News 29. 02. 2008

Vatikan kritisiert neuerliche Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen

Im Vatikan ist die erneute Publikation von Mohammed-Karikaturen scharf verurteilt worden. In einer gemeinsamen Erklärung des katholisch-islamischen Dialog-Komitees heißt es, Meinungsfreiheit könne niemals eine Verletzung religiöser Gefühle rechtfertigen. Dänische Zeitungen hatten Mitte Februar erneut eine umstrittene Karikatur des Propheten Mohammed veröffentlicht. Sie reagierten damit auf die Aufdeckung von Mordplänen gegen den Zeichner. Die Veröffentlichung führte wie schon im Jahr 2006 zu Protesten von Muslimen.

Das katholisch-islamische Dialog-Komitee wandte sich laut "Kathpress" gegen eine "wachsende Zahl von Angriffen gegen den Islam und seinen Propheten sowie andere Angriffe gegen Religion". Gläubige dürften nicht zum Ziel von Provokationen werden. Auch religiöse Symbole seien zu respektieren.

Appell an die Medien

Zugleich appellierten die Vertreter des Vatikans und der islamischen Al-Azhar Universität an die Medien, gegenüber einem Missbrauch der Meinungsfreiheit für Religionsbeleidigung wachsam zu sein. Die Medien sollten sich in allen Ländern jeder Form von Extremismus entgegenstellen und zu Respekt ermutigen.

Kardinal Tauran traf Großscheich Tantawi

Der Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, sieht die katholisch-muslimischen Beziehungen auf einem guten Weg. Die im Oktober gestartete Initiative der 138 Muslim-Gelehrten zum Gespräch gehe voran, sagte Tauran im Gespräch mit der Vatikanzeitung "L'Osservatore Romano" nach dem jüngsten Dialogtreffen mit der Al-Azhar-Universität in Kairo. Der Päpstliche Rat für den interreligiösen Dialog bemühe sich um den Abbau von Hass und Angst zwischen Christen und Muslimen, betonte Tauran, der in Kairo auch mit dem Großscheich von Al-Azhar, Mohammed S. Tantawi, der als höchste theologische Autorität im sunnitischen Islam gilt, zusammengetroffen war.

Veröffentlichung nach Bekanntwerden von Mordplänen

Große dänische Zeitungen hatten Mitte Februar erneut eine umstrittene Karikatur des Propheten Mohammed mit einer Bombe im Turban veröffentlicht. Sie reagierten damit auf die Aufdeckung von Mordplänen gegen den Zeichner der Karikaturen. Die Veröffentlichung rief wie schon vor mehr als zwei Jahren heftige Proteste in der islamischen Welt hervor. Unter anderem der Kooperationsrat der arabischen Golfstaaten verurteilte die neuerliche Veröffentlichung der Karikaturen. Der Iran forderte die dänische Regierung auf, gegen "derartige neue Beleidigungen" vorzugehen. In Ägypten wurde in Folge des Streits um die Karikaturen der Verkauf der deutschen Zeitungen "Welt" und "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) untersagt. In der "Welt" war eine Mohammed-Karikatur mit einem zur Bombe geformten Turban erschienen. Die "FAZ" hatte einen Tag später ein Foto abgedruckt, das Titelseiten dänischer Zeitungen mit Mohammed-Karikaturen zeigte.

Verwirrung um Schäuble-Aussagen

Für einiges Aufsehen sorgte am Mittwoch in Deutschland die Meldung der Wochenzeitung "Die Zeit", Innenminister Wolfgang Schäuble habe alle europäischen Zeitungen zur Veröffentlichung der umstrittenen Mohammed-Karikaturen aufgerufen. Schäuble hatte erklärt: "Eigentlich müssten jetzt alle europäischen Zeitungen diese Karikaturen abdrucken, und zwar mit der Erklärung: Wir finden sie auch miserabel, aber die Inanspruchnahme von Pressefreiheit ist kein Grund, Gewalt zu üben." Schäuble wollte damit aber, wie sein Sprecher Stefan Paris später betonte, keineswegs zu einer Veröffentlichung der Karikaturen aufrufen. Vielmaher habe sich der Innenminister für den Grundsatz der Pressefreiheit ausgesprochen, so Paris.

 

 

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Video on Demand:

- Orientierung, 12. 02. 2006: Dialog der Religionen statt Kampf der Kulturen

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