News 23. 04. 2008 |
Bischof Kräutler bei Tiroler Symposium über GerechtigkeitDer austro-brasilianische Bischof Erwin Kräutler hat bei einer Pressekonferenz in Innsbruck anlässlich des Symposions unter dem Titel "Glaube und Gerechtigkeit" zum "Farbe bekennen" ermutigt.Kräutler setzt sich seit Jahrzehnten für die Menschenrechte und gegen die Ausbeutung der Umwelt in seiner Diözese in Amazonien ein. Wegen seines Engagements wurde der aus Vorarlberg stammende Bischof mehrfach mit dem Tod bedroht. Welt für nächste Generation lebbar machen"Die Gerechtigkeit erschöpft sich nicht in der austeilenden Dimension", sagte der Bischof. Es sei zwar erstrebenswert, aber es gehe darüber hinaus. Wenn er sich für die Armen, die Unterdrückten, die indigenen Völker auf dem lateinamerikanischen Kontinent einsetze, komme seine Motivation aus dem Biblischen. "Wir sind Teil dieser Schöpfung und Gott hat uns in die Welt gesetzt, um sie zu behüten und sie für die nächste Generation lebbar zu machen", erklärte der 68-Jährige. Scheuer: „Hohe Sensibilität für Ungerechtigkeit“Der Innsbrucker Diözesanbischof Scheuer thematisierte in seiner Rede den gegenwärtigen "lauten Schrei nach Gerechtigkeit" und die "hohe Sensibilität für Ungerechtigkeit": "Schlagworte wie Verletzung der Menschenrechte, Diskriminierung auf allen Ebenen, humane Arbeitsbedingungen, Privilegienwirtschaft oder Steuergerechtigkeit sind oft mit vielen menschlichen Schicksalen verbunden." Es sei nicht einfach Gerechtigkeit zu definieren und fraglich sei auch, ob Gerechtigkeit überhaupt möglich ist. "Die Frage nach Recht und Unrecht ist oft eine Frage des Geschmacks", sagte Scheuer. "Wer im Weg ist, wird erschossen"In der ORF-Radiosendung "Hallo Tirol" berichtete Bischof Kräutler am Dienstagnachmittag von seiner Lebenssituation in Brasilien. Nach neuerlichen Morddrohungen wird er seit zwei Jahren rund um die Uhr bewacht. "Wo immer ich hin gehe, ob zur Eucharistiefeier in die Kathedrale, ob ich einen Gemeindebesuch mache oder ins Altersheim gehe, immer sind drei Leute an meiner Seite", schilderte der Bischof. Er wolle niemanden provozieren, aber indem er Stellung nehme, komme er den Interessen der Mächtigen in die Quere. "Da geht es manchmal um viel Geld und wer im Weg ist, wird erschossen", sagte Bischof Kräutler, der in dem ORF-Radiogespräch an seine Mitstreiterin Schwester Dorothy Stang erinnerte, die im Februar 2005 erschossen worden ist. "Wir sind in einer einzigen Welt"Angesprochen auf die weit verbreitete Gleichgültigkeit gegenüber der Situation in Lateinamerika meinte Bischof Kräutler: "Es ist kurzsichtig zu sagen, da habe ich nichts damit zu tun. Wenn Amazonien überlebt, dann überleben auch wir. Wenn nicht, dann haben wir ein großes Problem. Die aus der Waldrodung entstehenden Klimaprobleme machen vor Österreich nicht halt". Man könne nicht sagen, das sind zwei Welten. "Wir sind in einer einzigen Welt. Wir tragen auch Verantwortung für andere Teile der Welt und die Menschen, die dort leben", sagte Dom Erwin Kräutler, der die Verantwortung der Christen unterstrich: "Gerechtigkeit heißt, dass wir uns gerade für diese Völker, die heute im Abseits stehen, einsetzen - und das ist auch Aufgabe der Kirche". Stopp für Biosprit-PlantagenBischof Kräutler forderte auch einen Stopp für die in Brasilien stark wachsenden Biospritplantagen: "Ich bin überzeugt, dass diese Plantagen nicht vor dem tropischen Regenwald halt machen werden". Wegen des großen Einflusses des Regenwaldes auf das Weltklima gehe es in Amazonien um das Überleben der Erde: "Wenn wir so weitermachen wie jetzt, dann ist in 50 Jahren vom Regenwald nichts mehr da!". Kräutlers LebenswegBischof Erwin Kräutler wurde 1939 in Koblach in Vorarlberg geboren. Nach seinem Philosophie- und Theologiestudium in Salzburg erhielt er 1965 die Priesterweihe. Anschließend begann Kräutler seine Arbeit als Missionar am Unteren Xingu und am Amazonas in Brasilien. Seit damals gilt sein Einsatz der "Option für die Armen und die kulturell anderen", für die an den Rand gedrängten Menschen. 1981 wird Erwin Kräutler zum Bischof der flächenmäßig größten brasilianischen Diözese, Xingu, gewählt. Das Gebiet ist mit 350.000 Quadratkilometern ca. viermal so groß wie Österreich und wird von rund 400.000 Menschen, darunter 3.500 Indios, bewohnt. Es zählt 800 Gemeinden und wird von 26 Priestern betreut. Kräutlers Einsatz für die Verankerung der Rechte der indigenen Völker in der Verfassung und seine Proteste gegen politische, soziale und wirtschaftliche Missstände entgegnen die Verantwortlichen mit Todesdrohungen, Angriffe und Verleumdungen. |
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