News 08. 11. 2006

Kommentierung bei umstrittener Dollfuß-Gedenktafel im Linzer Dom

Unter einer umstrittenen Gedenktafel für den Ständestaat-Kanzler Engelbert Dollfuß im Linzer Dom ist nun eine Kommentierung angebracht worden.

Der oberösterreichische SPÖ-Klubobmann Karl Frais hatte vor rund einem Jahr die in der Kirche freigelegte Inschrift kritisiert. SPÖ, Grüne und KPÖ betonten, die katholische Kirche müsse sich ihrer großen geschichtlichen Verantwortung für die Beseitigung der Demokratie bewusst sein. Man einigte sich auf die Anbringung eines erklärenden Textes, der in einer Pressekonferenz am Mittwoch in Linz präsentiert wurde.

1934 angebracht

Die Dollfuß-Gedenktafel war 1934 bei der Errichtung der Domtüren eingeschnitzt worden, 1938 wurde sie auf Anordnung der Nationalsozialisten mit einer Platte verdeckt. Diese wurde erst Mitte der achtziger Jahre wieder abgenommen. Als Zeitzeugnis wurde die Tafel nicht mehr verhängt, von Seiten der SPÖ wurde Kritik laut: "Engelbert Dollfuß ist aus unserer Sicht der demokratiepolitisch umstrittenste Politiker der österreichischen Zwischenkriegszeit." In einer Resolution des Linzer Gemeinderates wurde am 24. November 2005 von allen Parteien - bei Stimmenthaltung der ÖVP - die Entfernung der Dollfuß-Tafel am Linzer Dom gefordert.

Enthaltung von Parteipolitik

Unter Einbeziehung von Historikern einigte man sich schließlich auf eine gut sichtbare Kommentierung. Darin heißt es u. a.: "Die Gedenktafel ist aus heutiger Sicht keine Zustimmung zur damaligen Politik. Nach der Befreiung von der NS-Gewaltherrschaft beschloss die Österreichische Bischofskonferenz sich in Hinkunft jeder Parteipolitik zu enthalten."

 
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