News 30. 07. 2007 |
Rumänisch-orthodoxes Kirchenoberhaupt Teoctist gestorbenDas Oberhaupt der rumänisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Teoctist I., ist am Montag im Alter von 92 Jahren in Bukarest gestorben.Teoctist Arapasu wurde am 7. Februar 1915 in Tocileni als achtes von 14 Kindern einer armen Landarbeiterfamilie geboren. Er trat als Novize in die Moldau-Klöster Vorona und Neamt ein und studierte am Theologischen Seminar des Klosters Cernica. 1936 legte er die Mönchsgelübde im Kloster Bistrita ab. 1945 schloss er die theologischen Studien mit dem Doktorat in Bukarest ab und empfing die Priesterweihe. 1950 wurde er zum Bischof geweiht. 1962 wurde er Bischof von Arad, 1973 Erzbischof von Craiova und Metropolit von Muntenien und 1977 Metropolit der Moldau und von Suceava mit Sitz in Iasi. Nach dem Tod des Patriarchen Iustin (Moisescu) wurde er am 9. November 1986 zum fünften Patriarchen der rumänisch-orthodoxen Kirche gewählt. Umstrittene Rolle in der Ceausescu-ZeitUmstritten war der Patriarch vor allem seine politische Rolle in der Zeit der Ceausescu-Diktatur, als er auch Mitglied der Nationalversammlung war. Wenige Wochen nach dem Umsturz Ende 1989 wurde er vom Heiligen Synod seines Amtes entbunden; man warf ihm Willfährigkeit gegenüber dem früheren kommunistischen Regime vor. Starke Strömungen in der orthodoxen Kirche forderten aber seine Wiedereinsetzung. Anfang April 1990 machte die Synode die Amtsentbindung nach einer Reueerklärung von Teoctist rückgängig. Ökumenisches EngagementIn den vergangenen Jahren profilierte sich der Patriarch als Vorkämpfer der Ökumene. 1999 empfing der Patriarch Papst Johannes Paul II. in Rumänien. Die Reise galt als ökumenischer Durchbruch, da das katholische Oberhaupt erstmals ein Land mit orthodoxer Bevölkerungsmehrheit besuchen konnte. 2002 war Teoctist I. bei Johannes Paul II. im Vatikan. Würdigung der ökumenischen AufgeschlossenheitDer Wiener rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura zeigte sich im Gespräch mit "Kathpress" betroffen über den Tod von Teoctist I. und würdigte vor allem dessen ökumenische Aufgeschlossenheit. Er erinnerte daran, dass Teoctist I. als erster orthodoxer Patriarch Johannes Paul II. 1999 eingeladen und empfangen hatte. Für Teoctist I. seien das zusammenwachsende Europa und die damit verbundenen Herausforderungen an die Christen ein großes Anliegen gewesen. Schönborn: "Unvergessliche" BegegnungenAuch der katholische Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, würdigte die "ökumenische Gesinnung" des verstorbenen Patriarchen. "Unvergesslich" seien die großen Begegnungen zwischen Teoctist I. und Johannes Paul II. 1999 in Bukarest und 2002 in Rom gewesen, sagte Schönborn laut "Kathpress". "Besonders eindrucksvoll" ist für Schönborn auch die Vergebungsbitte des Patriarchen gegenüber dem griechisch-katholischen Kardinal Alexandru Todea (1912-2002) bei einem Besuch in dessen Wohnung im Jahr 2000 gewesen. Die mit Rom unierte griechisch-katholische Kirche in Rumänien war 1948 vom kommunistischen Regime mit der rumänisch-orthodoxen Kirche zwangsvereinigt worden, ihre Bischöfe wurden eingekerkert. Neuwahl in drei MonatenIn rund drei Monaten wird die rumänisch-orthodoxe Kirche einen neuen Patriarchen wählen. Bis dahin wird der Metropolit von Iasi, Daniel (Ciobotea), interimistisch die Leitung der rumänischen Kirche übernehmen. Rumänische-orthodoxe Kirche seit 1925 unabhängigDie rumänische-orthodoxe Kirche erhielt 1925 vom Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel die Autokephalie. Nach der kommunistischen Machtübernahme verabschiedete der aus den Metropoliten und Erzbischöfen zusammengesetzte Heilige Synod 1948 in Übereinstimmung mit dem neuen Religionsgesetz ein Kirchenstatut, das der Staatsführung unter anderem ein Mitspracherecht bei der Wahl des Patriarchen einräumt. Dem Landeskonzil, das den Patriarchen wählt, gehören neben gewählten Delegierten des Klerus und der Laien auch Vertreter der Regierung und des Parlaments an.
|
![]() |