News 29. 10. 2007

Vatikan: Größte Massenseligsprechung der Geschichte

In einer umstrittenen Zeremonie auf dem Petersplatz in Rom hat die katholische Kirche am Sonntag 498 "Märtyrer" der "religiösen Verfolgung" während des Spanischen Bürgerkriegs selig gesprochen. Die größte Massenseligsprechung in der Geschichte des Vatikans leitete der portugiesische Präfekt der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen, Kardinal José Saraiva Martins.

Zu Beginn der Zeremonie wurden die Namen der 498 Katholiken verlesen. Die meisten von ihnen waren 1936 von republikanischen Verteidigern der gewählten Regierung in Spanien getötet worden. Die katholische Kirche stand damals überwiegend auf der Seite der gegnerischen Falangisten von Putschgeneral Francisco Franco, der Spanien nach dem Sieg im Bürgerkrieg 1939 bis zu seinem Tod im Jahr 1975 diktatorisch regierte.

Papst rief zur Versöhnung auf

"Mit ihren Worten und ihren Gesten der Verzeihung halten sie (die Seliggesprochenen) uns an, unermüdlich für die Barmherzigkeit, die Versöhnung und das friedliche Zusammenleben zu wirken", sagte der Papst am Ende seines Angelus-Gebets. Er wandte sich vom Fenster des Apostolischen Palastes aus an die etwa 30.000 auf dem Petersplatz versammelten Gläubigen. Benedikt XVI. forderte die Spanier zur "Versöhnung" auf.

Weniger Spanier bei Seligsprechungen als erwartet

Zu der Messe reisten aus Spanien mehrere tausend Pilger und fast alle Bischöfe an, doch insgesamt blieb die Zahl der Teilnehmer weit unter den Erwartungen. Die spanische katholische Kirche hatte Anfang Oktober die Teilnahme von einer Million Gläubigen in Aussicht gestellt. Die spanische Regierung war bei der Zeremonie durch Außenminister Miguel Angel Moratinos vertreten.

Umstrittene Seligsprechungen

Opfer der Franco-Diktatur kritisierten die Seligsprechungen. Sie erinnerten an die Rolle der katholischen Kirche als Stütze des mit Hilfe von Hitler-Deutschland und dem faschistischen Italien an die Macht gelangten Franco und an die Hinrichtung zehntausender Gegner seines Regimes.

Erzbischof von Madrid: Nicht "politisch motiviert"

Prominente Repräsentanten der katholischen Kirche in Spanien haben laut "Kathpress" den Vorwurf zurückgewiesen, durch die Seligsprechung von 498 Märtyrern der 30er-Jahre nehme die Kirche einseitig Partei für eine Seite des blutigen Bürgerkriegs, die Zeremonie sei letztlich "politisch motiviert". Der Erzbischof von Madrid, Kardinal Antonio Maria Rouco Varela, sagte im Gespräch mit "Radio Vatikan": "Das Martyrium der 498 ist vor allem ein Glaubenszeugnis, ihr Zeugnis war nicht von politischen Elementen beeinträchtigt, sie sind nur allein für den Namen Christi gestorben". Die spanischen Märtyrer hätten für Europa und die ganze Welt ein Beispiel der Liebe zu Christus gegeben, so Rouco Varela.

Kurienkardinal: Nicht gegen die Regierung gerichtet

Auch der emeritierte spanische Kurienkardinal Julian Herranz betonte, dass sich die Seligsprechung der 498 Märtyrer nicht gegen die sozialistische Regierung in Madrid richte. Die Seligsprechung habe keine politische Stoßrichtung, sagte der Kardinal im Gespräch mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica". Da der 28. Oktober auch ein Gedenktag der spanischen Sozialisten ist, hatten Journalisten die Seligsprechung als bewussten Akt gegen die Politik von Regierungschef Jose Luis Rodriguez Zapatero interpretiert. Der Seligsprechungsprozess habe schon lange vor der Amtszeit Zapateros begonnen, sagte Herranz. Wer die Feier auf dem Petersplatz als politisches Signal gegen die spanische Regierung lese, manipuliere die Wirklichkeit.

 

 
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