News 21. 02. 2008 |
Weltkirchenrat verweist auf "Schuld gegenüber der Schöpfung“Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) hat am Mittwoch die ökologischen Versäumnisse zahlreicher Industrienationen angeprangert. "Viele finanzielle Gläubiger dieser Welt sind gleichzeitig ökologische Schuldner", heißt es in einer Erklärung des ÖRK-Zentralausschusses, die zum Abschluss seiner Tagung in Genf erarbeitet worden ist.Wer übermäßig Ressourcen verbraucht und die Umwelt durch Abgase belastet, lädt Schuld gegenüber der Schöpfung und gegenüber den Menschen auf sich. Die Schuld gegenüber der Schöpfung stehe im Zusammenhang mit der Frage finanzieller Schulden, die in vielen Ländern des "Südens" die Lebens- und Entwicklungschancen einschränken. „Entweihung der Schöpfung“Im Hinblick auf den Klimawandel erinnerte der ÖRK-Zentralausschuss an den Auftrag Gottes an die Menschheit, Sorge für die Erde zu tragen. "Gedankenlose Produktion und übermäßiger Verbrauch durch Einzelpersonen, Unternehmen und Länder haben zu einer kontinuierlichen Entweihung der Schöpfung geführt", mahnte der Zentralausschuss. Ökologische GerechtigkeitAußerdem arbeitete das Gremium an einer weitergehenden Erklärung zu ökologischer Gerechtigkeit und ökologischer Schuld. Diese geht nun zur weiteren Beratung an die Mitgliedskirchen, damit eine Entscheidung bei der nächsten Tagung des Zentralausschusses im Herbst 2009 getroffen werden kann. Der Begriff der "ökologischen Schuld" trage insbesondere "der ökologischen Dimension der wirtschaftlichen Beziehungen" Rechnung. Er beinhalte, "dass viele finanzielle Gläubiger gleichzeitig ökologische Schuldner sind". Deregulierung untergräbt RegierungsgewaltAn den Pranger stellt der Vorschlag die Konsequenzen der "vorherrschenden wirtschaftlichen Systeme": "Die Deregulierung hat die Entscheidungsgewalt der Regierungen nach und nach untergraben und sie an gewinnorientierte, internationale Unternehmen übertragen - dabei hatte der Umweltschutz vielfach das Nachsehen". Heftige DiskussionenIn einer heftigen Diskussion über die Erklärung zeigte sich, wie ernst die Mitglieder des ÖRK-Zentralausschusses die Frage der ökologischen Gerechtigkeit und den dringend benötigten Wandel im Umgang mit der Umwelt nehmen. "Ich will mit einer handfesten Antwort zu meinem Volk nach Hause fahren, dass mit angehaltenem Atem auf das Ergebnis unserer Tagung wartet", sagte Pfarrer Tofinga Vaevalu Falani. Seine Heimat, der pazifische Inselstaat Tuvalu, gehört zu den am stärksten vom Klimawandel und dem daraus folgenden Anstieg des Meeresspiegels bedrohten Ländern. "Wir sitzen alle im selben Boot" - Schwellenländer, Entwicklungsländer und Industriestaaten, erinnerte Pfarrer Martin Hirzel, Ökumene-Beauftragter des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes. Gerade weil ein erfolgreiches Eintreten der Kirchen für die Bewahrung der Schöpfung so wichtig ist, sollten die Empfehlungen, die der Zentralausschuss an die Mitgliedskirchen richten will, noch besser ausgearbeitet werden, pflichtete ihm Margareta Grape aus der lutherischen Kirche von Schweden bei. Weitere ErklärungenDer Zentralausschuss sprach sich außerdem für die Ächtung von Streubomben, für die Beendigung der Abriegelung und kollektiven Bestrafung der Menschen im Gaza-Streifen sowie für die Verwirklichung eines multiethnischen und multireligiösen Kosovo aus und forderte einen sensiblen Umgang mit kultureller und religiöser Vielfalt. 60 Jahre WeltkirchenratDer Ökumenische Rat der Kirchen, auch Weltkirchenrat genannt, wurde 1948 als ökumenische Gemeinschaft von Kirchen gegründet. Heute gehören ihm mehr als 347 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Mit der römisch-katholischen Kirche arbeite er eng zusammen. Der Generalsekretär des ÖRK ist Samuel Kobia von der Methodistischen Kirche in Kenia. Nach eigenem Bekenntnis will der ÖRK die Einheit der Christen im Glauben sowie Zeugnis und Dienst für eine gerechte und friedliche Welt fördern.
Link: Tagung des Zentralausschusses des ÖRK
Weitere News zum Thema: - 20. 02. 2008: Weltkirchenrat für demokratisches Engagement - 19. 02. 2008: Weltkirchenrat feierte in Genf sechzigjähriges Bestehen
|
![]() |