News 09. 03. 2009 |
Pfarrer Friedl fordert "Zölibat auf Zeit" für PriesterDer im Fall der Flüchtlingsfamilie Zogaj bekannt gewordene Pfarrer von Ungenach in Oberösterreich, Josef Friedl, tritt für eine Art "Probezölibat" für katholische Priester ein. Zugleich bekannte sich Friedl öffentlich zu seiner Lebensgefährtin.Im Gespräch mit der APA bestätigte Friedl einen Bericht der Internetplattform "kath.net", wonach er sich im Rahmen einer Podiumsdiskussion öffentlich zu seiner Lebensgefährtin bekannt hatte: "Ich mache kein Geheimnis daraus." Schon seit Jahren lebe er offen im Ort mit seiner Freundin zusammen, was auch von der Pfarrbevölkerung akzeptiert werde. "Gott mehr gehorchen als dem Menschen""Das Gewissen ist die letzte Instanz, man muss Gott mehr gehorchen als dem Menschen", so Friedl. Eine Haltung, die auf dem Konzil und der Bibel fuße. Froh war der Pfarrer um seine Partnerin besonders in Hinsicht auf seinen "Schützling" Arigona Zogaj. "Sie hat sie anfangs im Pfarrhof versorgt, weil ich es auch problematisch fand, wenn ich mich als Mann um das Mädchen gekümmert hätte." Angst vor Konsequenzen aus Rom aufgrund seines öffentlichen Geständnisses zu seiner Lebensgemeinschaft hat Friedl keine: "In einem Jahr kann ich in Pension gehen, ich glaube nicht, dass man mich noch kündigt", so Friedl. Dass er den Ruhestand dann auch antreten werde, glaubt er ebenfalls nicht: "Die Arbeit freut mich noch, und ich glaube, die Kirche braucht mich jetzt umso mehr", meinte er in Hinblick auf die zuvor geplante Ernennung des Windischgarstener Pfarrers Gerhard Maria Wagner zum Linzer Weihbischof. Verheiratete Priester - Kirche wäre "glaubhafter"Mit einer Art "Probezölibat" kann die Kirche nach Friedls Ansicht dem Priestermangel wirksam begegnen. "Auch im Kloster legt man schließlich erst die zeitlichen Gelübde vor der ewigen Profess ab." Sollte der Priesteranwärter dann sehen, dass das keusche Leben für ihn nichts sei, könne er jederzeit den Priesterberuf innerhalb einer gewissen Zeit wieder niederlegen, so die Vorstellungen des Ungenacher Pfarrers. Oder sich für das Zusammenleben mit einer Frau entscheiden - denn eine Koexistenz von zölibatären und verheirateten Priestern kann sich Friedl gut vorstellen. "Es wäre menschlicher und die Kirche würde glaubhafter", lautet seine Begründung. Dass er wie andere Priester wegen einer Frau die Stola niedergelegt hätte, kam für ihn nie in Frage: "Ich übe meinen Beruf mit Leidenschaft aus und lebe die Spannung." Diözese: Friedl muss sich entscheidenLaut einem Bericht des ORF Oberösterreich wurde Pfarrer Friedl nach seinem öffentlichen Eingeständnis, seit Jahren mit einer Frau zusammenzuleben, von Bischof Ludwig Schwarz zu einem klärenden Gespräch nach Linz zitiert. Dieser befindet sich allerdings noch bis Donnerstag bei der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe in Innsbruck. Der Pressesprecher der Diözese, Ferdinand Kaineder, sagte im Interview mit dem ORF Oberösterreich, dass "das, was Pfarrer Friedl derzeit lebt", nicht mit dem übereinstimme, "was er bei der Priesterweihe versprochen hat und was in der katholischen Kirche gilt". In letzter Konsequenz werde sich der Pfarrer zwischen seiner Beziehung und seinem Priesteramt entscheiden müssen.
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