News 24. 09. 2008

Japan: Neuer Premier-minister ist katholisch

Mit Taro Aso wird zum zweiten Mal ein Katholik Premierminister in einem Land, in dem die überwiegende Mehrheit sowohl dem Shinto als auch dem Buddhismus verbunden ist.

Die ersten Christen gab es in Japan um die Mitte des 16. Jahrhundert, als der Jesuit Francisco Xavier nach Japan kam. Ab Anfang des 17. Jahrhunderts bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts war das Christentum in Japan verboten und viele Christen starben den Märtyrertod. Heute sind nur ungefähr 2 Millionen der 120 Millionen Japaner Christen; mit rund einer halben Million Mitglieder ist die römisch-katholische Kirche die größte Einzelkirche; die meisten Christen gehören protestantischen Kirchen an.

Sohn einer Industriellenfamilie

Taro Aso stammt aus einer alten japanischen Aristokraten-Familie auf der Insel Kyushu. Seine Familie zählt zu den Großindustriellen des Landes und ist mit dem Kaiserhaus verschwägert. Asos Ur-ur-Urgroßvater, der Samurai Obuko Toshimichi, war einer der führenden Köpfe der Modernisierung Japans im 19. Jahrhundert. Taro Asos Großvater, Shigeru Oshida, war der erste Premier Japans nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg. Die Kapitulation Japans von 1945 brachte auch das Ende des Staatsshinto.

Christentum als Alternative

In der Meiji-Zeit ab Ende des 19. Jahrhunderts waren die dörflichen Shinto-Kulte für den Machterhalt der Meiji-Kaiser genützt worden und auch der Buddhismus war in den Dienst der nationalistischen japanischen Großmachtpolitik gestellt worden. Die militärische Niederlage von 1945 brachte eine geistige Krise, in der vielen Japanern das Christentum als attraktive Alternative erschien. Etwa erregte eine Reliquie des Jesuiten Francisco Xavier, dem ersten Apostel Japans, die zum 400 Jahr Jubiläum seiner Ankunft in Japan gezeigt wurde, größtes öffentliches Aufsehen. Auch hochrangige Politiker wie Shigeru Oshida, der Großvater des neuen Premiers Aso, und seine Familie interessierten sich für das Christentum und manche - Oshida zum Beispiel -ließen sich auch taufen. Der christliche Name des Enkels, des neuen Premierminister Taro Aso, lautet Francis, nach Francisco Xavier.

Nach den bisherigen Berichten vertritt Taro Aso keine christliche Ausrichtung seiner Politik, sondern gehört zum konservativen nationalistischen Lager der herrschenden liberaldemokratischen Partei Japans.

 

 
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