News 17. 09. 2008

Größte und modernste jüdische Schule Europas steht in Wien 

Die „Zwi Perez Chajez"-Schule bietet rund 500 Schülern und Kindergartenkindern Platz. Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Ariel Muzicant meinte, das Ziel sei eine Erziehung zu selbstbewussten jüdischen Menschen.

Bei einer Begehung der nach einem Wiener Oberrabbiner benannten "Zwi Perez Chajez"-Schule in Wien-Leopoldau erläuterte Ariel Muzicant, Präsident der als Schulträgerin fungierenden Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), die Besonderheiten des derzeit von rund 500 Schülern und Kindergartenkindern besuchten Bildungszentrums, wie "Kathpress" berichtet.

Vom Kindergarten bis zur Matura

Muzicant betonte dass auf dem neuen Schulareal Allgemeinbildung und jüdische Erziehung vom Kindergarten bis zur Matura unter einem Dach und auf höchstem Niveau geboten werden. Die ausnahmslos jüdischen Schülerinnen und Schüler würden mit zeitgemäßer Pädagogik und modernsten Unterrichtsmitteln mit der ganzen Vielfalt jüdischen Lebens in Berührung gebracht. Religion werde "ohne Zwang" vermittelt, die Schule verstehe sich als "jüdische, nicht als religiöse Schule". Die Heranwachsenden sollten zu selbstbewussten jüdischen Menschen erzogen werden, sagte Muzicant.

Steigende Schülerzahlen

Seit Beginn dieses Schuljahres bevölkern etwa 380 Schüler jüdischen Glaubens - nur diese können die ZPC besuchen - das etwa 8.000 Quadratmeter große Schulgebäude. Ariel Muzicant rechnet allerdings damit, dass die Schülerzahl in den kommenden ein bis zwei Jahren auf 450 bis 500 ansteigen wird. Der Bedarf sei eindeutig da, schon in diesem Herbst hätte die ZPC Parallelklassen einrichten müssen.

Schüler aus 60 Ländern

Die Schüler der ZPC kommen aus 60 verschiedenen Ländern. Das ist mit ein Grund, warum laut Muzicant viel Wert auf individuelle Förderung der Schüler gelegt wird. Die Kinder sind zum Tragen einer Schuluniform verpflichtet, Buben zusätzlich eine Kippa - oder alternativ einer Kappe. Jüdische Tradition ist in dem modernen Glasbau ein fixes Element. So findet man an allen 249 Türstöcken eine Messusa, einen länglichen Behälter mit einem jüdischen Gesetz, die den Bewohnern des Hauses Glück und Segen bringen soll. Das Essen ist koscher, das Morgengebet wird ebenso eingehalten wie die jüdischen Feiertage. Gleichzeitig wird laut Muzicant mit moderner Pädagogik und Hightech-Einrichtung gearbeitet. So beteiligt sich die ZPC etwa an einem Pilotprojekt des Wiener Stadtschulrats mit interaktiven Tafeln, auf die Inhalte aus dem PC projiziert werden.

Ausbildung mit Berufsmatura

Nicht nur höhere Bildung ist an der "Zwi Perez Chajez"-Schule möglich - auch eine Berufsmatura können die Jugendlichen machen. Die hell und freundlich gestaltete Schule an der U-Bahnlinie 2 bietet auf 28.000 Quadratmetern Fläche u.a. Werkräume, Spielplätze, Bibliotheken, gemeinsam mit dem Sportverein "Hakoah" genützte Sportflächen, koscheres Essen, eine (allerdings noch unfertige) Synagoge, einen angeschlossenen Kindergarten und eine Kinderkrippe für Kleinkinder ab einem Jahr. Fertiggestellt wird die gesamte Anlage im Herbst 2009, hofft Muzicant.

Jüdische Schullandschaft in Wien

Mit der "Zwi Perez Chajez"-Schule gibt es nun in Wien insgesamt vier jüdische Schulen und fünf Kindergärten; von den 1.200 im entsprechenden Alter befindlichen Kindern und Jugendlichen besuchen laut dem IKG-Präsidenten 900 eine dieser Einrichtungen - dies sei ein höherer Prozentsatz als irgendwo sonst in Europa. Für den Bau des neuen, in manchen Bereichen noch nicht fertiggestellten Schulzentrums haben Bund und Gemeinde Wien je ein Drittel - das sind vier Millionen Euro - zugesagt, den Rest müsse die IKG auch mit Hilfe privater Spender aufbringen. Muzikant äußerte sich generell zufrieden mit den Lebensbedingungen für Juden in Österreich, hier zu Lande gebe es "die an Infrastruktur reichste Gemeinde in Europa".

Mitgliederrückgang in der IKG

Sorgen bereitet Muzicant die zahlenmäßige Entwicklung der IKG: Seit der Verschärfung der österreichischen Zuwanderergesetze in den 1990-er Jahren könne der alljährliche Wegzug von rund 70 bis 80 Gemeindemitgliedern nicht wettgemacht werden. Mit der kommenden Regierung werde es Verhandlungen über Erleichterungen bei der Zuwanderung von Juden geben, kündigte Muzicant an.

 

Link:

 

"Zwi Perez Chajez" - Schule

 

 
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