News 15. 02. 2008

Serbisch-orthodoxe Kirche gegen einen unabhängigen Kosovo

Scharfe Kritik an der erwarteten Unabhängigkeitserklärung der albanisch dominierten Provinz Kosovo übt die serbisch-orthodoxe Kirche. Die Unabhängigkeitserklärung werde den Kosovo in ein "Krebsgeschwür nicht nur des Balkans, sondern ganz Europas" verwandeln, so die serbischen Bischöfe.

In der serbisch-orthodoxen Kirche herrschen Trauer und Enttäuschung im Hinblick auf die erwartete Unabhängigkeitserklärung des Kosovo. Der Heilige Synod der serbisch-orthodoxen Kirche hatte am 8. Februar noch einmal die Haltung der Kirche zum Kosovo-Problem definiert und für den Verbleib der Provinz innerhalb Serbiens plädiert. Diesen Standpunkt habe die orthodoxe Kirche sowohl vor dem NATO-Bombardement von 1999 als auch danach vertreten.

"Höchstmögliche Autonomie" aber keine Unabhängigkeit

"Bei allem Respekt für die Rechte all derjenigen, die in der Provinz Kosovo-Metohija leben und gerade wegen dieses Respekts" sei es notwendig, dass die Region Bestandteil des serbischen Staates bleibt, aber "höchstmögliche Autonomie" erhält, hieß es in der Erklärung des Heiligen Synods. Jede andere Lösung würde das "Zertreten der elementaren Menschenrechte, der UN-Resolution Nr. 1244, der Charta der Vereinten Nationen und aller relevanten internationalen Konventionen" bedeuten.

Nachträgliche "Legitimierung der osmanischen Gewaltherrschaft"

Die Unabhängigkeitserklärung werde den Kosovo langfristig in ein "Krebsgeschwür nicht nur des Balkans, sondern ganz Europas" verwandeln, so die serbischen Bischöfe. Eine Verleihung der Unabhängigkeit würde zugleich eine nachträgliche "Legitimierung der Jahrhunderte langen osmanischen Gewaltherrschaft" in der Region bedeuten, mehr oder minder aber auch die Bestätigung der "faschistischen Lösung" der Kosovo-Frage im Zweiten Weltkrieg, als die Provinz an "Großalbanien" (das damals in Personal- und Realunion mit Italien verbunden war) angegliedert gewesen sei. "Wir sind zutiefst überzeugt, dass dies weder das Ziel der USA noch das der EU sein kann, heißt es in der Mitteilung des Heiligen Synods.

Rund 100.000 Serben im Kosovo

Die südserbische Provinz Kosovo wird vermutlich am kommenden Sonntag ihre Unabhängigkeit erklären. Die Provinz steht seit den Luftangriffen der NATO auf Restjugoslawien 1999 unter Verwaltung von UNO und NATO. Von den geschätzten 2,1 Millionen Einwohnern des Kosovo sind 95 Prozent Albaner. Die serbische Minderheit zählt nur noch 100.000 Menschen. Bestimmende Religion ist der Islam. Die orthodoxen Serben wanderten seit dem 15. Jahrhundert nach Norden aus. Doch liegen im Kosovo berühmte mittelalterliche serbische Klöster wie das alte Patriarchat in Pec, Gracanica bei Pristina und Decani, das seit 2004 in die UNESCO-Liste des Welterbes eingetragen ist. Die Serben leiten von diesen Kulturgütern ihre nationale Identität ab. Der serbisch-orthodoxe Metropolit von Montenegro, Amfilohije Radovic, bezeichnete den Kosovo im vergangenen Juni als "heiliges serbisches Land". In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Anschlägen auf serbisch-orthodoxe Klöster und Kirchen im Kosovo.

 

 

Mehr zum Thema:

- oe1.ORF.at: Geteilt in die Unabhängigkeit


 

 

 
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