News 12. 01. 2007 |
Diskussionen um neues Scientology- Zentrum in BerlinDie geplante Eröffnung eines großen Scientology-Zentrums in Berlin ist nach Ansicht der Expertin Ursula Caberta Teil eines europaweiten Kreuzzugs der Organisation. Das Zentrum gehöre zu einer generalstabsmäßigen Gesamtplanung namens "Kreuzzug Europa", sagte die Leiterin der Arbeitsgruppe Scientology in der Hamburger Innenbehörde der Nachrichtenagentur AFP.Der Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat Scientology zwei Tage vor der Eröffnung ihrer Hauptstadt-Zentrale Gehirnwäsche vorgeworfen. Der Landesbischof warnte in der Berliner Tageszeitung "B.Z." (Freitag), die Organisation wolle mit Gehirnwäsche Menschen zu "perfekten Maschinen" machen. Unter dem Mantel der Religion würden "Menschen bedrängt und Geschäfte gemacht". Darüber hinaus biete die Organisation getarnt Hausaufgabenhilfen für Schüler und Hilfe für Drogenkranke an, sagte Huber. Scientology habe nichts mit Religion zu tun, "erst recht nicht mit christlicher". "Wirtschaftsunternehmen mit totalitären Bestrebungen"Auch der Sektenbeauftragte der Evangelischen Kirche in Berlin, Thomas Gandow, spricht Scientology jede Form von Religion ab. "Die sind weder Kirche noch Sekte, sondern ein Wirtschaftsunternehmen mit totalitären Bestrebungen." Aussteiger schildern, dass Scientology mit Geräten ähnlich einem Lügendetektor die Schwächen Hilfesuchender ermittelt, um ihnen für die Behandlungen dann möglichst viel Geld abzunehmen. "Planetarische Rettungskampagnen"Laut der Scientology-Expertin Caberta führt die Organisation einen Krieg gegen das demokratische System. Die Führung in den USA habe die Losung ausgegeben: "Jetzt ist Europa dran". In einem internen Scientology-Papier heiße es dazu: "Um unsere planetarischen Rettungskampagnen in Anwendung zu bringen, müssen wir die obersten Ebenen der deutschen Regierung in Berlin erreichen." Scientology verfolge mit der Kampagne eine "menschenverachtende Ideologie", die "im krassen Gegensatz zu unserem Grundgesetz" stehe, warnte Caberta, deren Arbeitgruppe die Aktiviäten von Scientology seit 1992 verfolgt. Eine "politische Psycho-Gruppe"Von Scientology gehen laut Caberta mehrere Gefährdungen aus. Zum einen könnten Menschen wegen der Verheißung völliger Freiheit leicht in die Organisation "hereingeraten" und sich damit einer "mentalen Programmierung" aussetzen. Das habe laut Caberta "gravierende Auswirkungen auf die Person": "Sie werden einfach zum Rädchen im System, ohne dass sie weiter darüber nachdenken," sagte Caberta, deren Arbeitsgruppe neben Angehörigen von Scientology-Mitgliedern auch Aussteiger betreut. Für die Gesellschaft stelle Scientology eine Gefahr dar, weil sich ihre Mitglieder aktiv für eine scientologische Gesellschaft einsetzten. Nach Cabertas Einschätzung ist Scientology weder eine Religion noch eine Sekte. Die Organisation sei eine "politische Psycho-Gruppe" und alles, "nur nichts Religiöses". "Scientology Kirche" in BerlinDas neue Scientology-Zentrum in Berlin soll am Samstag eröffnet werden. Ob prominente Unterstützer wie der Hollywood-Star Tom Cruise auch zur Feier kommen, darüber schweigt sich die Organisation aus. Über der Berlin-Zentrale prangt bereits in großen Lettern der Schriftzug "Scientology Kirche". In einem mehr als 500 Quadratmeter großen Informationszentrum im Ergeschoss werden Lehre und Wirken von Scientology auf Tafeln und Bildschirmen gepriesen. "Fünf bis sechs Stunden dauert ein Rundgang", sagt Sprecher Frank Busch. Interviews werden gewöhnlich erst dann gewährt, wenn sich die Journalisten alle Beiträge angesehen haben. Im Gebäude bietet eine so genannte "Kapelle" Platz für rund 100 Menschen. Scientology – in den USA eine ReligionsgemeinschaftScientology wurde 1954 von dem amerikanischen Science-Fiction-Autor Lafayette Ronald Hubbard (1911 - 1986) in den USA gegründet. Nach Angaben des "Lexikons der Sekten, Sondergruppen und Weltanschauungen" soll die Organisation weltweit zwischen 8 und 25 Millionen Mitglieder haben. Das Mutterhaus steht in Los Angeles. Die hierarchisch strukturierte Organisation versteht sich dem Lexikon nach "als Abschluss und Krönung des bisherigen Suchens der Menschheit". Sie möchte alle Gebiete des Lebens "auf eine neue und endgültige Weise klären". Von Kritikern wird Scientology als profitorientiertes, mit zweifelhaften Methoden arbeitendes Unternehmen angesehen. Laut dem "Lexikons der Sekten, Sondergruppen und Weltanschauungen" kann die Mitgliedschaft bei der Organisation "tief greifende negative Auswirkungen, finanzieller und persönlicher Art, haben". Tätig ist Scientology vor allem auf dem Psychologie- und Immobilienmarkt. Scientology verfügt nach Angaben des deutschen Verfassungsschutzes über einen eigenen Nachrichtendienst, der sich "nicht an Recht und Gesetz gebunden sieht". In den USA hat die Organisation den Status einer Religionsgemeinschaft.
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