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News 12. 02. 2009 |
Bischof Lehmann: Bedenkzeit für Williamson "fast lächerlich"Der Mainzer Bischof Karl Lehmann hat die Geduld des Vatikan mit dem Holocaust-Leugner Richard Williamson kritisiert. Der Kardinal und frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz sagte am Sonntag im "Deutschlandfunk", es sei "im Grunde fast lächerlich", dass der britische Bischof Bedenkzeit bis Ende des Monats erhalte.Nach Ansicht von Bischof Lehmann hätte eine Frist von drei Tagen gereicht, um Williamson den Widerruf zu ermöglichen. Danach hätten "Maßnahmen ergriffen" werden müssen. Auch liberale Kirchenvertreter verstünden nicht, dass die Führung "so Katz und Maus mit sich spielen lässt". Er müsse sich jetzt von vielen sagen lassen: "Wie kann man sich jetzt einen Termin von den Piusbrüdern stellen lassen, dass er bis zum 28. Februar weiß, ob der Holocaust stattgefunden hat, oder nicht." Damit lasse die Kirche ihre eigene Autorität strapazieren. Lehmann fügte hinzu: "Und deswegen muss das irgendwie auch danach zu Ende gehen." Williamson will erst "die Beweise prüfen"Richard Williamson gehört zu den vier Bischöfen der fundamentalistischen Piusbruderschaft, deren Exkommunikation Papst Benedikt XVI. erst kürzlich aufgehoben hat. Dies hatte zu einem Proteststurm sowohl in der jüdischen Gemeinschaft als auch in der katholischen Kirche selbst geführt. Der Vatikan hat später erklärt, der Papst habe Williamsons Aussagen nicht gekannt. Lehmann sprach von einer Panne im "sonst doch erstaunlich informierten Betrieb einer Kurie". Einen von Papst Benedikt XVI. geforderten Widerruf der Leugnung des Holocaust lehnt Williamson ab. In einem Interview mit dem deutschen Magazin "Spiegel" begründete Williamson dies damit, er wolle zunächst die historischen Beweise für den millionenfachen Mord an den Juden prüfen. "Und wenn ich diese Beweise finde, dann werde ich mich korrigieren. Aber das wird Zeit brauchen", sagte Williamson. "Höhnische Antworten" der PiusbruderschaftLehmann unterstrich, er erwarte von der Piusbruderschaft, dass sie sich ohne Wenn und Aber zu den Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils bekennt. Nur dann sei eine Rückkehr der Priestergruppierung in die Katholische Kirche möglich. Sollte der Papst aber auf seine Versöhnungsgeste hin "nur höhnische Antworten" bekommen, dann sei "eigentlich die Entscheidung schon gefallen". Deutschland: Kirchenaustritte steigen deutlichNach der umstrittenen Papst-Entscheidung zur Piusbruderschaft verzeichnen viele Städte in Deutschland deutlich höhere Kirchenaustrittszahlen. Im Standesamt Stuttgart-Mitte kehrten laut "Focus" binnen vierzehn Tagen 67 Gläubige ihrer Kirche den Rücken, im Jahr zuvor waren es im selben Zeitraum 24 gewesen. In Regensburg im bayerischen Heimat-Bundesland des Papstes registrierte das Standesamt seit der Wiederaufnahme der Piusbrüder 79 statt 34 Austritte. In Paderborn (Westfalen) meldet das Amtsgericht eine "ungewöhnlich hohe Zahl" von Austritten, nämlich 90 statt der sonst durchschnittlich 50 Anträgen im Monat, wie das Magazin weiter schrieb. Großen Frust bei engagierten Christen spürt dem Bericht zufolge auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, in dem die aktiven Laien organisiert sind. "Etwa die Hälfte derer, die uns derzeit kontaktieren sagt, 'Das Fass ist zum Überlaufen voll'", zitierte das Magazin Sprecher Theodor Bolzenius.
Webcast:- 01. 02. 2009: "Sündenfall" im Vatikan? – Erklärungsbedarf nach "Versöhnungsschritt" - 01. 02. 2009: Bruderzwist? Katholische Kirche und Judentum – ein schwieriges Verhältnis
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