News 21. 05. 2008

Deutscher Katholikentag in Osnabrück eröffnet

Mit der Ermunterung zu mehr Gottvertrauen bei der Gestaltung der Zukunft hat der 97. Deutsche Katholikentag am Mittwoch in Osnabrück begonnen.

Zu mehr Zuversicht bei der Bewältigung von Veränderungen in Gesellschaft und Kirche rief der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Hans Joachim Meyer, auf. Zu dem Kirchentreffen mit 1200 Einzelveranstaltungen werden bis Sonntag mehr als 60 000 Teilnehmer erwartet.

"Gott geht mit uns voran"

ZdK-Präsident Meyer lud die Menschen dazu ein, ihre Zukunft mit Gott zu gestalten. "Gott geht mit uns voran", sagte Meyer bei der Eröffnungsfeier. Gottgläubige Christen jagten keinen realitätsfernen Utopien nach - weder von kollektiver Glückseligkeit noch von individueller Perfektion. "Wir freuen uns über jede neue Erkenntnis und wir scheuen nicht vor neuen Wegen zurück", sagte Meyer einem vorab verbreiteten Auszug seiner Rede zufolge. "Aber alles hat seine Grenze in der Achtung vor dem menschlichen Leben und seiner Würde".

Irritationen mit Judentum

Unmittelbar vor Beginn des Katholikentages bemühten sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, und der gastgebende Bischof Franz-Josef Bode den Streit mit den Juden über die Wiedereinführung der Karfreitagsfürbitte im lateinischen Ritus zu beenden.

Ihm liege sehr viel an einem guten Verhältnis zu den Juden, sagte Zollitsch.

Die von Papst Benedikt XVI. beschlossene Wiedereinführung der Fürbitte habe "einige Irritationen" ausgelöst, räumte Zollitsch im Deutschlandfunk ein. Es sei von manchen so verstanden worden, als würde damit tatsächlich wieder der Gedanke der Bekehrung der Juden ausgesprochen. "In Wirklichkeit ist es nicht so", sagte Zollitsch. Der Freiburger Erzbischof kritisierte dabei die Formulierung des Gebets als missverständlich und ließ erkennen, dass er sich vor der Wiedereinführung eine Überarbeitung gewünscht hätte. "Wenn man in einem Text mögliche Missverständnisse vermeiden kann, ist das immer besser, als wenn man dann stärker interpretieren muss." Zollitsch sagte, er freue sich darauf, Donnerstagabend zusammen mit dem Augsburger Rabbiner Henry Brandt auf dem Katholikentag eine christlich-jüdische Gemeinschaftsfeier zu gestalten. Er sei froh, wenn er die Möglichkeit habe, auch mit Vertretern des Judentums über den Streit zu sprechen.

Zehntausende Teilnehmer

Zum unter dem Motto "Du führst uns hinaus ins Weite" stehenden Katholikentag haben sich 34.000 Dauerteilnehmer angemeldet, außerdem werden zehntausende Tagesteilnehmer erwartet. Bis Sonntag werden in Osnabrück etwa 1200 Veranstaltungen stattfinden, darunter Gottesdienste ebenso wie Vorträge und Diskussionen. Unter den Gästen sind zahlreiche Politiker. Der deustche Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Chef Kurt Beck werden ebenso erwartet wie EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso.

Reformstau?

Die Problemliste der katholischen Kirche in Deutschland ist lang: Es gibt immer weniger Priester und Gottesdienstbesucher, immer mehr Pfarrgemeinden, die zu großen Seelsorgebezirken zusammengelegt werden, immer mehr zermürbende Konflikte mit dem Vatikan und einen Stillstand im ökumenischen Dialog mit den Protestanten. Über all diese Probleme wollen die katholischen Laien mit den Bischöfen schon seit langem ein "Zukunftsgespräch" führen. Doch die Oberhirten wollen nicht. Im vergangenen Herbst legten sie das Projekt auf Eis. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hofft nun, dass der Katholikentag in Osnabrück neue Wege aus dem Reformstau weisen kann.

„Laienpräsident“ zuversichtlich

"Wir sind da zuversichtlich und auch hartnäckig", sagte ZdK- Präsident Hans Joachim Meyer zum Auftakt des Christentreffens am Mittwoch. Zustimmung erhielt er vom gastgebenden Bischof von Osnabrück, Franz-Josef Bode: "Ich bin sicher, dass diese Frage vom Katholikentag eine Anfeuerung erhält." Die Grundthemen der Osnabrücker Großveranstaltung könnten gemeinsam mit den Bischöfen in einem Forum zur Zukunft der Kirche aufgegriffen werden. Das ZdK sieht aber dringenden Handlungsbedarf und warnt in einer Erklärung vom Mittwoch vor einer schleichenden Verdrängung: "Die katholische Kirche in Deutschland ist in der Gefahr, dass sie trotz reicher Ressourcen, guter rechtlicher Absicherung und vieler Anstrengungen mit ihrer Botschaft ins gesellschaftliche Abseits gerät." Mit ihren Kindergärten, Krankenhäusern und Schulen sei sie zwar noch vielfältig präsent. Viele Kirchengemeinden sprächen aber längst nicht mehr die breite Masse der Bevölkerung an, sondern "nur wenige, ausgewählte Milieus". Auch dagegen will der Katholikentag ein Zeichen setzen, betonte Meyer: "Wir stehen dazu, dass "katholisch" "allgemein" und damit auch "Vielfalt" heißt."

Skepsis bei „Wir sind Kirche“

Weniger zuversichtlich ist die reformkatholische Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche". Ihr Sprecher Christian Weisner wirft den Bischöfen und dem ZdK als Vertretung des Laien- und Verbandskatholizismus eine mangelnde Dialogbereitschaft vor: "Es brodelt überall", aber strittige Themen wie das Heiratsverbot für Priester kämen auf dem Katholikentag kaum zur Sprache.

 

 

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- 19. 05. 2008: 97. deutscher Katholikentag in Osnabrück

 

 

Link:

97. Deutscher Katholikentag

 
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