News 28. 04. 2009 |
Weihbischof: Tschechien-Papstbesuch auch im Gedenken an 1989Mehrere Hunderttausend Gläubige aus Tschechien und der Slowakei werden 20 Jahre nach der "Samtenen Revolution" zu einem großen Dankgottesdienst mit Papst Benedikt XVI. am 27. September auf dem Flughafengelände von Brno (Brünn) erwartet, wobei unter den Zelebranten auch viele frühere Geheimpriester sein werden. Das berichtete der Prager Weihbischof Vaclav Maly laut "Kathpress" bei einem Pressegespräch am Montagabend in Wien. Maly ist Koordinator des Papstbesuchs in Tschechien von 26. bis 28. September.Papst Benedikt XVI. wird im Rahmen seiner Tschechien-Reise Prag, Brünn und das Heiligtum der Tschechischen Nationalwallfahrt, die barocke Wenzelsbasilika von Stara Boleslav (Altbunzlau), besuchen. Die Wallfahrt findet alljährlich am 28. September, dem Fest des Hl. Wenzel, statt. Der Premysliden-Fürst und Landespatron von Böhmen hatte im Jahre 929 das Martyrium erlitten. Auch griechisch-katholische Gläubige warten auf den PapstWeihbischof Maly berichtete in Wien, dass zu der Papstmesse in Brünn auch viel Gläubige der griechisch-katholischen Kirche erwartet werden. In dieser Kirche wirke heute auch eine größere Gruppe von Geheimpriestern, die zwischen 1968 und 1988 geweiht worden waren, jedoch auch damals schon verheiratet waren. Joseph Ratzinger sorgte für "Verbitterung"Im Blick auf die Geheimkirche sagte Maly, es sei falsch, wenn ihr wegen des Abgehens von der Zölibatsvorschrift mancherseits Ungehorsam vorgeworfen werde. Die betreffenden weihespendenden Bischöfe hätten "in bester Absicht" und "im Willen zur Einheit mit Rom" gehandelt; ja sie hätten sich stets auf eine Vollmacht berufen, die ihnen Papst Paul VI. erteilt haben soll. Dass der heutige Papst und damalige Präfekt der Glaubenskongregation dann aber nach 1989 den verheirateten Priestern eine Weihewiederholung "sub conditione" und eine Beschränkung ihres liturgischen Wirkens auf den Bereich der katholischen Ostkirchen angeordnet habe, hätten viele als übertriebene Härte empfunden. Dabei habe sicher auch der Blick auf großzügigere Regelungen bei der Übernahme verheirateter Priester aus der anglikanischen Kirche eine Rolle gespielt, meinte Maly. Viele tschechische Geheimpriester hätten deshalb die Legalisierung ihres Status "mit Verbitterung" verweigert. Keine leichte Situation für die Kirche20 Jahre nach dem Ende des Kommunismus erlebt die Kirche in Tschechien laut Bischof Maly eine sehr uneinheitliche Entwicklung. Einerseits sei der Unterschied zwischen Böhmen und Mähren groß, andererseits zwischen Stadt und Land. So sei die Kirche in Böhmen eine reine Stadtkirche geworden. Praktisch in jeder städtischen Pfarre gebe es pro Jahr "drei, vier, fünf Konvertiten". Im ländlich Böhmen hingegen "stirbt die Religion"; Mähren sei hier etwas anders. Weiterhin sei die Kirche mit alten Vorurteilen konfrontiert, weshalb auch der Restitutionsentwurf der abgetretenen Regierung Topolanek gescheitert sei, so Maly. Kirche muss sich der Entchristlichung stellenDie tschechischen Kirchen müssten sich jedenfalls primär der Entchristlichung stellen, betonte Maly: "Kirche muss ein Raum für den Empfang der Suchenden sein". Hinter der Krise stehe "massiver Verlust des Vertrauens", Kirche hingegen habe Vertrauen im Angebot, sie solle "einen Raum des Vertrauens schaffen". Sie solle auch zu den Leidenden - etwa Prostituierte und Obdachlose - gehen, ihnen bei der Wahrnehmung der "Chancen auf Veränderung" helfen, aber auch "das Kreuz annehmen, wenn es kommt".
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