News 08. 04. 2008

Papst spricht vor UNO: "Niemals wieder Krieg"

Zum vierten Mal spricht am 18. April ein Papst vor den Vereinten Nationen.

(Kathpress-Korrespondentenbericht von Johannes Schidelko)

 

Seit die Päpste der Neuzeit reisen, gehört ein Besuch bei den Vereinten Nationen zu ihren prominentesten Zielen. Noch während des Zweiten Vatikanischen Konzils fuhr Paul VI. 1965 nach New York. Sein eindringlicher Aufruf "Niemals mehr Krieg!" wurde zur Chiffre päpstlicher Friedensappelle. Johannes Paul II. kam bald nach seinem Amtsantritt 1979, und noch einmal zum UNO-Jubiläumsjahr 1995, als die Welt nach dem Ende von Kaltem Krieg und Eisernem Vorhang neuen Nationalismen gegenüberstand. Am kommenden 18. April will Benedikt XVI. seine programmatische Rede an die UNO-Vollversammlung richten. Vermutliche Akzente: Die neuen Herausforderungen durch die Globalisierung und die neue Bedrohung durch Terrorismus und Nuklearrüstung.

Offizielle Beziehungen seit 1957

Die Papstreden vor der UNO sind feierliche und spektakuläre Höhepunkte eines Dialogs, um den es dem Heiligen Stuhl seit Jahrzehnten mit der Staatengemeinschaft geht. Seit Gründung der UNO 1945 begleitete der Heilige Stuhl deren Arbeit positiv, 1957 nahm er offizielle Beziehungen auf, seit 1964 hat er den Status eines Ständigen Beobachters. Inzwischen als einziger, seit die Schweiz vor sechs Jahren die Vollmitgliedschaft erwarb. Vatikan-Diplomaten begründen ihren Sonderstatus mit dem Wunsch nach "absoluter Neutralität" angesichts der "besonderen Mission" des Heiligen Stuhls. Denn durch eine Vollmitgliedschaft würden sie direkt in politische, militärische oder wirtschaftliche Angelegenheiten involviert - müssten notfalls über Embargos oder Militäreinsätze abstimmen.

 

Die "besondere Mission" berührt das Selbstverständnis des Heiligem Stuhls - und sein Interesse an der religiös-moralischen Dimension weltlicher Vorgänge. Völkerrechtssubjekt, das diplomatische Kontakte mit heute 176 Staaten unterhält, ist nicht der 44 Hektar große "Staat der Vatikanstadt" (SCV), sondern der seit Jahrhunderten souveräne Heilige Stuhl. Der 1929 in den Lateran-Verträgen mit Italien definierte Vatikanstaat ist nur eine physische oder territoriale Basis für den Heiligen Stuhl. Eine juristische Notwendigkeit, damit "die Päpste ihre Sendung in Freiheit ausüben können", wie Johannes Paul II. 1979 vor der UNO betonte. Damit sie - unabhängig von jeder anderen Souveränität - mit jedem möglichen Gesprächspartner verhandeln können.

 

Diese Möglichkeiten nutzt der Vatikan intensiv. Das gilt für die bilateralen Kontakte mit Staaten, vor allem aber für die Arbeit in der Vollversammlungen der Vereinten Nationen und ihrer Organisationen. Zu den besonderen Themen der Papst-Diplomaten gehören der Einsatz für Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und Toleranz, für Fortschritt und Freiheit, einschließlich Religionsfreiheit. Und für den Lebensschutz in all seinen Dimensionen: gegen Abtreibung, aber auch gegen Todesstrafe, gegen Gen-Manipulation, gegen sexuelle Ausbeutung. Das konsequente Nein zur Abtreibung hat die Vatikan- Delegierten bei internationalen Konferenzen mitunter isoliert oder in ungewöhnliche Koalitionen mit islamisch dominierten Staaten gerückt - etwa bei der Bevölkerungskonferenz in Kairo oder der Weltfrauenkonferenz in Peking.

 

Die Vatikan-Diplomaten genießen bei der UNO hohes Ansehen. Es gibt aber auch manche Kritik, vor allem von NGOs, die sich an der Haltung der Kirche zur "reproduktiver Gesundheit" oder zu bestimmten Formen der AIDS-Prävention stoßen und ihr Recht auf einen Beobachterstatus infrage stellen. Allerdings wurden Initiativen dieser Art bislang demonstrativ zurückgewiesen.

 

 

 

 

 

 
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