News 23. 04. 2007 |
Theologenkommission des Vatikans: "Auch ungetauft verstorbene Kinder kommen in den Himmel"Auch ungetauft verstorbene Kinder kommen in den Himmel. Dafür gebe es gewichtige theologische Gründe, heißt es laut "Kathpress" in einem Dokument der Internationalen Theologenkommission des Vatikans, das am Freitag in der halboffiziellen US-amerikanischen Kirchenzeitschrift "Origins" publiziert wurde. Damit korrigiert der Vatikan eine jahrhundertelang vertretene theologische Lehrmeinung, diese Kinder befänden sich nach ihrem Tod in einer Art "Zwischenstadium", dem sogenannten "Limbus".Die Taufe bleibe zwar der ordentliche Heilsweg, heißt es in dem Dokument der vatikanischen Theologenkommission. Es sei aber das Bewusstsein dafür gewachsen, dass Gott das Heil aller Menschen wolle. Die Vorstellung vom "Limbus", in dem Kinder ohne Schmerz, aber auch ohne Gottesnähe existieren würden, spiegle eine "unangemessen restriktive Sicht von Erlösung" wider. Keine Erwähnung des "Limbus"im KatechismusDie Kirche habe keine sichere Kenntnis über das ewige Schicksal ungetauft verstorbener Kinder, unterstreicht das Dokument. Nach Abwägung aller theologischer Argumente gebe es jedoch Grund zu der "Hoffnung, dass ungetauft gestorbene Kinder sich der beseligenden Schau Gottes erfreuen". Die "Limbus"-Theorie sei nie dogmatisiert worden und werde auch nicht im "Katechismus der Katholischen Kirche" erwähnt, betonen die Theologen. Tatsächlich heißt es im Katechismus: "Das große Erbarmen Gottes, der will, dass alle Menschen gerettet werden, und die zärtliche Liebe Jesu zu den Kindern (...) berechtigen uns zu der Hoffnung, dass es für die ohne Taufe gestorbenen Kinder einen Heilsweg gibt". "Limbus-Theorie" kann Schmerz und SchuldgefühleModerne Menschen hätten immer mehr Schwierigkeiten mit der Vorstellung von einem gerechten und barmherzigen Gott, der ohne persönliche Sünde verstorbene Kinder von der ewigen Glückseligkeit ausschließe, heißt es in dem Text der Kommission. Besonders bei den betroffenen Eltern könne der Zweifel am Heil ihres Kindes Schmerz und Schuldgefühle wecken. Die Kirche habe mit der Zeit ein "nuanciertes Verständnis" davon entwickelt, wie Heil und Erlösung vermittelt werden. Auch die überlieferte Lehre, außerhalb der Kirche gebe es kein Heil, müsse ähnlich interpretiert werden. Ratzinger trat für ein Ende der "Limbus-Theorie" einDie Internationale Theologenkommission des Vatikan hatte sich während mehrerer Tagungen in den vergangenen Jahren mit dem ewigen Schicksal der ungetauft verstorbenen Kinder befasst. Der nun publizierte 41-seitige Text mit dem Titel "Die Hoffnung auf Heil für ungetauft verstorbene Kinder" geht auf die mehrjährigen Beratungen der Theologenkommission zurück. Papst Benedikt XVI. hat das Dokument der Theologenkommission gebilligt. Papst Johannes Paul II. hatte die Kommission 2004 beauftragt, eine Stellungnahme zu erarbeiten. Die 1969 gegründete Internationale Theologenkommission ist ein offizielles Beratergremium des Heiligen Stuhls, insbesondere der vatikanischen Glaubenskongregation. Joseph Ratzinger, seinerzeit Präfekt der Glaubenskongregation, hatte schon 1985 betont: "Der 'Limbus' ist niemals definierte Glaubenswahrheit gewesen. Ich persönlich - wobei ich mehr als Theologe und nicht als Präfekt der Kongregation spreche - würde ihn fallen lassen, da er immer nur eine theologische Hypothese gewesen ist". Die "Vorhölle"Die Lehre vom "Limbus" hat kein biblisches Fundament, sondern entwickelte sich aus der theologischen Frage nach der Unverzichtbarkeit der Taufe für das Seelenheil. Konkret ging es um den Status der Seelen ungetauft gestorbener Kinder ("Limbus Puerorum") und der Seelen der verstorbenen Gerechten der Zeit vor Jesus Christus ("Limbus Patrum"). Diese Menschen sind ohne selbst eine Sünde begangen zu haben gestorben, gemäß christlicher Lehre jedoch mit der Erbsünde belastet. Der "Limbus Patrum" ist laut katholischer Lehre seit dem im Glaubensbekenntnis angesprochenen Abstieg Christi in das "Reich der Toten" leer. Da Christus seine Insassen allesamt in den Himmel geführt hat. Der "Limbus" ist der "Rand"Während Kirchenvater Augustinus noch davon ausging, dass ungetaufte Kinder in die Hölle kämen, entwickelte sich in der Frühscholastik die Lehre vom "Limbus" (wörtlich: "Rand", "Saum"), der "Vorhölle". Darunter wurde ein Ort oder Zustand verstanden, der die Anschauung Gottes ausschloss und Strafen einbezog, die aber von denen der Verdammten unterschieden wurden. Der Gedanke der Strafen für die ungetauften Kinderseelen wurde im Laufe der Geschichte von Theologen aber immer mehr abgelehnt. Gemäß der Lehre des Thomas von Aquin handelt es sich beim "Limbus" um einen Zustand "natürlicher Seligkeit".
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