News 15. 03. 2007 |
Jesuitenorden stellt sich hinter Befreiungstheologen SobrinoDer Jesuitenorden wird keine Sanktionen gegen sein vom Vatikan beanstandetes Mitglied Jon Sobrino verhängen. Das sagte der Sprecher des Jesuiten-Generalats, P. Jose de Vera, "Kathpress" gegenüber am Donnerstag in Rom.Der salvadorianische Befreiungstheologe Sobrino sei ein herausragender und überaus angesehener Wissenschaftler so Vera. Die von der Glaubenskongregation beanstandeten Zitate seines Werks beträfen lediglich Aussagen, die gegen die Intention des Autors verstanden werden könnten. Damit gehe es nicht um ein Abweichen vom katholischen Glauben, sondern um Defizite in der theologischen Darstellung komplizierter Fragen wie das Verhältnis von göttlicher und menschlicher Natur in der Person Christi. Erfahrungen in der DiktaturSobrinos Theologie fuße auf persönlichen Erfahrungen, die er als junger Priester im diktatorischen Regime von El Salvador gemacht habe, sagte Vera. Seine Nähe zu Armen, Gequälten und Vergessenen sei unter dem Eindruck von 60.000 Todesopfern staatlicher Gewalt entstanden. Glaubenskongregation geht „umgekehrten Weg“Vera sprach im Blick darauf von einer "starken Offenbarung", die bedinge, dass sich Sobrino mithin einer nicht traditionellen Sprache in dogmatischen Fragen bediene. Seine theologische Argumentation setze "bei seiner Erfahrung mit den Armen ein, um bei der Trinität zu enden", während die Glaubenskongregation den umgekehrten Weg gehe. Jesuiten mit allem einverstanden, was Sobrino geschrieben hatDer Jesuitenorden sei "komplett einverstanden mit allem, was Sobrino geschrieben hat", betonte der Sprecher des Generalats. Vera hielt es jedoch für möglich, dass der direkte Obere des 68-jährigen Theologen diesen anhalte, sich nicht mehr zu den vom Vatikan beanstandeten Themen zu äußern. Sobrino werde die Korrekturen "bereitwilligst akzeptieren, so wie er es sein Leben lang getan hat", sagte der Sprecher. "Einzige Hoffnung der Kirche"Unterdessen übten deutsche Ordensleute und Theologen Kritik an den Beanstandungen. In einer in Münster veröffentlichten Erklärung stellten sie die Frage, ob es Rom mehr um eine Machtauseinandersetzung als um eine Auseinandersetzung um Glaubensfragen gehe. Wie ernst meint es Kirche mit „Option für die Armen“?Mit Blick auf die Maßregelung Sobrinos fragten die Unterzeichner zugleich, wie ernst es die Kirche mit ihrer "Option für die Armen" meine. Wer sich zu deutlich auf die Seite der Armen und Leidenden stelle, habe in dieser Welt immer weniger Platz. Die Erklärung wurde unter anderem von der Missionszentrale der Franziskaner in Bonn, dem Missionssekretariat der Steyler Missionsschwestern in Deutschland und dem Institut für Theologie und Politik in Münster unterzeichnet. Ehrendoktorat in MünsterFür viele Christen stelle die Theologie und das Handeln an der Seite der Armen die einzige Hoffnung und die einzige Zukunft für die Kirche dar, heißt es in der Erklärung weiter. Die Unterzeichner verwiesen zudem darauf, dass Sobrino 1998 von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet worden sei.
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