News 18. 09. 2006

Italienische Ordensfrau in Somalia erschossen

Vermutlich in Zusammenhang mit den Papst-Äußerungen zum Islam haben Bewaffnete in der somalischen Hauptstadt Mogadischu eine italienische Ordensschwester und deren somalischen Leibwächter erschossen.

"Wir nehmen an, dass die Tat im Zusammenhang mit den Äußerungen des Papstes steht", sagte Yusuf Mohamed Siad, der Sicherheitsbeauftragte der Union der Islamischen Gerichte, die Mogadischu kontrolliert. Der Vatikan zeigte sich erschüttert über die Tat. Ein ranghoher Mitarbeiter der mit österreichischen Geldern geförderten S.O.S.-Klinik, Abdimalik Mohammed Khalif, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Täter hätten offenbar gezielt auf Schwester Leonella gewartet. Diese habe kurz nach Mittag regelmäßig Medizinstudenten unterrichtet. Die Attentäter haben der Schwester dreimal in den Rücken geschossen. Der Leibwächter sei sofort gestorben, die Nonne später ihren Verletzungen erlegen, hieß es. Das Sicherheitspersonal habe auf die Angreifer geschossen und einen von ihnen festgenommen. Er sei dem Obersten Islamischen Rat (SICS) überstellt worden. Die islamistische Organisation bestätigte dies. Nach dem zweiten Schützen werde gefahndet, sagte Scheich Muchtar Robow, Vize-Sicherheitschef des SICS der AFP.

Scheich: Mord widerspricht dem Islam

Scheich Robow verurteilte den Mord an der Nonne. "Das war barbarisch und lief den Lehren des Islams zuwider", sagte er. "Wir wissen nicht, ob das mit den Papst-Äußerungen zum Islam zusammenhängt", fügte er hinzu. Es könne aber nichts ausgeschlossen werden. Die Täter hätten die islamistische Bewegung in Verruf bringen wollen. Die Islamisten in Somalia hatten die Papst-Äußerungen scharf verurteilt. Ein prominenter Geistlicher in Mogadischu hatte am Freitag dazu aufgerufen, den Papst für seine Äußerungen zu "jagen" und zu töten.

Vatikan: Fürchterliche Tat

Vatikan-Sprecher Federico Lombardi sagte laut der Nachrichtenagentur ANSA, der Mord an der Ordensschwester sei "fürchterlich". Er hoffe, dies bleibe eine "isolierte Tat".

Seit 1970 in Afrika tätig

Sr. Leonella wurde am 9. Dezember 1940 als Rosa Sgorbati in Italien geboren. Sie trat 1963 dem Orden der Consolata-Missionarinnen bei und nahm den Ordensnamen Leonella an. In England

zur Krankenschwester ausgebildet arbeitete sie seit 1970 in verschiedenen Krankenhäusern in Kenia. 2002 richtete sie in einem von "SOS Kinderdorf" betriebenen Kinderspital in Mogadischu eine Krankenschwesternschule ein, wo sie anschließend hauptsächlich arbeitete.

Wie die "SOS Kinderdörfer" mitteilten, sind drei italienische Mitschwestern der Ermordeten unverzüglich aus Somalia evakuiert worden. Sr. Leonella wird Ende der Woche in in der kenianischen Hauptstadt Nairobi beerdigt.

 

 

 

 

Link:

- Wortlaut der Vorlesung von Benedikt XVI. an der Universität Regensburg

 

Video-on-Demand:

- Die umstrittene Passage der Papst-Vorlesung an der Universität Regensburg

 

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