöpfer sich auch des Instruments der Evolution bediene, sei für den katholischen Glauben annehmbar: "Die Frage ist vielmehr, ob der Evolutionismus als weltanschauliches Konzept mit dem Glauben an einen Schöpfer vereinbar ist", so der Kardinal. ErsatzreligionSchönborn stellte die Frage, warum der "Evolutionismus" mit seinem ideologischen Materialismus so etwas wie eine "Ersatzreligion" geworden sei. Er wage die Behauptung, dass es derzeit "wohl keine wissenschaftliche Theorie gibt, gegen die es so viele schwerwiegende Einwände gibt und die dennoch von vielen als völlig sakrosankt verteidigt wird." Als gewichtigste Einwände nannte er die fehlenden "missing links", der fehlende Nachweis einer einzigen artübergreifenden Evolution sowie die "Problematik des Begriffs des Survival of the Fittest": So sei gezeigt worden, dass Überleben oft eine "Glückssache" und kein Beweis für eine besondere "Fitness" sei: Die Dinosaurier und viele andere Arten wären wegen Katastrophen untergegangen und nicht wegen Unangepasstheit. |
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