News 29. 08. 2006

Papst reist zum "Gesicht Jesu" nach Manoppello

Papst Benedikt XVI. wird am kommenden Freitag das mittelitalienische Bergdorf Manoppello besuchen und vor einem hauchdünnen Stück Stoff beten, das den Kopf eines Mannes zeigt. Für Anhänger der Reliquie handelt es sich um das Antlitz Jesu Christi ("Volto Santo"=Heiliges Antlitz). Experten streiten darüber, ob es sich bei dem hauchdünnen Stück Stoff tatsächlich um das Schweißtuch von Jesus Christus gehandelt hat.

Die Visite von Benedikt XVI. sei privater Natur, heißt es im Vatikan. Dennoch werden zahlreiche Pilger erwartet. Für sie übertragen vier Großbildschirme das Ereignis. Benedikt XVI. wird am Freitag in der Früh mit dem Helikopter von seinem Sommersitz in Castel Gandolfo anreisen.

Eine der wertvollsten Reliquien

Die Ortschaft Manoppello feiert dieses Jahr das 500. Jubiläum seit der Ankunft des "Schweißtuchs", das nach der Überlieferung eine Frau aus Jerusalem dem zum Kreuzestod verurteilten Jesus auf dem Weg vom Gerichtshaus zur Hinrichtungsstätte Golgotha gereicht hat und das Jahrhunderte lang in der Christenheit als eine der wertvollsten Reliquien des Glaubens an Christus verehrt wurde. Der von Kapuzinermönchen in dem Abruzzenstädtchen aufbewahrte 17 mal 24 Zentimeter große Schleier ist seit 1646 ausgestellt, nachdem es eine lokale Adelsfamilie den Mönchen geschenkt hatte. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich um eine Reliquie, die zwischen 1608 und 1618 aus den Vatikanischen Archiven entwendet wurde. Zu ihr beten alljährlich über eine Million Gläubige.

Das "Schweißtuch der Veronika"?

Laut den Untersuchungen des deutschen Jesuiten Heinrich Pfeiffer von der Päpstlichen Universität Gregoriana ergaben, dass das Antlitz von Manoppello weder gemalt noch gewoben ist. Gestützt auch auf Forschungen der Trappistin Blandina Paschalis Schlömer aus der Eifel-Abtei Maria Frieden, sind sich einige Forscher sicher, dass es sich beim Schleier von Manoppello um das traditionell in der katholischen Kirche verehrte "Schweißtuch der Veronika" handle. Pfeiffer, Jesuitenpater und Professor für Geschichte der christlichen Kunst an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, zudem offizieller Berater der Päpstlichen Kommission für die Kulturgüter der Kirche, befasst sich seit Jahren mit dem beinahe durchsichtigen Tuch.

Ähnlichkeit mit Gesicht auf Turiner Grabtuch

Auf dem "Velo" (italienisch Tuch) seien im Gegenlicht die Gesichtszüge eines bärtigen Mannes mit langen Haaren zu sehen; die Züge weisen laut Pfeiffer Ähnlichkeit mit jenem Antlitz auf dem Turiner Grabtuch auf, das als Leichentuch Jesu gilt und bis auf den heutigen Tag in Turin verehrt wird, über dessen Echtheit jedoch die wissenschaftlichen Ansichten auseinander gehen. Analysen des Grabtuches schienen es 1988 als mittelalterliche Fälschung zu erweisen, spätere Forschungen wiesen jedoch eher darauf hin, dass das Tuch wohl tatsächlich aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. stammt und die Proben von 1988 an Stellen entnommen worden waren, die im Mittelalter ausgebessert worden sind.

Kein Hinweis in den Evangelien

Das Wissen über das "Schweißtuch der Veronika" gründet nicht - wie das Turiner Grabtuch - auf einen Bericht der Evangelien vom Leiden und Sterben des Jesus von Nazareth, sondern auf Überlieferungen, die außerhalb des biblischen Kanons in der Christenheit weitergegeben wurden und deren historische Authentizität weder mit Sicherheit nachzuweisen noch auszuschließen ist. Die Ausgestaltung des Kreuzwegs Jesu in 14 Stationen - von denen eine die Begegnung mit Veronika ist - wurde im Mittelalter, in der Zeit der Kreuzzüge und dann besonders vom Franziskanerorden für die Volksfrömmigkeit in der Nachfolge des Erlösers verbreitet und fand in der künstlerischen Darstellung im ganzen Abendland ungezählten Niederschlag.

 

Link:

- "Volto Santo" in Manoppello

 

 

 

 

 
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