News 18. 09. 2008 |
Religionsstudie: 75 Prozent der Europäer bezeichnen sich als religiösIn Brüssel wurde der "Religions-monitor" der "Bertelsmann-Stiftung" präsentiert. Rund 75 Prozent der Europäer bezeichnen sich demnach als religiös. Dabei würden immer Menschen individuelle Formen des Glaubens entwickeln, so die Studie.Für die Untersuchung wurden weltweit 21.000 Menschen aus 21 Ländern auf allen Kontinenten zu ihrer religiösen Praxis und ihren Gottesbildern befragt. Der "Monitor" stellt auch die religiösen Einstellungen von Bürgern aus europäischen Ländern wie Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Polen und Österreich dar. Große ToleranzbereitschaftDie Studie belegt eine große Toleranz der Europäer gegenüber anderen Religionen. Neun von zehn Europäern gaben an, dass jede Religion einen wahren Kern besitze. Mit 57 Prozent nehmen laut der Studie mehr als die Hälfte der Befragten mehr oder weniger regelmäßig an Gottesdiensten teil. 61 Prozent gaben an, auch privat zu beten. Am stärksten ist nach der Befragung die Religion in Polen und Italien verwurzelt, am wenigsten in Frankreich. Unterschied zwischen Katholiken und ProtestantenEin deutliches Gefälle besteht zwischen protestantisch und katholisch geprägten Ländern. Während jeder dritte Katholik nach den Kriterien der Studie als "hochreligiös" gelten kann, ist es unter den Protestanten nur knapp jeder Fünfte (18 Prozent). Die Autoren bewerteten den Grad der Religiosität aufgrund von Antworten der Befragten zur persönlichen Frömmigkeit, zu Glaubensfragen, zur öffentlichen Gebetspraxis und zu religiösen Erfahrungen. Mehr individuelle GlaubensformenDieter Heidtmann von der "Konferenz Europäischer Kirchen" (CEC) warnte aus Anlass der Präsentation des "Religionsmonitors" vor einer schnellen Vereinnahmung der Studie durch die Kirchen. Zwar gebe es eine allgemeine Religiosität. Allerdings fänden Gläubige immer mehr zu individuellen Formen des Glaubens. Es wäre aus Kirchensicht zu naiv, sich das als Erfolg zuzuschreiben, so Heidtmann. In fast allen Ländern Europas sei die kirchlich-konfessionelle Einstellung im Rückgang. Warnung vor KirchenfeindlichkeitDer Vorsitzende des "Rates der Europäischen Bischofskonferenzen" (CCEE), der ungarische Kardinal-Primas Peter Erdö, hat bei der Tagung in Brüssel vor neuen Formen der Kirchen-feindlichkeit in Europa gewarnt. Gerade die sozial-liberalen Regierungen mancher ostmitteleuropäischer Länder sähen sich im Zuge der europäischen Integration zu antikirchlicher Politik ermutigt. An Europas Rändern gebe es neue Formen von Kirchenfeindlichkeit und Benachteiligung der Christen, sagte Erdö der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA. Neues Interesse an ReligionGenerell habe sich in Europa allerdings das Verhältnis von Staat und Kirche in den vergangen Jahren positiv verändert, meinte Dieter Heidtmann von der "Konferenz Europäischer Kirchen" (CEC). Da sich die religiöse Landkarte Europas zunehmend vermische, würden die deutlichen Gegensätze zwischen Ländern mit einer ausgeprägten Trennung von Kirche und Staat und Ländern mit einem staatskirchlichen System verschwinden. Es gebe überall in Europa ein neues gesellschaftliches Interesse an Religion. Darauf deute auch der "Kirchenartikel" im Lissabon-Vertrag hin, sagte der evangelische Geistliche.
Link:
Religionsmonitor der "Bertelsmann-Stiftung"
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