News 05. 12. 2008

Reaktionen auf den Tod von Patriarch Alexi

 

Wiener Bischof: Alexi hat eine Renaissance der russischen Orthodoxie bewirkt

Der Wiener russisch-orthodoxe Bischof Hilarion (Alfejew) zeigte sich im Gespräch mit "Kathpress" bestürzt über den Tod des Patriarchen. Er habe mit Alexi II. für Freitagmorgen ein Telefonat vereinbart gehabt, und bei seinem Anruf dann erfahren müssen, dass der Patriarch verstorben sei. Das bleibende Verdienst Alexis werde es sein, die russische Kirche aus der Zeit der Verfolgung in eine Zeit des Wiederaufbaus geführt und eine wirkliche Renaissance der russischen Orthodoxie in Gang gesetzt zu haben. Bischof Hilarion erwartete noch für Freitag eine Entscheidung des Heiligen Synods in Moskau über Ort und Zeitpunkt des feierlichen Begräbnisses für Alexi II.

Noch keine Entscheidung über Einweihung der Wiener Kathedrale 

Was die für 21. Dezember geplante feierliche Wiedereinweihung der renovierten russisch-orthodoxen Nikolauskathedrale in Wien betrifft, zu der Alexi II. hätte kommen sollen, sei derzeit noch alles offen. Er erwarte eine Entscheidung darüber, ob und in welcher Form diese Feierlichkeiten stattfinden, frühestens für Anfang nächster Woche.

Papst ehrt "Kampf gegen Unterdrückung"

Papst Benedikt XVI. hat mit "tiefem Bedauern" auf den Tod des Oberhauptes der russisch-orthodoxen Kirche Alexi II. reagiert. In einer Botschaft an die Synode der russischen orthodoxen Kirche, hob Benedikt XVI. den Einsatz des Patriarchen für den Neuaufbau der russischen Kirche "nach der harten ideologischen Unterdrückung" und seinen "Kampf zum Schutz der menschlichen und evangelischen Rechte in Europa" hervor. Der Papst äußerte die Hoffnung, dass Alexis Einsatz als Resultat Frieden und echten menschlichen, sozialen und spirituellen Fortschritt haben werde. "Die Erinnerung an diesen Diener des Evangeliums Christi möge all jene Menschen unterstützen, die sich im Leid befinden", so der Papst. Das Beispiel Alexis werde all jene Menschen ermutigen, die sein Erbe an der Spitze der russischen orthodoxen Kirche übernehmen werden

Staikos: "Große moralische Instanz"

Als "große Persönlichkeit" würdigte der Wiener orthodoxe Metropolit Michael Staikos den verstorbenen Moskauer Patriarchen. Alexi II. habe "die russisch-orthodoxe Kirche nach Jahrzehnten des Martyriums vom Kommunismus in die Demokratie geführt". Trotz aller Widersprüche sei Alexi II. als "große moralische Instanz" in Russland und darüberhinaus "unbestritten" gewesen so Staikos gegenüber der Nachrichtenagentur "Kathpress". Staikos erinnerte daran, dass Alexi II. im Oktober durch seine Teilnahme und Mitarbeit bei der vom Ökumenischen Patriarchen einberufenen "Synaxis" (panorthodoxen Versammlung) in Istanbul ein eindrucksvolles orthodoxes Zeugnis gegeben habe. Durch seine Haltungsänderung in manchen panorthodoxen Fragen und durch seinen Einsatz für die Vorbereitung des Panorthodoxen Konzils habe Alexi II. den orthodoxen Christen in aller Welt Hoffnung gegeben.

Staikos: Haben uns auf Pastoralbesuch in Wien gefreut

Als Wiener Metropolit bedaure er es besonders, dass nun der geplante Pastoralbesuch des Moskauer Patriarchen in der österreichischen Bundeshauptstadt nicht mehr stattfinden könne, sagte Staikos. "Wir haben uns alle auf das Zeugnis des Oberhaupts der russisch-orthodoxen Kirche in der Welt von heute gefreut", so der Metropolit: "Jetzt können wir nichts anderes tun, als im Gebet des Patriarchen zu gedenken".

Schönborn: "Großes Erbe"

Tief betroffen zeigte sich auch Kardinal Christoph Schönborn über den Tod von Patriarch Alexi II. Im Gespräch mit "Kathpress" würdigte der katholische Wiener Erzbischof den verstorbenen Patriarchen als "bedeutende kirchliche Persönlichkeit". Alexi II. habe die russisch-orthodoxe Kirche in der Zeit des Umbruchs geleitet. Dieser Umbruch habe für die Kirche einerseits die Befreiung aus der Unterdrückung durch den Kommunismus bedeutet, zugleich aber auch große Herausforderungen durch die neue Säkularisierung mit sich gebracht. Schönborn wörtlich: "Die russisch-orthodoxe Kirche ist nach dem Ende des Kommunismus aufgeblüht, zugleich aber ist sie auch den Herausforderungen und Krisen der modernen Gesellschaft ausgesetzt". Er hoffe auf einen guten und begnadeten Nachfolger für Patriarch Alexi II., der dessen großes Erbe weiterführen kann, so der Kardinal.

Gute Beziehungen zwischen Moskau und Wien

Schönborn war im Jahr 1997 zwei Mal persönlich mit dem Moskauer Patriarchen zusammengetroffen - einmal in Wien und danach in Moskau und St. Petersburg. Die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche in Österreich und der russisch-orthodoxen Kirche bezeichnete Schönborn als sehr gut. Der geplante Pastoralbesuch von Alexi II. in Österreich hätte sicher wesentlich zur Vertiefung der Beziehungen auf menschlicher, kirchlicher und theologischer Ebene beigetragen, so der Wiener Erzbischof. Er werde sich dafür einsetzten, dass diese Beziehungen auch weiterhin intensiviert werden, betonte Kardinal Schönborn.

Sturm erinnert an ökumenisches Engagement Alexis

Tief betroffen vom plötzlichen Tod des russisch-orthodoxen Patriarchen zeigte sich der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), der evangelische Altbischof Herwig Sturm. Sturm erinnerte in einer Aussendung des evangelischen Pressedienstes daran, dass Alexi als Präsident der Konferenz Europäischer Kirchen an der Zweiten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Graz teilgenommen und diese "wesentlich mitgeprägt" habe. Gleichwohl sei er der Ökumene "kritisch gegenübergestanden" und habe die Verweltlichung und die seiner Meinung nach große Anlehnung an die moderne aufgeklärte Welt kritisiert. Alexi II. habe den Übergang vom Kommunismus zur Demokratie in Russland als Kirchenoberhaupt "begleitet und mitgestaltet", betont Sturm, der selber die Versöhnung der russisch- orthodoxen Auslandskirchen mit dem Patriarchat in Moskau als "ganz bedeutenden Schritt" erlebt hat.

Betroffenheit bei Russlands Politikern

Der russische Präsident Dmitri Medwedew sagte, Alexi II. sei nicht nur ein "hervorragender religiöser Führer" gewesen, sondern auch ein "großer russischer Staatsbürger". Ministerpräsident Wladimir Putin bezeichnete den Tod des Patriarchen als ein "tragisches Ereignis" und einen "großen Verlust". Auch der ehemalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow reagierte "tief betroffen" auf die Nachricht.

Europarat: "Bedeutende Rolle" beim Dialog

Mit "großer Traurigkeit" hat Yavuz Mildon, Präsident des Kongresses der Lokalkörperschaften und Regionen im Europarat, den Tod von Patriarch Alexi II. zur Kenntnis genommen. "Alexi II. hat eine bedeutende Rolle bei der Einführung der Aussöhnung und des zwischenkonfessionellen Dialogs gespielt", hieß es in einer am Freitag veröffentlichten Aussendung Mildons.

 

 

 

 

 

 
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