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News 18. 09. 2006 |
Muslime reagieren unterschiedlich auf Papst-ErklärungMuslimische Organisationen in Deutschland begrüßten die Klarstellungen Benedikts sowie sein Bedauern. Für die ägyptische Moslem-Bruderschaft reichen die Aussagen des Papstes vom Wochenende nicht aus, sie fordert weiterhin eine Entschuldigung des katholischen Kirchenoberhauptes.Die ägyptische Moslem-Bruderschaft hat Papst Benedikt XVI. nun doch zu einer eindeutigen Entschuldigung für seine Islam-Äußerungen aufgefordert. Die Erklärung des Papstes vom Sonntag reiche nicht aus, sagte der stellvertretende Chef der radikal-sunnitischen Bewegung, Mohammed Habib, der Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag. "Wir rufen den Papst im Vatikan zu einer eindeutigen Entschuldigung auf, die jegliche Verwirrung beendet." Habib hatte die Äußerung des Papstes am Sonntag zunächst als "ausreichend" gewertet. Die Moslem-Bruderschaft gehört zu den einflussreichsten Bewegungen des sunnitischen Islam und hat in Staaten wie der Türkei oder Syrien Ableger. Muslime in Deutschland und Frankreich zufriedenDer Zentralrat der Muslime in Detschland erklärte am Sonntag in Köln, die Papst-Erklärung sei der "wichtigste Schritt" gewesen, um den Protesten in der islamischen Welt entgegen zu wirken. Am Vortag hatten auch der französische Muslim-Dachverband CFCM und der Muslimrat von Großbritannien die Klarstellung des Vatikans begrüßt. Ein Sprecher der ägyptischen Muslimbruderschaft sagte am Sonntag in Kairo: "Gleichgültig, ob er (der Papst) es in guter oder schlechter Absicht gesagt hat, wir akzeptieren seine Entschuldigung, denn wir wollen keine Krise zwischen Muslimen und Christen heraufbeschwören." Proteste im IranIn Teheran wurde der Botschafter des Vatikans ins iranische Außenministerium einbestellt. In verschiedenen Städten demonstrierten islamische Geistliche gegen die Papst-Worte. Auf einer Versammlung von rund 200 Klerikern und Studenten in der Heiligen Stadt Ghom wurde eine offizielle Entschuldungung Benedikts verlangt. Das geistliche Oberhaupt des Irans, Ayatollah Ali Chamenei, bezeichnete die Aussagen des Papstes als das "letzte Glied eines Komplotts für einen Kreuzzug". Marokko ruft Botschafter zurückIn Marokko protestierte König Mohammed VI. gegen die Äußerungen des Papstes. Der Monarch rief den marokkanischen Botschafter beim Vatikan zurück und übermittelte eine Protestnote. Der Mufti von Saudi-Arabien empfahl dem Papst am Sonntag, "sich eingehender mit dem Islam zu befassen". Dann werde Benedikt XVI. feststellen, dass der Islam nicht mit dem Schwert verbreitet worden sei, sondern durch "gute Worte" und überzeugende Argumente. Scheich für "Tag des friedlichen Zorns"Der einflussreiche Scheich Jussuf al Karadawi rief die Muslime weltweit für nächsten Freitag zu einem "Tag des friedlichen Zorns" auf. Im Fernsehsender "Al Jazeera" appellierte der Scheich am Sonntag, mit Demonstrationen und Sit-Ins nach der Freitagspredigt in den Moscheen gewaltlos gegen das katholische Kirchenoberhaupt zu protestieren. Karadawi, der als Chef der so genannten Weltunion der moslemischen Ulemas über Autorität bei sunnitischen Moslems verfügt, äußerte sich in einer beliebten wöchentlichen Religionssendung. "Das ist keine Entschuldigung"Der ägyptischstämmige katarische Geistliche verbot seinen Anhängern, Kirchen anzugreifen. Zugleich forderte er die Botschafter arabischer und islamischer Staaten im Vatikan dazu auf, beim Kirchenstaat schriftlich Protest gegen die umstrittenen Redeäußerungen Benedikt XVI. einzulegen und vom Heiligen Stuhl organisierte Veranstaltungen zu boykottierten. Karadawi warf dem Papst vor, sich mit seiner Klarstellung am Sonntag nicht wirklich entschuldigt zu haben. "Das sind keine Entschuldigungen. Das ist ein an die Moslems gerichteter Vorwurf, dass sie seine Worte nicht verstanden haben", sagte er Al Jazeera. Solange Benedikt XVI. seine Worte nicht zurückziehe, werde der Dialog zwischen Moslems und Christen eingestellt. Türkei-Reise bleibt weiter auf dem ProgrammDie Türkei hält trotz der Kontroverse an der Einladung des Papstes für Ende November fest. Aus der Sicht Ankaras sei "von irgendwelchen Änderungen" am geplanten Papst-Besuch "keine Rede", sagte Außenminister Abdullah Gül. Der Vatikan gehe davon aus, "dass die Reise stattfindet", sagte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone.
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