News 13. 06. 2007

Orthodoxer Erzbischof von Zypern zu Besuch im Vatikan

Das Oberhaupt der orthodoxen Kirche von Zypern, Erzbischof Chrysostomos II., ist am Dienstag zu einem mehrtägigen Besuch im Vatikan eingetroffen. Den Höhepunkt der Visite bildet am Samstag eine Begegnung mit Papst Benedikt XVI. und die Unterzeichnung einer gemeinsamen theologischen Erklärung.

Der Besuch sei bedeutsam für die Ökumene, zumal sich die Kirche von Zypern auf Grund der geographischen Lage der Insel als Brücke zwischen Ost und West verstehe, betonte der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Walter Kasper, bei einem Pressegespräch. Zudem engagiere sich Chrysostomos II. als Mittler zwischen den Kirchen, insbesondere im Kontakt zum Moskauer Patriarchat.

Verbesserung des Kontaktes zur russisch-orthodoxen Kirche

Der Kontakt zwischen dem kirchlichen Rom und dem kirchlichen Moskau habe sich in letzter Zeit erheblich verbessert, hob Kasper hervor. Von einem Papstbesuch in Moskau spreche derzeit jedoch niemand, und auch für eine Begegnung an einem neutralen Ort gebe es im Moment weder Anzeichen noch Planungen. Kasper wandte sich gegen die Konzentration auf ein solches "Gipfeltreffen", als wäre dies Zweck und Maßstab ökumenischen Fortschritts. Der Kardinal berichtete, dass er dem Moskauer Patriarchat vor einem Jahr den Entwurf einer Erklärung zu den beiden aktuellen Streitfragen zugleitet habe, zum "Proselytismus" (der Abwerbung von Gläubigen) und zum "Uniatismus" (der Existenz der mit Rom "unierten" Kirchen des byzantinischen Ritus). Bisher habe er keine Antwort darauf erhalten.

Chrysostomos reist nach Moskau

Erzbischof Chrysostomos II. wird nach seinem Rom-Aufenthalt nach Moskau reisen. In einem Interview mit dem italienischen Magazin "L'Espresso" sagte der Erzbischof, er werde sein Möglichstes tun, um eine Begegnung zwischen Benedikt XVI. und Aleksij II. herbeizuführen. "Wir sind Kinder des selben Vaters", betonte Chrysostomos II. Aber es sei klar, dass sich eine Begegnung zwischen den Bischöfen von Rom und Moskau nicht "innerhalb von 24 Stunden" organisieren lasse. Andererseits müsse man feststellen, dass es für die Begegnung zwischen römischem Papst und Moskauer Patriarch nicht nur "höchste Zeit", sondern schon "spät" sei. Die Begegnung scheine möglich, weil es einerseits einen Papst gibt, "der die orthodoxe Theologie profund kennt", und andererseits einen Patriarchen, der "für den ökumenischen Dialog offen ist", sagte Chrysostomos II., der mit Aleksij II. befreundet ist.

EU-Beitritt der Türkei

Zugleich kündigte Chrysostomos II. an, dass er sowohl in Rom als auch in Moskau die Bemühungen der Türkei zum EU-Beitritt ansprechen werde. Die Teilung der Insel ist die größte Sorge der Kirche von Zypern. Durch die türkische Invasion von 1974 wurden 200.000 Christen aus dem Norden der Insel vertrieben; sie können nach wie vor nicht in ihre angestammte Heimat zurückkehren; hunderte Kirchen wurden entweder entweiht oder zu Moscheen umgewandelt. Kostbare Ikonen und andere kirchliche Kunstgegenstände aus dem türkisch besetzten Norden der Insel sind auf dem internationalen Kunstmarkt gelandet.

Ehrendoktorwürde

Erzbischof Chrysostomos II. (Englistriotis) trifft im Vatikan u. a. mit dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für Frieden und Gerechtigkeit ("Iustitia et Pax"), Kardinal Renato Raffaele Martino, zusammen. Von der besonders auf die Kirchen in Missionsländern spezialisierten Päpstlichen Urbaniana-Universität erhält der frühere Afrika-Missionar Chrysostomos die Ehrendoktorwürde.

Seit 2006 Erzbischof

Chryostomos II. ist seit November 2006 Erzbischof von ganz Zypern. Sein Vorgänger, der an Demenz leidende Erzbischof Chrysostomos I. (Kykkotis), war von einer erweiterten Synode abgesetzt worden, die der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. einberufen hatte. Chrysostomos II. ging als Außenseiter in die komplizierte Wahl durch "Klerus und Volk". Er erhielt letztlich überraschend die Mehrheit. In einer Stichwahl setzte sich der damalige Metropolit von Paphos gegen den Metropoliten Athanasios von Limassol durch. Der heute 66-jährige Chrysostomos II. war 1972 zum Abt des Höhlenklosters Hagios Neophytos bestellt worden. Ab 1978 war er Metropolit von Paphos.

 
zum Seitenanfang Seitenanfang