News 09. 07. 2008

Anglikanische Bischöfinnen: Vatikan bedauert, Lutheraner erfreut

Die Öffnung der anglikanischen "Kirche von England" für Frauen im Bischofsamt stellt nach Auffassung des Vatikans einen "Bruch mit der apostolischen Tradition" dar.

Das Abrücken von der "apostolischen Tradition" sei ein "neues Hindernis" für die Versöhnung zwischen der katholischen Kirche und der anglikanischen "Kirche von England", hieß es in einem am Dienstag veröffentlichten "Kommentar" des Päpstlichen Rats für die Einheit der Christen zur Entscheidung der Generalsynode in York. Der Beschluss von York sei "mit Bedauern" zur Kenntnis genommen worden.

Konsequenzen für ökumenischen Dialog

Die Entscheidung der Anglikaner werde Konsequenzen für den ökumenischen Dialog haben, hieß es weiter. Der Päpstliche Rat für die Einheit der Christen verwies in der Frage der Bischofsweihe für Frauen auf Aussagen von Paul VI. und Johannes Paul II. Die beiden Päpste hätten die katholische Position "klar ausgedrückt".

Anglikanische Bischöfinnen in den USA und Neuseeland

In anderen anglikanischen Teilkirchen - etwa in den Vereinigten Staaten und in Neuseeland - war die Entscheidung für Bischöfinnen schon früher gefallen. Die Entscheidung der "Kirche von England" hat insofern höhere Bedeutung, weil es hier um die Mutterkirche der weltweiten "Anglican Communion" geht.

Evangelische Kirche in Deutschland begrüßt Entscheidung

Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat auf die Öffnung der Kirche von England für Bischöfinnen mit Freude reagiert. Sie sei "gespannt auf die erste Kollegin in der Kirche von England, andernorts gibt es ja bereits anglikanische Bischöfinnen", sagte die Bischöfin der mit mehr als drei Millionen Mitgliedern größten evangelischen Landeskirche in Deutschland am Dienstag dem epd. Käßmann: "Nach meiner persönlichen Erfahrung wächst mit der Präsenz von Frauen im bischöflichen Amt schlicht auch die Akzeptanz."

Bischöfinnen in lutherischen Kirchen

"Ich freue mich sehr über die Entscheidung der Generalsynode", fügte Käßmann hinzu. Ihre eigene lutherische Kirche sehe ja erklärtermaßen keine theologischen Gründe, die gegen die Ordination von Frauen und damit auch ihre Berufung ins bischöfliche Amt sprechen. "Sehr oft spielen bei der Ablehnung nicht-theologische Faktoren eine dominante Rolle", sagte Käßmann. Im Bereich des Lutherischen Weltbundes gebe es inzwischen einige Frauen im bischöflichen Amt und in den Landeskirchen seien Pastorinnen längst Normalität, unterstrich Käßmann: "Das wäre ja auch vor 50 Jahren kaum vorstellbar gewesen." 1999 wurde Margot Käßmann zur Landesbischöfin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers gewählt. Weltweit erste lutherische Bischöfin wurde 1992 die Hamburgerin Maria Jepsen.

 

 

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