Hintergrund 06. 07. 2007 |
Der alte römische MessritusEntgegen allgemeinen Vorurteilen ist weder allein die lateinische Sprache, noch die Zelebrationsrichtung des Priesters "mit dem Rücken zum Volk" (liturgisch korrekt "ad orientem", "nach Osten hin", genannt) das eigentliche Kennzeichen der Alten Messe. Beides existiert auch im Rahmen des 1969/70 eingeführten neuen römischen Messritus ("Novus Ordo"). Der römische Ritus ist der bei weitem Verbreitetste der insgesamt 14 Riten (byzantinisch, koptisch, maronitisch usw.) der katholischen Kirche.Die Alte Messe ist im Vergleich zum "Novus Ordo" um einiges länger, vor allem weil sie zahlreiche stille Gebete des Priesters enthält. Das eigentliche Erkennungszeichen des alten Ritus für einen Außenstehenden ist daher, dass man die meiste Zeit nicht hört, was der Priester spricht. Dies führte übrigens im Laufe der westlichen Musikgeschichte zur Entstehung einer Vielzahl von Messkompositionen, die ursprünglich den Zweck hatten, während der stillen Gebete des Priesters gesungen zu werden. Lesung in lateinischer SpracheDie meisten echten Unterschiede sind daher eher technischer Art und beziehen sich hauptsächlich auf die Länge und den Inhalt der Gebete. Die Messe beginnt im alten Ritus mit dem so genannten Stufengebet, das der Priester auf dem Stufen des Altars im Wechsel mit den Ministranten betet und das im neuen Ritus zum Großteil gestrichen wurde. Es gibt nur eine Lesung, die fast immer aus dem Neuen Testament stammt. Die über das Jahr verteilte Leseordnung und auch die Ordnung mancher Festtage weist große Unterschiede gegenüber der reformierten Liturgie auf. Das Evangelium wird in lateinischer Sprache am Altar und in Richtung des Altars gelesen. Anschließend folgt - wie im neuen Ritus - die Predigt. Fürbitten des Volkes gibt es hingegen nicht. Stilles Gebet bei der WandlungDie Gebete des Priesters zur Gabenbereitung sind deutlich länger und ausführlicher als im neuen Ritus. Das Hochgebet, das eigentliche Zentrum der Messe, wird zur Gänze still gesprochen. Auf den erfolgten Moment der Wandlung - bei der nach katholischem Glauben durch die Worte des Priesters Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt werden - werden die Gläubigen daher mit dem Läuten eines Glöckchens und der Erhebung der Hostie bzw. des Kelches aufmerksam gemacht. Beides existiert zwar auch im neuen Ritus, hat jedoch nicht mehr die ursprüngliche Funktion, weil dort die Stimme des Priesters während der Wandlung hörbar ist. Kein FriedensgrußAnschließend singt oder spricht der Zelebrant allein das Vaterunser. Einen Friedensgruß ("Händeschütteln") unter den Gläubigen gibt es nicht. Die Kommunion wird ausschließlich vom Priester an der Kommunionbank gespendet und von den Gläubigen ausschließlich im Knien und auf die Zunge empfangen. Mundkommunion und Kommunion im Knien existieren zwar auch im neuen Ritus, werden aber je nach Gemeinde und Land sehr unterschiedlich gehandhabt.
|
![]() |