News 13. 01. 2009 |
Katholische Kirche: Zahl der Kirchenaustritte wieder gestiegenDie Zahl der Katholiken in Österreich ist im Jahr 2008 leicht zurückgegangen. 40.595 Personen haben der Kirche im Vorjahr den Rücken gekehrt. Das sind um 3.537 Kirchenaustritte mehr als im Jahr 2007. Gestiegen ist aber auch die Zahl der Wiedereintritte.Die aktuellen Statistiken der österreichischen Diözesen für das vergangene Jahr ergeben laut "Kathpress" im Bundesdurchschnitt leichte Anstiege bei den Austritten, zugleich aber auch teils deutliche Zuwächse bei den Wiedereintritten. Die Gesamtzahl der Katholiken hat sich von 5,6 Millionen auf 5,58 Millionen verringert, was einen leichten Rückgang von 0,4 Prozent bedeutet. Graz: Wiedereintritte auf RekordniveauDie Diözese Graz-Seckau vermeldet für das Jahr 2008 einen neuen Rekord bei den Wiedereintritten: 1.463 Menschen haben sich 2008 entschlossen, wieder in die Kirche einzutreten. Das entspricht einer Steigerung von 41,9 Prozent gegenüber 2007 und einer Verdoppelung gegenüber den langjährigen Trends. Vor drei Jahren hatte sich die Diözese das Ziel gesetzt, auf Ausgetretene offen zuzugehen und sie zum Wiedereintritt einzuladen. Im Rahmen dieses Projektes wurde u.a. der formale Wiedereintritt erleichtert: Es genügt, zu einem Priester eigener Wahl zu gehen und dort den Wiedereintritt unkompliziert vorzunehmen. Die Statistik der Diözese Graz-Seckau weist auch 152 "Widerrufe" von Personen aus, die zunächst ihren Austritt erklärt hatten, nach einem Kontakt mit kirchlichen Verantwortlichen aber wieder Abstand von diesem Schritt nahmen. Diese neue Vorgangsweise hat sich aus Sicht der diözesanen Verantwortlichen eindeutig bewährt. Im Jahr 2008 sind 6.567 Katholiken in der Steiermark aus der Kirche ausgetreten, 2007 waren es 5.698. Aktuell gibt es in der Steiermark 893.476 Katholiken; vor einem Jahr waren es 892.703. Wien: Zahl der Wiedereintritte gesunkenIm Bundestrend liegt die Erzdiözese Wien, deren offizielle Katholikenzahl mit Ende 2008 bei 1,315.545 liegt. 2007 waren es 1.320.575, was einem Rückgang um 0,38 Prozent entspricht. Wie der Pressesprecher der Erzdiözese Wien, Erich Leitenberger, am Dienstag dazu betonte, ist davon auszugehen, dass es in der Großstadt Wien zusätzlich zur offiziellen Katholikenzahl nicht wenige "U-Boote" gibt. Eine Aktion im Vorjahr in Graz habe gezeigt, dass dieses Phänomen im städtischen Bereich häufiger anzutreffen ist als vermutet. Dazu komme noch, dass unter den Immigranten nicht wenige Katholiken seien, die aufgrund der Situation in ihren Heimatländern mit Angaben über ihr Religionsbekenntnis zurückhaltend sind. Die Kirchenaustritte sind in Wien 2008 im Vergleich zu 2007 leicht gestiegen: Von 11.649 auf 12.934. Die Zahl der Wiedereintritte und Konversionen belief sich 2007 auf 1.212, 2008 auf 1.028. Damit ist die Erzdiözese Wien die einzige katholische Diözese Österreichs, in der im Jahr 2008 weniger Wiedereintritte verzeichnet wurden, als im Jahr davor. Auch in Oberösterreich mehr WiedereintritteDie Kirchenstatistik 2008 der Diözese Linz weist mit Stichtag 1. Jänner 2009 1.041.154 Katholiken auf (am 1. Jänner 2008 waren es 1,047.775). Der Anteil der Katholiken an der oberösterreichischen Wohnbevölkerung beträgt damit 74,1 Prozent. Im vorigen Jahr traten aus der katholischen Kirche in Oberösterreich 6.497 Personen aus, 2007 waren es 6.160 Personen. 924 Personen traten wieder in die Kirche ein. Diese Zahl stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich an; 2007 lagen die Wiedereintritte laut Kirchenstatistik bei 848 Personen. Salzburg liegt im TrendLeicht angestiegen ist in der Erzdiözese Salzburg die Zahl der Austritte: Kehrten 2007 insgesamt 2.877 Personen der Kirche den Rücken, so waren es im Vorjahr 3.307 (2007 war die Zahl der Ausgetretenen im Vergleich zu 2006 gesunken). Die Gesamtzahl der Katholiken in der Erzdiözese betrug mit Ende 2008 501.571 (2007: 503.959). Die Zahl der Wiedereintritte ist in Salzburg ebenfalls gestiegen: So kamen im Jahr 2008 355 Personen wieder in die Kirche zurück; 2007 waren es 342. Innsbruck: Katholikenzahl stabilIm Wesentlichen stabil geblieben ist im vergangenen Jahr auch die Zahl der Katholiken in der Diözese Innsbruck. Sie lag Ende 2008 bei 407.081. Ende 2007 betrug die Katholikenzahl 407.880, was einem Rückgang von 0,20 Prozent entspricht. Im Jahre 2008 sind laut vorläufigen Angaben der Diözese mit 2.459 um 152 mehr Menschen aus der Kirche ausgetreten als im Jahr zuvor. Das bedeutet, dass die Zahl der Austritte im Vergleich zu den Vorjahren nach Rückgängen von 12,9 Prozent im Jahr 2005 und 12,87 Prozent im Jahr 2006 und einem Anstieg von 2,58 Prozent im Jahr 2007 im vergangenen Jahr um 6,59 Prozent gestiegen ist. In die katholische Kirche eingetreten sind 2008 in der Diözese Innsbruck 272 Personen. Das sind um zwölf mehr als im Jahr zuvor. Das Angebot, ihren bereits gemeldeten Kirchenaustritt binnen drei Monaten zu widerrufen, haben 46 Personen angenommen. St. Pölten: Steigende Wiedereintritte546.562 Katholiken haben zum Jahresbeginn 2009 ihren Hauptwohnsitz in der Diözese St. Pölten (2007: 549.631). Im vergangenen Jahr sind 4.141 Katholiken aus der Diözese weggezogen und 3.855 zugezogen. Im gleichen Zeitraum haben nach derzeit vorliegenden Zahlen 3.684 Personen die Kirche verlassen. Das sind um 246 oder um sieben Prozent mehr als im vorangegangenen Jahr. 303 Personen sind wieder in die Kirche zurückgekehrt. Diese Zahl ist seit Jahren im Steigen begriffen, 2007 waren es 268. Jeder einzelne Austritt, egal aus welchem Grund, sei zu bedauern, so der Direktor der Pastoralen Dienste, Sepp Winklmayr. Viele Menschen legten heute mehr Augenmerk auf äußeren Wohlstand als auf grundlegende Fragen des Daseins. Es gebe aber auch, so Winklmayr, "eine wachsende Zahl aktiver Katholiken", die sich in den Pfarren engagieren und "großartige Leistungen", vor allem im kulturellen und sozialen Bereich erbringen - sei es bei der Betreuung alter, einsamer und kranker Menschen oder bei kulturellen Initiativen, von denen viele Menschen profitieren. Winklmayr: "Gerade das macht die Kirche für die ganze Gesellschaft auch in Zukunft unverzichtbar." Kärnten: 0,62 Prozent der Katholiken verließen die KircheIn der Diözese Gurk sind im Jahr 2008 2.525 Personen aus der Kirche ausgetreten. Das sind 177 Personen mehr als im Jahr 2007. Insgesamt machen die 2.525 Austritte des Jahres 2008 0,62 Prozent der Gesamtzahl der Katholiken der Diözese Gurk aus. Die Zahl der Eintritte und Übertritte ist mit 378 Aufnahmen im Jahr 2008 gegenüber dem Vorjahr 2007 mit 318 Aufnahmen deutlich gestiegen, nämlich um 18,9 Prozent. Mit Stichtag 1. Jänner 2009 sind 406.791 Kärntnerinnen und Kärntner, das sind 72,5 Prozent der Gesamtbevölkerung, offiziell als römisch-katholisch registriert (2007: 409.363). Vorarlberg: Austritte um 12,4 Prozent gestiegenWie bereits in den vergangenen Jahren verzeichnet die Diözese Feldkirch auch 2008 eine leichte Steigerung bei den Wiedereintritten: von 182 im Jahr 2007 auf 189 im Jahr 2008. Der Trend bei den Wiedereintritt wird zusätzlich verstärkt durch die Zahl der Austrittswiderrufe von 35. Dem gegenüber gibt es für das vergangene Jahr 1.793 Austritte zu verzeichnen, was eine Steigerung von 12,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (1.595) bedeutet. Die Zahl der in Vorarlberg lebenden Katholiken verringerte sich damit im Jahresabstand um 1.559 Personen oder 0,60 Prozent auf 260.378 in absoluten Zahlen. Auch das Burgenland liegt im TrendIn der Diözese Eisenstadt stehen 830 registrierten Kirchenaustritten 115 Eintritte bzw. Wiederaufnahmen gegenüber. Bei den Austritten ist ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr zu vermerken (2007 verließen 764 Personen die katholische Kirche im Burgenland). Die Austritte 2008 bewegen sich jedoch unter jenen der Jahre 2005 und 2006. Deutlich zeigt sich der Anstieg bei den Wiederaufnahmen bzw. Eintritten in die katholische Kirche: Waren es die Jahre zuvor zwischen 48 (2004) und 93 (2007), können für das vergangene Jahr um 22 Eintritte mehr gegenüber 2007 verbucht werden. Die derzeitige Katholikenzahl im Burgenland beträgt 208.689. Hoher Katholikenanteil im BundesheerSieben Wiedereintritte konnte im Jahr 2008 die österreichische Militärdiözese verzeichnen. Austritte wurden hingegen keine gemeldet. Für Militärbischof Christian Werner ist dies eine klares Indiz für die Qualität der seelsorgerischen Arbeit, die von den Militärpfarrern und ihren Mitarbeitern geleistet werde. Wie aus der jüngsten Statistik des Militärordinariats hervorgeht, gehören 84,4 Prozent aller Bundesheer-Angehörigen der katholischen Kirche an. Damit liegt dieser Anteil weit über dem Bundesdurchschnitt von 67 Prozent und ist auch über die vergangenen zehn Jahre stabil geblieben. Als Bundesheer-Angehörige zählen sowohl aktive Soldaten wie auch zivile Angestellte. Austrittsrekord 2004Einen absoluten Rekordwert erreichten die Kirchenaustrittszahlen im Jahr 2004. Im Jahr des Skandals rund um das Priesterseminar St. Pölten verließen 51.731Personen die katholische Kirche. In den folgenden Jahren sank die Zahl der Kirchenaustritte teils deutlich: 44.609 Personen verließen die katholische Kirche im Jahr 2005, 36.816 Personen 2006 und 36.858 im Jahr 2007. 2008 gab es nun wieder einen Anstieg der Kirchenaustritte um rund 10 Prozent. Zulehner: Kirche darf Nähe zu den Menschen nicht verlierenDer Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner forderte angesichts der jüngsten Kirchenstatistik, die Kirche müsse in Zukunft ihre Anstrengungen noch verstärken, um die Nähe zu den Menschen um keinen Preis zu verlieren. Es sei nicht überraschend, dass viele Menschen der Kirche den Rücken zuwenden würden, so Zulehner am Dienstag im Gespräch mit "Kathpress". Der moderne Mensch sei mobiler und wählerischer als früher, und wer keinen Gewinn mehr aus dem Leben der Kirche zu ziehen vermag, kündige viel leichter seine Mitgliedschaft auf, so der Pastoraltheologe. Selbiges gelte jedoch natürlich auch umgekehrt: Wer sich von der Kirche angezogen fühlt, trete leichter ein. "Unvermeidbare Kirchenaustritte"Die Entwicklung der Kirchenaustritte werde wohl unabhängig davon weitergehen, ob die Kirche Fehler macht oder nicht, so Zulehner. Der Pastoraltheologe sprach in diesem Zusammenhang auch von "unvermeidbaren Kirchenaustritten". Um so notwendiger sei es, so Zulehner weiter, dass die Kirche ihre Bemühungen intensiviere, die Menschen in positivem Sinne an sich zu binden; sei es durch Rituale und entsprechend liturgische Feiern, durch ihre soziale Kompetenz oder auch durch ein noch stärkeres Eingehen auf die gegenwärtige spirituelle Suchbewegung der Menschen. Die Kirche müsse auch eine Kirche für Skeptiker sein, zeigte sich der Theologe überzeugt. Letztlich könne die Kirche auch unter modernen Bedingungen eine "sehr interessante Adresse für viele Menschen bleiben". Pfarrzusammenlegungen sind ein MisserfolgWie Zulehner weiter ausführte, zeigten aktuelle Studien massive Einbrüche bei den kirchlichen Mitgliederzahlen in Landgebieten sowie bei Frauen. Der Pastoraltheologe plädierte daher eindringlich dafür, dass die Kirche ihre Präsenz auf dem Land nicht aufgeben dürfe. Die Zusammenlegung von Pfarrgemeinden zu pastoralen Megaräumen - als Folge des Priestermangels - habe sich als Misserfolg erwiesen, so Zulehner. Die einzelnen Pfarrgemeinden müssten "lebendig und eucharistiefähig bleiben". Was die Frauen betrifft, sagte Zulehner, dass für viel moderne Frauen die Kirche schon zu einer "fremden Gegenwelt" geworden sei. Es brauche eine "gründliche Reflexion der derzeitigen männlich bestimmten Kirche". Das beinhalte auch ein Nachdenken über den Zugang von Frauen zu kirchlichen Ämtern.
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Archiv:- 08. 01. 2008: Katholikenzahl blieb in Österreich 2007 stabil - 09. 01. 2007: Katholische Kirche: Deutlicher Rückgang bei Kirchenaustritten - 10. 01. 2006: Rückgang bei Kirchenaustritten
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