News 04. 01. 2007

Polen: Untersuchung von Spitzel-Vorwürfen gegen Bischof abgeschlossen

Eine von polnischen Episkopat beauftragte Kommission hat am Donnerstag die Untersuchung der Spitzelvorwürfe gegen den designierten Warschauer Erzbischof Stanislaw Wielgus beim Institut des Nationalen Gedenkens (IPN) abgeschlossen.

Eine offizielle Stellungnahme gab es zunächst nicht. Jozef Kloch, der Sprecher des polnischen Episkopats, hoffte auf eine Stellungnahme von Wielgus noch vor dessen Amtseinführung am kommenden Sonntag.

Vorwürfe erhärtet

Die Geheimdienst-Vorwürfe gegen Wielgus hatten am Donnerstag neues Gewicht erhalten. Er habe "keinerlei Zweifel", dass Wielgus Informant des kommunistischen Geheimdienstes gewesen sei, hatte der Historiker Andrzej Paczkowski nach der Untersuchung der Geheimdienstakte des 67-jährigen erklärt. Der Ombudsmann für Bürgerrechte, der eine Historikerkommission mit der Untersuchung der Akte beauftragt hatte, sprach am Donnerstag von erhärteten Vorwürfen. Die Dokumente ließen auf eine "bewusste Geheimdiensttätigkeit" schließen.

Amtsübernahme am Sonntag?

In Polen wird bereits darüber spekuliert, ob Wielgus wie geplant am Sonntag sein neues Amt eintritt. Die polnische Nachrichtenagentur PAP berichtete unter Berufung auf anonym bleibende Quellen im Vatikan, der Vatikan "analysiere die Lage" und warte auf die Ergebnisse der Untersuchungen der Historiker. Der Kirchenrechtler Remigiusz Sobanski betonte, eine Entscheidung zur Übernahme des Amts als Warschauer Bischof könne nur der Papst oder Wielgus selbst treffen.

Wielgus weist Vorwürfe zurück

Wielgus selbst hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und versichert, seine Kontakte zu Geheimdienstmitarbeitern seien nur Routine gewesen. "Wenn man einen Reisepass haben wollte, konnte man dem Sicherheitsdienst nicht sagen: haut ab", sagte er in einem Interview.

„Verpflichtungserklärung“ im Internet

Die Zeitung "Gazeta Polska", die als erste über Geheimdienst-Kontakte des Geistlichen berichtet hatte, veröffentlichte am Donnerstag Dokumente aus der Wielgus-Akte auf ihrer Internet-Seite. Darunter ist auch eine im Sommer 1973 unterzeichnete Verpflichtungserklärung über die Zusammenarbeit von Wielgus mit dem Sicherheitsdienst.

Vatikan vertraut Wielgus

Die ersten Enthüllungen über Wielgus' frühere Zusammenarbeit mit der Geheimpolizei waren bereits im Dezember veröffentlicht worden. Der bisherige Primas der polnischen katholischen Kirche und Warschauer Erzbischof, Kardinal Jozef Glemp, hatte daraufhin gesagt, er habe "volles Vertrauen" in seinen Nachfolger. Der Vatikan erklärte, dies gelte auch für Papst Benedikt XVI.. Bei der Nominierung des neuen Erzbischofs von Warschau seien bereits "alle Lebensumstände einschließlich der Vergangenheit berücksichtigt worden", hieß es weiter.

 

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