News 10. 01. 2007

Kardinalstaatssekretär: Polens Kirche lebendig und treu

Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone hat erstmals seit dem spektakulären Rücktritt des Warschauer Erzbischofs Stanislaw Wielgus die polnische Kirche verteidigt. Und der Primas der katholischen Kirche in Polen, Kardinal Jozef Glemp, stellt sich weiterhin auf die Seite von Wielgus und spricht von einer "Pressehetze".

"Die polnische Kirche von heute ist lebendig, mutig und treu, auch, wenn sie Momente der Unsicherheit erlebt hat und Opfer wurde", sagte Bertone am Mittwoch in einem Interview mit Radio Vatikan. Wie der Sender mitteilte, habe Bertone die polnische katholische Kirche gegen den Generalverdacht verteidigt, sie sei während des Kommunismus zu eng mit dem damaligen Geheimdienst verstrickt gewesen.

Kardinal Glemp verteidigt Wielgus

Der Primas der katholischen Kirche Polens, Kardinal Jozef Glemp, verteidigt weiterhin den zurückgetretenen Warschauer Erzbischof Stanislaw Wielgus und führt Klage über das Verhalten der Medien. In einem Interview für das staatliche polnische Fernsehen "TVP2" sagte er am Dienstagabend, dass Erzbischof Wielgus wegen Verunglimpfung seiner Person den Rechtsweg beschreiten könnte. Der Primas widersprach den Vorwürfen, die Informationskanäle zum Vatikan hätten in dem Fall versagt.

Wielgus ist "benachteiligt"

Kardinal Glemp zeigte sich überzeugt, der wegen Zusammenarbeit mit der kommunistischen Geheimpolizei (SB) verdächtigte Erzbischof könnte einen Verleumdungsprozess anstrengen. "Ich verteidige ihn, weil er ein benachteiligter Mensch ist. Man hat ihm keine Verteidigungsmöglichkeit gegeben, er konnte keine zivilisierten Prozessformen nutzen", unterstrich der Primas. Der Heilige Vater habe den Geistlichen gekannt und gewusst, dass er ein "guter Hirte" sei, und als er von ihm die Bitte um Befreiung von der Funktion bekommen habe, habe er ihn davon befreit, erklärte Kardinal Glemp die Reaktion des Heiligen Stuhls.

"Pressehetze"

Der Primas verteidigte auch den Apostolischen Nuntius in Warschau, der alle notwendigen Regeln befolgt hätte. Nach Darstellung Glemps ist Erzbischof Wielgus während der gegen ihn gerichteten "Pressehetze" am vergangenen Sonntag freiwillig zurückgetreten. Kardinal Glemp erinnerte daran, dass Wielgus nur geschrieben (den Offizieren des kommunistischen Geheimdienstes) hätte, was er in der Zukunft, während des Stipendiums in München, zu tun geplant habe. Gefragt, ob die Kirche in diesem Fall keinen Fehler begangen habe, erwiderte der Primas, dass es "einen massiven Druck" auf die Kirche gegeben habe und man ihr schon mit dem nächsten drohen würde.

 

Kardinal Dziwisz lobt polnische Kirche

Zum Skandal um Wielgus äußerte sich laut italienischen Medien auch der Krakauer Erzbischof und ehemalige Privatsekretär des polnischen Papstes Johannes Paul II., Kardinal Stanislaw Dziwisz. Er lobte den "Mut und die Weisheit der polnischen Kirche", die sofort den Beschluss des Papstes akzeptiert habe, Wielgus zum Rücktritt zu bewegen, obwohl der Geistliche niemandem geschadet habe.

Polnische Kirche hat viel gelitten

Der Bischof der zentralpolnischen Stadt Radom, Zygmunt Zimowski, der nach Medienangaben die Warschauer Erzdiözese an Stelle des zurückgetretenen Wielgus übernehmen könnte, rief die polnische Kirche zu Gebeten auf. "Die polnische Kirche hat in den letzten Zeiten viel gelitten. Jetzt gibt es keine Zeit für Spekulationen und politische Spiele. Jetzt muss man für den Zusammenhalt unserer Kirche beten", sagte Zimowski in einem Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" am Mittwoch. Zimowski weigerte sich, Gerüchte zu kommentieren, wonach er zum Nachfolger von Wielgus aufrücken könnte. "Ich habe zu diesem Thema nichts zu sagen, nur, dass ich 20 Jahre lang mit dem Heiligen Vater zusammengearbeitet habe", so Zimowski, der ein enger Mitarbeiter von Kardinal Joseph Ratzinger in der Glaubenskongregation.

 

 

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