News 27. 02. 2009

Verglich Bischof Mixa Holocaust mit Abtreibung?

Der Augsburger Bischof Walter Mixa ist wegen umstrittener Äußerungen zur Abtreibung und dem Holocaust in Bedrängnis geraten. Einem Bericht der "Fränkischen Landeszeitung" zufolge hatte Mixa die Zahl der ermordeten Juden im Zusammenhang mit den nach Expertenschätzungen mehr als neun Millionen Abtreibungen in den vergangenen Jahrzehnten genannt.

Der Zentralrat der Juden warf Bischof Mixa daraufhin am Freitag eine "Instrumentalisierung der Holocaust-Opfer" vor. Scharfe Kritik kam auch von den Grünen. Die "Nürnberger Nachrichten", von denen die "Fränkische Landeszeitung" den Mantelteil bezieht, hatte den Artikel mit den Worten "Holocaust relativiert" überschrieben. Mit Empörung wies das Bistum Augsburg dies zurück.

Bistum: Erwähnung unterschiedlicher Zahlen

Das Bistum erklärte, Mixa habe sich im Gegenteil beim politischen Aschermittwoch der CSU in Dinkelsbühl in scharfer Form von dem Holocaust-Leugner und Bischof der erzkonservativen Piusbruderschaft Richard Williamson distanziert sowie den Mord an den über sechs Millionen Juden als entsetzliches und singuläres Verbrechen bezeichnet. In einem "weiteren Zusammenhang" habe Mixa dann darauf hingewiesen, "dass auch in der Gegenwart Verbrechen gegen das Leben begangen würden, die höchste Wachsamkeit erforderten", und dabei unter anderem auch die Zahl der Abtreibungen genannt. Die Erwähnung der "unterschiedlichen Zahlen in verschiedenen Sachzusammenhängen bedeute aber keine Relativierung des Holocausts". Dies zu konstruieren, sei "absurd und bösartig", hieß es.

Mixa laut Zeitung: "Diese neun Millionen fehlen uns"

Nach dem Bericht der "Fränkischen Landeszeitung" hatte Mixa in Anspielung auf Williamson gesagt: "Es hat diesen Holocaust sicher in diesem Umfang mit sechs Millionen Getöteten gegeben. Wir haben diese Zahl durch Abtreibungen aber bereits überschritten." Der Augsburger Bischof habe Abtreibung als Unrecht und zutiefst unmenschlich bezeichnet und die Zahl der ermordeten Juden der geschätzten Zahl von Abtreibungen gegenübergestellt. "Diese neun Millionen fehlen uns", zitiert das Blatt den Bischof.

Zentralrat: "An Perfidie nicht mehr zu überbieten"

Der Zentralrat der Juden in Deutschland reagierte scharf auf die Äußerungen Mixas. Damit würden Frauen und Ärzte, die sich zu einer Abtreibung entschlossen haben, "mit KZ-Massenmördern gleichgestellt - das ist an Perfidie nicht mehr zu überbieten", sagte Generalsekretär Stephan Kramer der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die "Instrumentalisierung der Holocaust-Opfer" sei "gerade in der jetzigen Situation verantwortungslos und geschmacklos". Mixa weise damit als Amtskirchenvertreter "einmal mehr den Weg ins Mittelalter", sagte Kramer.

Roth: Aussagen zeigen, "wes Geistes Kind" Mixa ist

Die Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Claudia Roth, nannte die Äußerungen Mixas eine schwere Hypothek für alle Katholiken, die für die Aussöhnung von Juden und Christen einträten. Mixa wisse offensichtlich nicht, was er tut, wenn er Schwangerschaftsabbrüche mit dem Holocaust vergleiche, sagte Roth in einer Mitteilung. Der Mord an den Juden sei ein singuläres Menschheitsverbrechen. "Jeder Aufrechnungsversuch entwürdigt die Holocaustopfer und ihre Angehörigen. Und wenn Mixa das Selbstbestimmungsrecht von Frauen und die Handlung von Ärzten in die Nähe des schlimmsten Naziverbrechens rückt, dann zeigt sich, wes Geistes Kind er ist."

 

 
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