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News 26. 01. 2009 |
Lefebvre-Traditionalisten lehnen Konzilsbeschlüsse abDer französische Geistliche Marcel Lefebvre (1905-1991) und seine Anhänger waren 1988 von Papst Johannes Paul II. exkommuniziert worden. Anlass war die Ernennung von vier Bischöfen der sogenannten Priesterbruderschaft St. Pius X. gegen den Willen Roms. Die Traditionalisten, denen nach eigenen Angaben rund 500 Priester und 150.000 Gläubige angehören, erkennen das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) und die dabei beschlossenen Anpassungen der Kirche an die moderne Welt nicht an.Namensgeber der Pius-Bruderschaft ist Pius X. (1835-1914) - der letzte Papst, der heiliggesprochen wurde. Er hatte den Kampf gegen die Modernisierung der Kirche zu einem Schwerpunkt seines Pontifikats gemacht. Erzbischof Lefebvre - Ein entschiedener ReformgegnerDie Auflehnung gegen die von Lefebvre als "modernistisch" empfundenen Reformen der katholischen Kirche begann beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965), wo Erzbischof Marcel Lefebvre zur Minderheit der entschiedenen Reformgegner zählte. Er war der prominenteste und radikalste Wortführer jener, die in den konziliaren Reformen nur Verrat witterten. In den ersten Jahren nach dem Konzil ging Lefebvre seinen traditionalistischen Sonderweg noch mit vatikanischer Duldung. Erst 1975 wurde seiner "Priesterbruderschaft Pius X." und ihrem Priesterseminar im schweizerischen Econe die kirchenrechtliche Genehmigung entzogen. Traditionalisten beharren auf dem tridentinischen RitusDas Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) hatte eine neue Form des Gottesdienstes beschlossen, die 1970 von Papst Paul VI. in Kraft gesetzt wurde. Damit wurde der rund 450 Jahre alte tridentinische Messritus praktisch abgeschafft, bei dem die Hauptgebete auf Latein gehalten werden. Dabei wendet sich der Priester zum Altar und kehrt dem Kirchenvolk den Rücken zu. Die 1970 gegründete Bruderschaft Pius X. fordert eine Rückkehr zum tridentinischen Ritus. Absage an Ökumene und interreligiösen DialogAblehnend stehen die Traditionalisten auch zahlreichen anderen Reformen des Konzils gegenüber. Unter anderem kritisieren sie die veränderte Haltung der katholischen Kirche zu den anderen christlichen Kirchen und zu den nichtchristlichen Religionen, sowie die Aussagen zur Religionsfreiheit. Traditionalisten wurden 1988 exkommuniziertAm 1. Juli 1976 wurde Erzbischof Lefebvre vom Vatikan von der Ausübung seines Amtes suspendiert. Es war der vorläufige Höhepunkt der Auseinandersetzung zwischen dem Erzbischof und dem Konzilspapst Paul VI. Anlass für die Suspendierung waren Priesterweihen, die der Erzbischof gegen ein vatikanisches Verbot erteilt hatte. Der letzte Schritt folgte erst 1988, zwölf Jahre später: Mit unerlaubten Bischofsweihen, mit denen Lefebvre seine Nachfolge sichern wollte, zog er sich die Exkommunikation zu. Spaltungen und RadikalisierungenNach 1988 hat sich Lefebvres Gefolgschaft radikalisiert und ihrerseits gespalten. Darunter finden sich Strömungen wie die "Sedisvacantisten". Sie behaupten, dass es seit dem Tod von Pius XII. 1958 nur noch modernistische Häretiker auf dem Papstthron gegeben habe - und der Stuhl Petri folglich vakant sei. Suche nach KompromissenEtwas weniger radikal gibt sich heute die Pius-Bruderschaft. Sie hält zwar weiter die "modernistischen" Konzilsbeschlüsse für falsch, sande in den letzten Jahren aber immer wieder Signale Richtung Rom aus. Diese vom Oberen der Priesterbruderschaft, Bernard Fellay, angeführte Richtung steht ganz in der Tradition Lefebvres, der nach eigenem Bekunden keine Spaltung wollte, sondern den Kurs der Kirche in seinem Sinn zu beeinflussen versuchte. Mit Paul VI. und Johannes Paul II. konnte Lefebvre keine Kompromisslinie finden. Der eine stand aus seiner Sicht für die Fehlentwicklungen des Konzils. Der andere schien ihm mit seiner Bereitschaft zum Dialog mit den anderen Religionen, vor allem seit dem Weltgebetstreffen für den Frieden in Assisi 1986, in Richtung Häresie zu marschieren. Aus Lefebvres Sicht wurde damit die Lehre untergraben, wonach die katholische Kirche die allein selig machende ist. Ähnliches galt für die ökumenische Annäherung an die Protestanten sowie für die kirchliche Anerkennung der Religionsfreiheit. Benedikt XVI. um Traditionalisten bemühtPapst Benedikt XVI. hatte seit seiner Wahl 2005 bereits mehrfach Versuche unternommen, das Schisma mit den Lefebvristen zu beenden. Im Juni 2008 hatte Rom darauf verzichtet, dass die vor allem in Frankreich und Brasilien stark vertretenen Traditionalisten die Konzilsbeschlüsse anerkennen. Sie sollten lediglich zusichern, keine Erklärungen abzugeben, die der offiziellen Kirchenlinie widersprechen. Zudem kam der Papst ihnen mit seinem Erlass "Summorum Pontificum" über die Wiederzulassung des Gottesdienstes nach dem Messbuch von 1962 entgegen.
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