News 31. 01. 2007

Italien: Katholische Kirche gegen Legalisierung der „wilden Ehe“

Die italienische Bischofskonferenz (CEI) hat sich gegen eine eigene Rechtsform für nichteheliche Lebensgemeinschaften ausgesprochen. Das von der Regierung Prodi geplante Gesetz über die Rechte solcher Paare sei „überflüssig“, sagte der Generalsekretär der CEI, Bischof Giusieppe Betori, nach einer Sitzung des Ständigen Rates der Bischofskonferenz in Rom.

Eventuelle juristische Lücken ließen sich durch Modifizierungen des Zivilrechts schließen, argumentieren die katholischen Bischöfe Italiens. Betori verwies auf das Beispiel der Niederlande, wo die rechtliche Gleichstellung nichtehelicher Lebensgemeinschaften „das Konzept der Familie auf gesellschaftlicher und kultureller Ebene aus den Angeln gehoben“ habe. Die rechtliche Anerkennung homosexueller Lebensbündnisse bedeute zudem die „Preisgabe der Relevanz von Männlichkeit und Weiblichkeit für die menschliche Person“, behauptete Bischof Bertoni.

Appell des Staatspräsidenten

Unterdessen rief Staatspräsident Giorgio Napolitano zum Dialog mit der katholischen Kirche auf. Er sei zuversichtlich, dass eine Lösung gefunden werden könne. Das Gesetz über die „eingetragenen Partnerschaften“ solle „den Besorgnissen des Papstes Rechnung tragen“, meinte Napolitano.

Regierung will Dialog mit dem Vatikan

Der Aufruf des Staatspräsidenten setzt die ohnehin schon über das heikle Thema gespaltene Mitte-Links-Regierung unter Druck. Regierungschef Romano Prodi versicherte, dass es stets sein Bemühen sei, den Dialog mit dem Vatikan offen zu halten. "Ich habe die Ansichten des Vatikans stets im Auge gehabt, wenn wir die Frage in Angriff genommen habe und ich werde es auch in Zukunft haben", sagte Prodi.

Europäischer Standard

Außenminister Massimo D'Alema verteidigte das Gesetzprojekt zur Legalisierung der Lebensgemeinschaften, an dem Familienministerin Rosi Bindi arbeitet und das vom Ministerrat voraussichtlich kommende Woche verabschiedet werden könnte. Das Gesetz sei "nichts Revolutionäres" und es habe auch keine ethische Dimension, wenn nun elementare Rechte vieler Italiener nach jenem Maß anerkannt würden, das anderswo in Europa längst Standard sei.

Linksdemokraten weisen Vatikan-Kritik zurück

Linksdemokraten-Chef Piero Fassino wies die Vatikan-Kritik als unbegründet zurück. Es gehe nicht darum, das Konzept der Familie zu "entwurzeln" und diese den homosexuellen Lebenspartnerschaften gleichzustellen, sondern um die Anerkennung von Rechten wie dem gegenseitigen Beistand im Krankheitsfall, um die gemeinsame Nutzung von Wohnungen, um Rechte und Pflichten gegenüber Kindern und somit um alle Aspekte einer dauerhaften Beziehung, unabhängig vom Alter, der Rasse und der Religion der Lebenspartner.

 
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