News 07. 02. 2008 |
Kontroverse über neuen Fürbitt-Text der lateinischen KarfreitagsliturgieDie neue "Pro Iudaeis"-Fürbitte der Karfreitagsliturgie des vorkonziliaren lateinischen "Alten Usus" kann nach den Worten von Kurienkardinal Walter Kasper kein Hindernis für den jüdisch-christlichen Dialog darstellen. Sie sei auch "keine Beleidigung", sagte der Präsident der vatikanischen Kommission für den religiösen Dialog mit dem Judentum im Gespräch mit dem Mailänder "Corriere della Sera" (Donnerstag-Ausgabe).Bei dem beanstandeten Fürbittgebet handle es sich um ein Zitat aus dem Römer-Brief. Paulus bringe darin mit dem Hinweis auf das Volk Israel, das in die Kirche eintreten werde, eine eschatologische, eine endzeitliche Hoffnung zum Ausdruck. Es bedeute keinen Missionsaufruf, so Kasper. Unterschiede im Dialog akzeptierenDie Bibel sei für die Christen ein normativer Text; niemand könne es als Beleidigung auffassen, wenn sich die Christen an ihre Heilige Schrift hielten, sofern sie sie nicht aggressiv auslegten, betonte der deutsche Kardinal. Für die Christen sei Jesus der Messias und der Sohn Gottes, für die Juden nicht; dieser Unterschied sei grundlegend zwischen Juden und Christen und werde auch im Dialog zwischen den beiden Religionen akzeptiert. Ziel eines Dialogs könne es nicht sei, bestehende konstitutive Unterschiede zu tilgen. In der Karfreitags-liturgie des vorkonziliaren lateinischen "Alten Usus", der seit Juli 2007 wieder allgemein zugelassen ist, muss ab 21. März das Gebet für die Juden in einer der christlich-jüdischen Verständigung entsprechenden Form gebetet werden. Nachkonziliare Liturgie setzt andere AkzenteMit der neuen Fassung des lateinischen Textes durch den Papst wurde die bereits 1962 von Johannes XXIII. entschärfte Fürbitte nochmals theologisch angepasst. Allerdings weist dieser Text eine andere Akzentsetzung und Diktion auf als jener der nachkonziliaren Liturgie von 1970. Mehrere Bischofskonferenzen hatten den Papst gebeten, nur mehr diese Version zuzulassen. Sie lautet: "Lasst uns auch beten für die Juden, zu denen Gott, unser Herr, zuerst gesprochen hat: Er bewahre sie in der Treue zu seinem Bund und in der Liebe zu seinem Namen, damit sie das Ziel erreichen, zu dem sein Ratschluss sie führen will. (...) Allmächtiger, ewiger Gott, Du hast Abraham und seinen Kindern Deine Verheißung gegeben. Erhöre das Gebet Deiner Kirche für das Volk, das Du als Erstes zu deinem Eigentum erwählt hast: Gib, dass es zur Fülle der Erlösung gelangt." Neuer TextDer neue Text für den "Alten Usus" lautet übersetzt: "Lasst uns auch beten für die Juden, auf dass Gott unser Herr ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus erkennen, den Retter aller Menschen. (...) Allmächtiger ewiger Gott, der Du willst, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Gewähre gnädig, dass beim Eintritt der Gesamtheit der Völker in Deine Kirche ganz Israel gerettet wird." Italienische Rabbiner setzen Dialog ausDie Italienische Rabbinerversammlung will jetzt das Gespräch mit der katholischen Kirche auf Eis lagen. Es sei eine "Denkpause im Dialog" nötig, erklärte der Rabbiner-Präsident Giuseppe Laras laut einem Bericht des "Corriere". Ohne eine Klärung sei es "absolut nutzlos", die Gespräche fortzuführen. Die Voraussetzungen für einen Dialog seien hinfällig, weil mit der erneuerten Fürbitte für Gottesdienste im "Alten Usus" das Ziel legitimiert werde, die Juden zum Katholizismus zu bekehren, hieß es in einer Stellungnahme der Rabbinerversammlung. Auch in der neuen Fassung würden Juden als verblendet gegenüber der Wahrheit hingestellt, wobei dies auf eine "nur scheinbar weniger deutliche Art" geschehe. Kritik auch in ÖsterreichDer österreichische "Koordinierungs-ausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit" schrieb in einem am Donnerstag veröffentlichten Brief an Kasper, dass die Ausschuss-Mitglieder "betrübt" seien, weil der Text eine "Neuauflage der 'Theologie der Verachtung'" darstelle. Die Hochachtung vor der bleibenden Erwählung Israels werde eingeschränkt. Es erfolge eine Betrachtung des Judentums, "die dieses als unvollkommen und erlösungsbedürftig beschreibt" und die man "überwunden geglaubt" habe.
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