News 05. 07. 2007 |
800. Geburtstag der Heiligen ElisabethSie war radikal, mutig und provozierte ihre Landsleute. Heute ist sie eine der faszinierendsten Frauen der europäischen Geschichte - und eine Heilige. Vor 800 Jahren - am 7. Juli 1207 - wurde Elisabeth von Thüringen als ungarische Königstochter geboren.Sie wuchs auf der Wartburg auf, verließ dann aber das höfische Leben und widmete sich im mittelalterlichen Marburg ganz der Pflege von Kranken und Armen. Im Alter von nur 24 Jahren starb Elisabeth von Thüringen im November 1231, bereits vier Jahre später wurde sie heiliggesprochen. Elisabeth-FeiernAm Samstag feiern Marburg, Eisenach und andere Städte mit Ausstellungen, Kulturprojekten und Symposien den 800. Geburtstag der Heiligen. Dabei ist das genaue Geburtsdatum gar nicht bekannt. Ein Geburtstagsfest brauche aber nun mal ein Datum, heißt es in Marburg. Immerhin: Auf den Geburtsmonat deute Einiges hin, sagt Professor Dieter Wagner, der für das Bistum Fulda das Jubiläum koordiniert. "Der Papst hat Elisabeths Eltern zur Geburt ihres Sohnes, Elisabeths älterem Bruder, im Herbst 1206 ein Glückwunschschreiben gesandt, Elisabeth muss also zwischen Juli und November 1207 zur Welt gekommen sein", sagt Wagner. Auch gebe es Predigt-Quellen, in denen zu lesen sei, dass Elisabeths Geburtstag gemäß einer längeren Tradition für den 7. 7. angenommen werden. Todestag: 17. NovemberElisabeths Todestag ist dagegen laut Wagner sehr gut belegt, fast bis auf die Stunde genau. "Die Kirche hat immer nur den Todestag einer Heiligen gefeiert, der nach theologischer Auffassung als der Schritt ins ewige Leben galt, nie den Geburtstag." Elisabeth sei am 17. November 1231 gestorben, sagt Wagner. Tochter des ungarischen KönigsElisabeth wurde als Tochter des ungarischen Königs Andreas II. und Gertrud von Andechs-Meranien geboren. Mit vier Jahren wurde sie auf die Wartburg nach Thüringen gebracht, wo sie mit ihrem zukünftigen Ehemann gemeinsam aufwuchs. 1221 wurden die damals 14-jährige Elisabeth und der Landgrafensohn Ludwig IV. vermählt, nachdem dessen älterer Bruder Hermann, der eigentlich als Gemahl für Elisabeth vorgesehen war, gestorben war. Elisabeth und Ludwig IV. hatten drei Kinder. Ideen des Franz von AssisiDie Königstochter kam bald mit den Ideen des Heiligen Franz von Assisi in Kontakt, der in der Nachfolge Jesu streng in Armut lebte und dies predigte. Als Thüringen von Missernten heimgesucht wurde, brachte Elisabeth Lebensmittel aus der Wartburg zu Hilfsbedürftigen und pflegte Kranke. Ihr für die Gattin eines Landgrafen unschickliches Verhalten missfiel ihren Verwandten und stieß auf Unmut. Als Ludwig IV. bei einem Kreuzzug 1227 starb, wurde Elisabeth von der Wartburg vertrieben. Sie entsagte allem weltlichen Wohlstand und siedelte nach Marburg über, wo sie sich ganz der Pflege von Armen und Kranken in einem von ihr gegründeten Hospital widmete. Sie starb nach Jahren aufopfernder Pflege. Elisabeth-KultIn den folgenden Jahrhunderten entstand ein regelrechter Elisabeth-Kult. Bekannt ist vor allem die Erzählung vom Rosen-Wunder: Als Elisabeth wieder einmal verbotenerweise Brot zu Armen und Kranken schmuggeln wollte, wurde sie am Fuß der Wartburg kontrolliert. Doch das Brot in ihrem Korb verwandelte sich in Rosen, Elisabeth konnte nicht bestraft werden. Teile der Gebeine nach Wien transferiertDie Verehrung der Heiligen brach allerdings im 16. Jahrhundert mit der Einführung der Reformation in Thüringen ein. Der Schrein mit ihren Gebeinen wurde aufgebrochen und Wallfahrten verboten. 1588 wurde ein Teil der Gebeine - darunter der Schädel der Heiligen - in das Klarissenkloster nach Wien transferiert. 1782, nach der Auflösung des Klarissenklöster in Österreich durch Kaiser Joseph II., wurden das Haupt Elisabeths und einige weitere Reliquien dem Krankenpflegeorden der Elisabethinen übergeben. Diese Reliquien werden seitdem im Kloster des Ordens in Wien-Landstraße aufbewahrt und verehrt. Elisabeth war „Aussteigerin“Nach Einschätzung der Marburger Mittelalter-Historikerin Ursula Braasch-Schwersmann ist Elisabeth eine auch für die heutige Zeit eindrucksvolle Frau gewesen. "Sie war radikal, selbstbewusst und dennoch in sich zerrissen. Sie war in ihrer Abkehr vom höfischen Glanz und ihrer bedingungslosen Hinwendung zu den untersten Bevölkerungsgruppen das, was wir heute eine Aussteigerin nennen", sagte Braasch-Schwersmann, die beim Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde in Marburg tätig ist. "Ihr mutiges Verhalten hat vielen Menschen Respekt abgenötigt, ihre Frömmigkeit und ihr Verständnis von christlicher Lebensführung machen auch heute noch ihre Faszination aus." Elisabeth-ProdukteHeute blüht ein regelrechter Handel mit Elisabeth-Produkten - es gibt es Pralinen mit dem Profil der Elisabethkirche, ein eigener Elisabeth-Kaffee oder Pilgerbrot. Auf der Wartburg bei Eisenach in Thüringen ist vom Samstag, 7. Juli, an eine Sonderausstellung mit mehr als 500 Exponaten aus dem Leben und Wirken der Heiligen zu sehen. Bis 19. November werden rund 250.000 Besucher bei der Thüringer Landesausstellung erwartet.
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