News 01. 08. 2008

Nachkommentreffen jüdischer Familien in Hohenems

Bis Sonntag, 3. August, findet in Hohenems in Vorarlberg ein Treffen der Nachkommen jüdischer Familien statt.

Knapp zehn Jahre nach dem ersten Nachkommentreffen im August 1998 treffen sich derzeit rund 130 Nachfahren von Hohenemser Juden, um auf Spurensuche zu gehen und die Beziehungen untereinander und zum Jüdischen Museum Hohenems weiter zu intensivieren. An dem Treffen nehmen Nachfahren aus den USA, aus Israel, Australien, England, Frankreich, den Niederlanden,  Belgien, der Schweiz,  Österreich, Deutschland und Liechtenstein teil.

Die jüdische Gemeinde Hohenems

Die Geschichte der Juden in Hohenems beginnt im Jahr 1617. Der damalige Reichsgraf erlaubte per Schutzbrief die Ansiedlung jüdischer Familien, die den Ort wirtschaftlich beleben sollten. Es etablierte sich eine jüdische Gemeinde mit einem Friedhof, einer Synagoge, einer Schule, einem Versorgungsheim sowie einem Ritualbad. Die Entwicklung der Gemeinde setzte sich bis ins 19. Jahrhundert kontinuierlich fort. Mit den Staatsgrundgesetzen von 1867 erhielten die Juden die Freiheit, ihren Wohnort selbst zu wählen. In der Folge nahm die Einwohnerzahl der jüdischen Gemeinde in Hohenems rasch ab, da viele Familien in größere Städte der Umgebung abwanderten.

Zwangsauflösung der Kultusgemeinde

1938 - bei der Machtübernahme der Nationalsozialisten - umfasste die jüdische Gemeinde in Hohenems nur mehr 15 Mitglieder. Es erfolgte die Beschlagnahmung des gesamten jüdischen Eigentums und im Jahr 1940 die Zwangsauflösung der Kultusgemeinde. Wer sich von den Verbliebenen nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte, wurde zunächst nach Wien und danach in die Konzentrations- und Vernichtungslager im Osten verschleppt. Die jüdische Geschichte von Hohenems endete 1942 mit der Ermordung der letzten Hohenemser Jüdin in Belzec.

Die Nachkommen bilden eine globale Gemeinde

Bei einem Empfang für die Teilnehmer des Treffens betonte der Vorarlberger Landeshauptmann Herbert Sausgruber am Donnerstag, die "große Zahl von Nachkommen, die wieder nach Hohenems gekommen sind, belegt, dass die Bedeutung der Erinnerung an Hohenems in den Familien der Nachfahren nach wie vor groß ist". Seit dem ersten Nachkommentreffen 1998 sei eine globale Gemeinde herangewachsen, die über die Stadt und das Jüdische Museum Hohenems eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlage, so Sausgruber. Für den Direktor des Jüdischen Museums Hohenems, Hanno Loewy, hat dieses einzigartige Netzwerk besonders auf die Programm- und Ausstellungstätigkeit des Jüdischen Museums Hohenems sehr positive Auswirkungen: "Das Jüdische Museum ist zu einem Fokus des Nachdenkens über jüdische Gegenwart geworden, aber auch über Fragen der Migration, des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Religion. Die Hohenemser Nachkommen sind eine Ermunterung dazu, über diese Fragen nicht auf dem Wege der Ausgrenzung, sondern der gegenseitigen Anerkennung nachzudenken."

 

 

Link:

- Jüdisches Museum Hohenems

 
zum Seitenanfang Seitenanfang