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News 24. 04. 2009 |
Kasper sieht Fortschritte im Dialog mit der OrthodoxieVorsichtig optimistisch ist Kardinal Walter Kasper im Hinblick auf den Dialog zwischen katholischer und orthodoxer Kirche. Der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen berichtete im Rahmen eines Vortrags an der Universität Wien am Donnerstagabend über aktuelle Entwicklungen in den Beziehungen zwischen den beiden Kirchen und sprach von einer "wachsenden Kirchengemeinschaft", auch wenn dieser Prozess sehr langsam voran gehe.Die moderne Säkularisierung sowie die Präsenz des Islam stelle alle Kirchen vor ähnliche neue Herausforderungen und befördere das Bewusstsein, "dass sie diese Herausforderungen nicht im Gegeneinander, sondern nur im Miteinander erfolgreich bestehen können", so Kasper. Primat und Synodales PrinzipKasper erinnerte an das katholisch-orthodoxe Ravenna-Dokument aus dem Jahr 2007. Das Ergebnis stelle für beide Seiten einen wichtigen Schritt nach vorne dar, sei zugleich aber auch eine Herausforderung. Kasper: "Die orthodoxe Seite anerkennt, dass die Kirche auf der lokalen, regionalen und universalen Ebene wirklich ist, und dass auf jeder dieser Ebenen ein Primat notwendig ist. Dabei ist der Primas auf der universalen Ebene für die Orthodoxie gemäß altkirchlicher Tradition selbstverständlich der Bischof von Rom". Die katholische Seite stimme andererseits zu, "dass das Prinzip des Primats immer mit dem synodalen Prinzip verbunden ist". Weitere Diskussionen auf ZypernInzwischen hätten sich sowohl der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. wie Papst Benedikt XVI. öffentlich anerkennend über dieses Dokument geäußert, so Kasper. Aber: "Uns ist zwar die Vorstellung von einem Primat des römischen Bischofs gemeinsam; die Frage jedoch, was dies konkret besagt, wurde und wird unterschiedlich beantwortet". Einen Fortschritt in dieser Frage habe die katholisch-orthodoxe Versammlung 2008 in Kreta gebracht, wo ein gemeinsames Papier erarbeitet wurde. Demnach ist Rom gemäß den Konzilien von Konstantinopel (381) und Chalcedon (451) die "prima sedes" (der erste Sitz). Der römische Bischof habe nicht nur einen Ehrenprimat; es werde beispielsweise im Sinn der Synode von Sardica (343/344) das Appellationsrecht nach Rom unterstrichen sowie Rom eine Art Berufungsinstanz zuerkannt. Der Text von Kreta ist für den Präsidenten des Einheitsrates eine gute Basis für eine weiterführende Diskussion, die heuer auf Zypern stattfinden soll. Kasper warnte aber auch vor zuviel Optimismus: "Natürlich bleiben viele Fragen offen, und vernünftigerweise kann niemand erwarten, dass wir in Zypern schon alle Probleme lösen können." Ziel ist keine "Einheitskirche"Kasper erinnerte an die zentrale Aussage von Joseph Ratzinger aus dem Jahr 1976, wonach "Rom vom Osten nicht mehr an Primatslehre fordern muss, als im ersten Jahrtausend formuliert und gelebt wurde". Zugleich habe Kardinal Ratzinger 1987 aber auch betont, dass die bloße Rückkehr zur alten Kirche kein Weg in die Zukunft sei, auch theologisch nicht. Es bedürfe vielmehr eines "Wegs nach vorne". Die alte Kirche, vor allem die Zuordnung von Primat und synodalem Prinzip, sei aber "nach wie vor ein Modell, das unter den veränderten geschichtlichen Bedingungen des dritten Jahrtausends für die Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft maßgebend und hilfreich sein kann", so Kasper. Ziel dürfe aber keine Einheitskirche sein, auch nicht die Übernahme des westlichen Rechtssystems durch den Osten. Ökumene ist ein Werk des Heiligen GeistesEr sei überzeugt, dass Dialoge auf der Ebene der Theologen und der Bischöfe bei weitem nicht ausreichend seien, betonte der Kardinal. Die Ergebnisse dieser Dialoge müssten von der gesamten Kirche, also allen Gläubigen, rezipiert werden. Was derzeit an Dialogen stattfindet, hielt Kasper abschließend fest, sei "eine entfernte Vorbereitung auf ein künftiges, im ursprünglichen Sinn ökumenisches Konzil", das allein die Wiederaufnahme der vollen Gemeinschaft beschließen könne. "Wie weit es bis dorthin ist, vermag wohl niemand zu sagen. Wir müssen uns damit begnügen, das zu tun, was wir heute verantwortlich tun können", so Kasper wörtlich. Dass es eines Tages dazu kommt, setze neben der historischen und theologischen Arbeit auf allen Seiten eine tiefe Umkehr voraus und letztlich sei Ökumene "ein geistliches Problem und ein Werk des Heiligen Geistes". Kasper: "Ihn kann man nicht herbeizwingen, man soll es auch nicht versuchen, denn gewaltsame Lösungen haben sich bisher immer als kontraproduktiv erwiesen. Aber man kann dem Geist vertrauen, dass er das Werk, das er angestoßen hat und das schon so viele gute Früchte bringt, eines Tages zu Ende führt". Kardinal Kasper war auf Einladung der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, der Stiftung "Pro Oriente", der Theologischen Kurse sowie des Forums "Zeit und Glaube" nach Wien gekommen.
TV-Tipp:
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