News 14. 04. 2009 |
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Erdbeben in Italien: In L'Aquila beginnt die Rettung der KunstschätzeIn L'Aquila hat die systematische Registrierung der Schäden an den Kirchen begonnen. Am Montagmorgen bargen Spezialkräfte der Polizei gemeinsam mit Feuerwehrleuten und Zivilschutzeinheiten den Domschatz aus dem einsturzgefährdeten Diözesanmuseum.Den größten Teil der historischen Goldschmiedearbeiten habe man retten können, während mehrere Gemälde durch herabgestürzte Trümmer schwer beschädigt seien, sagte Diözesansprecher Claudio Tracanna am Montag im Gespräch mit "Kathpress". Die geborgenen Kelche, Altarkreuze, Weihrauchfässer und Reliquiare sollen dem Sprecher zufolge zunächst bei dem für Kulturgüterschutz zuständigen Carabinieri-Sonderkommando in Rom eingelagert werden. Sie sollen aber so bald wie möglich nach L'Aquila zurückkehren. Derzeit gebe es noch kein vollständiges Bild der kunsthistorischen Verluste in den Gotteshäusern. Die Schadensaufnahme werde mehrere Tage in Anspruch nehmen. "Adoption" beschädigter KunstwerkeDer Heilige Stuhl hat inzwischen Private und Institutionen zur "Adoption" von beschädigten sakralen Kunstwerken in der Abruzzen-Region appelliert. Francesco Buranelli, Sekretär der Päpstlichen Kommission für die Kulturgüter der Kirche, meinte, man müsse sofort beginnen, die Gemälde und andere Kunstwerke in den vom Beben beschädigten Kirchen in Sicherheit zu bringen und zu restaurieren. Laut dem "Corriere della Sera" regte der ehemalige Direktor der Vatikanischen Museen an, bewegliche Kunstobjekte aus den in Mitleidenschaft gezogenen Kirchen des Katastrophengebiets in den Abruzzen zu sammeln und an entsprechende Fachlabors weiterzuvermitteln. Dies wäre ein Zeichen der Solidarität im Blick auf das Kulturerbe, betonte Buranelli. Seine Idee stieß auf positive Resonanz. Ein Sprecher des italienischen Kulturministeriums sagte, er schätze und teile die Initiative aus dem Vatikan. Zustimmung kam auch vom Verband italienischer Restauratoren. Erzbischof hofft auf SponsorenAuch der Erzbischof von L'Aquila, Giuseppe Molinari, meinte, dass Staaten, die ihre Hilfe angeboten haben, die Kosten für die Restaurierung einer Kirche übernehmen könnten. "Alle Kirchen von L'Aquila sind beschädigt, angefangen von der Kathedrale. Ein Sponsor aus dem Ausland wäre eine große Hilfe", sagte der Bischof. Der italienische Kulturminister Sandro Bondi berichtete, dass die Regierung sofort 15 Millionen Euro zur Restaurierung der beschädigten Kunstwerke zur Verfügung stellen wird. "Wir werden Jahre brauchen, um alles zu restaurieren, zu konsolidieren und wenn notwendig neu aufzubauen", sagte Bondi. Das Kulturministerium habe ein Spendenkonto installiert, um Geld für die Restaurierungen zu sammeln. Das italienische Kulturministerium hat ein Expertenteam nach L'Aquila entsendet; die Mitglieder des Teams hatten bereits nach dem schweren Erdbeben in Umbrien im Jahr 1997 die Restaurierung der Basilika in Assisi geleitet. Zahlreiche Kunstschätze betroffenEin Großteil der mittelalterlichen Monumente und Kirchen in der Abruzzen-Hauptstadt L'Aquila wurde schwer beschädigt. Am stärksten betroffen ist die Basilika Santa Maria di Collemaggio aus dem 13. Jahrhundert sowie die monumentale Basilika des Heiligen Bernhardin von Siena aus dem 15. Jahrhundert. Eine Kuppel der Kirche stürzte bei dem Erdbeben ein, auch die Kathedrale wurde beschädigt. Insgesamt existieren in der Erzdiözese L'Aquila rund 170 Pfarrkirchen von teils beträchtlichem kunstgeschichtlichen Wert. Papst plant Besuch der ErdbebenregionPapst Benedikt XVI. wird voraussichtlich am 1. Mai die Erdbebenregion der Abruzzen besuchen. Entsprechende Andeutungen machten laut "Kathpress" sowohl der Pressesprecher des Heiligen Stuhls, P. Federico Lombardi SJ, als auch der Erzbischof von L'Aquila, Giuseppe Molinari. Bei der Generalaudienz am 8. April hatte Benedikt XVI. angekündigt, dass er "sobald wie möglich" die vom Erdbeben heimgesuchte Region um L'Aquila besuchen werde.
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