News 21. 02. 2007 |
Orthodoxe Kirche gegen Unabhängigkeit des KosovoBischof Artemije (Radosavljevic), das Oberhaupt der serbisch-orthodoxen Kirche im Kosovo, befürchtet bei einer Unabhängigkeit der derzeit von der UNO verwalteten Region eine "Terrorgefahr" islamischer Extremisten und ethnischen Säuberungen durch die albanische Bevölkerungsmehrheit.Artemije gehört auch der 25-köpfige Delegation an, die von serbischer Seite am Mittwoch bei den abschließenden Status-Gesprächen in Wien teilnehmen will. Wahhabiten im KosovoEine Unabhängigkeit des Kosovo lehnte Artemije im Gespräch mit der Tageszeitung "Die Presse" (Mittwoch-Ausgabe) neuerlich ab: "Damit würde man den Boden bereiten für militanten Jihad und für islamischen Terrorismus im Herzen Europas." Die Wahhabiten (Anhänger einer konservativen Ausrichtung des sunnitischen Islams) seien im Kosovo überall vertreten, warnte der Bischof. "Sie haben in den vergangenen Jahren 400 neue Moscheen errichtet. Sie sind Extremisten, ihre Ideologie ist die gleiche wie die von Al Kaida". Zerstörung von KirchenIn den vergangenen sieben Jahren habe es ständig Übergriffe auf Serben gegeben. Im März 2004 habe es ein zweitägiges Pogrom gegeben, 19 Menschen starben, zahlreiche serbische Kirchen wurden zerstört. "Alles unter den Augen der internationalen Friedenstruppen. Was passiert erst bei einer Unabhängigkeit? Dann hätten die Albaner die Chance, den Kosovo ethnisch zu säubern." Nationale IdentitätBeim Kosovo gehe es nicht nur um ein Gebiet, stellte Artemije fest: "Es geht um unsere nationale Identität, Kosovo ist unsere spirituelle Essenz. Wir können nicht existieren ohne den Kosovo." Es gebe 1300 Klöster im Kosovo, nur 37 seien als Schutzzonen ausgewählt worden. "Und die Albaner bauen rundum Hotels und Fabriken". Für VerhandlungslösungEine Alternative zu einer Unabhängigkeit sieht Artemije in "Verhandlungen, damit beide Seiten zu einer Lösung kommen, die für alle akzeptabel ist." Eine aufgezwungene Lösung sei lediglich "der Quell von Instabilität und künftigen Konflikten."
Eine Lösung könnte so aussehen, "wie in jeder anderen Demokratie dieser Welt auch, die Minderheiten im eigenen Land hat", formulierte Artemije: "Eine Anerkennung der Rechte dieser Minderheiten und ein spezieller Schutz. Sie können alle Rechte haben, außer dem, dass sie sich von Serbien loslösen und ein unabhängiger Staat werden. Aber von der anderen Seite gibt es keine Bewegung, für sie ist Unabhängigkeit die Minimalforderung." Kritik an US-AußenpolitikDie US-amerikanische Außenpolitik in dieser Frage bezeichnete der Bischof als "interessant": "Man will zwar Demokratie in aller Welt verbreiten, aber im Kosovo soll es keine demokratische Lösung geben. Ich habe mit vielen Senatoren und Kongressabgeordneten gesprochen, die unsere Vorbehalte verstehen und glauben, dass Unabhängigkeit nicht die einzige Lösung ist. Aber sie können die Politik des Außenministeriums nicht ändern." |
![]() |