News 14. 05. 2008

Nuntius Farhat wird 75

Österreich ist nach den Worten des Apostolischen Nuntius, Erzbischof Edmond Farhat, vom Christentum geprägt. Das Denken und Handeln der Österreicher lasse diese "tiefe Prägung" erkennen, betonte der Doyen des Diplomatischen Corps in Wien bei einem Essen, das am Dienstag ihm zu Ehren von Bundespräsident Heinz Fischer in der Hofburg gegeben wurde.

Der aus dem Libanon stammende Vatikan-Diplomat, der am 20. Mai seinen 75. Geburtstag feiert, unterstrich das besondere Interesse des Heiligen Stuhls an Österreich und seinen Christen, "die Erben der klassischen westlichen Spiritualität sind".

Fischer würdigt Farhat

Das Staatsoberhaupt würdigte die Persönlichkeit des seit 2005 in Wien tätigen Nuntius. Die von Farhat vorbereiteten Bischofsernennungen hätten "breite Zustimmung" gefunden, und beim Besuch von Papst Benedikt XVI. im Vorjahr hätten staatliche und kirchliche Stellen "vertrauensvoll zusammengearbeitet". Ausdrücklich erwähnte Heinz Fischer auch die Rangerhöhung der Philosophisch-Theologischen Hochschule Heiligenkreuz und das Interesse des Titularerzbischofs von Byblos für ökumenische Fragen. An dem Essen nahmen neben Kardinal Christoph Schönborn auch der Wiener orthodoxe Metropolit Erzbischof Michael Staikos, Exarch des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel für Mitteleuropa, der armenisch-apostolische Erzbischof Mesrob Krikorian, der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker und der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), der evangelische Altbischof Herwig Sturm, teil.

Lebenslauf

Edmond Farhat wurde am 20. Mai 1933 in Ain Kfaa in der maronitisch-katholischen Eparchie (Bistum) Joubail (Jbeil) (dem antiken Byblos) im Libanon geboren. Er studierte Theologie, Philosophie und kanonisches Recht in Paris und Rom. Am 28. März 1959 weihte ihn der damalige maronitische Patriarch Kardinal Paul Meouchi von Antiochien zum Priester. Anschließend war Farhat für die römische Glaubenskongregation tätig. Nachdem er im Generalsekretariat der Weltbischofssynode gearbeitet hatte, lehrte Farhat 19 Jahre (1970-89) als Professor  für Islamisches Recht an der Universität Sassari in Italien.

Bischofsweihe 1989

1989 wurde Edmond Farhat in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls berufen und in Rom zum Bischof geweiht. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn zum Titular-Erzbischof von Byblos. Die nach dem Heiligen Maron, einem Mönch, der im 5. Jahrhundert gelebt hatte, benannten Maroniten stehen seit dem 13. Jahrhundert in voller Kirchengemeinschaft mit Rom. Im 19. Jahrhundert inszenierte die osmanische Obrigkeit unter Einsatz drusischer Milizen eine Verfolgungswelle gegen die Maroniten, die zum Eingreifen der europäischen Mächte, vor allem Frankreichs, aber auch Österreichs, führte.

Nuntius in zahlreichen Staaten

Farhat war Nuntius in den nordafrikanischen Staaten Algerien, Tunesien und Libyen, sodann in Slowenien und Mazedonien (FYROM), Turkmenien (Turkmenistan) und in der Türkei, an deren Politik gegenüber den nichtmuslimischen Minderheiten er scharfe Kritik geübt hatte. 2005 löste er den Deutschen Georg Zur in Wien ab. Der päpstliche Nuntius ist in Österreich traditionell Doyen des Diplomatischen Corps, in dessen Namen er unter anderem beim traditionellen Neujahrsempfang dem Staatsoberhaupt die Grüße des Auslands offiziell zum Ausdruck bringt. Von Farhats Vorgängern in der Nuntiatur in Wien ist einer Papst geworden: 1730 wählten die Kardinäle Lorenzo Corsini (1652-1740) zum Papst, der den Namen Clemens XII. annahm.

Vorbereitung von Papstbesuchen

Zu den Höhepunkten von Farhats Wirken gehören die Papstbesuche in Slowenien und Österreich. Zudem war er maßgeblich an der Vorbereitung der historischen Türkei-Reise von Benedikt XVI. vom November 2006 beteiligt, die in erster Linie die Vertiefung der Beziehungen zur Orthodoxie durch die Begegnung mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. im Phanar zum Ziel hatte, aber auch für den interreligiösen Dialog mit dem Islam von großer Bedeutung war.

 
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