News 22. 06. 2009 |
|
Papst auf den Spuren Padre PiosPapst Benedikt XVI. hat am Sonntag San Giovanni Rotondo, den apulischen Wirkungsort des heilig gesprochenen Kapuziners Padre Pio (1887-1968) besucht. Bei einer Messe mit rund 30.000 Gläubigen würdigte der Papst den stigmatisierten Kapuziner als Vorbild im Glauben und als einen Ordensmann, der "übernatürliche Gaben und menschliche Konkretheit" vereinte.Es war der erste Besuch des Papstes im apulischen San Giovanni Rotondo, der jährlich Millionen Pilger anziehenden Wallfahrtsstätte für den 1968 gestorbenen Kapuziner-Ordensmann und Priester. Benedikt feierte in dem am Gargano-Sporn gelegenen Ort mit Zehntausenden von Gläubigen und Pio-Verehrern eine Messe. In seiner Predigt warnte der Papst vor den "Gefahren des Aktivismus und der Säkularisierung". In erster Linie gehe es immer darum, "auf Christus zu hören, um den Willen Gottes zu vollbringen". Papst: Wundmale waren Zeichen der Verbundenheit mit ChristusBenedikt XVI. erinnerte auch an die Wundmale von Padre Pio, die erstmals nach seiner Priesterweihe 1910 erschienen und mit seinem Tod am 23. September 1968 wieder verschwanden. Ohne auf die Diskussion um den Wundercharakter einzugehen, nannte der Papst sie ein Zeichen der innersten Verbundenheit des Kapuziners mit Christus und mit dem ebenfalls stigmatisierten Franz von Assisi. Als Seelenführer und durch die Heilung von körperlich und seelisch Leidenden habe Padre Pio das Werk Jesu weitergeführt, so der Papst. Leiden ist Teil der menschlichen PersonMit einem Besuch in einer Klinik und Begegnungen mit Priestern und Jugendlichen beendete der Papst am Sonntagabend seinen eintägigen Aufenthalt in San Giovanni Rotondo. In der Klinik "Casa Sollievo della Sofferenza" (Haus der Linderung des Leidens) rief Benedikt XVI. Ärzte und Pflegepersonal zu einem hingebungsvollen Dienst aus dem Geist der Liebe auf. Die Einrichtung war 1956 von Pater Pio gegründet worden. Der Papst betonte, seit jeher stehe die Kirche an der Seite der Kranken. Zugleich nannte er das Leiden ein "für die Vernunft unergründliches Rätsel"."Das Leiden ist Teil des Geheimnisses der menschlichen Person selbst", sagte der Papst. Auch wenn man alles tun müsse, um das Leiden zu überwinden, werde man es nie vollständig aus der Welt schaffen können. Dies deshalb, weil niemand imstande sei, "die Macht des Bösen aus der Welt zu schaffen, die immerfort Quell von Leiden ist", so Benedikt XVI. Papst für Wiederbelebung des BußsakramentsAbschließend kam der Papst mit Priestern, Ordensleuten und Jugendlichen in der Pilgerkirche des Wallfahrtsorts zusammen. Der von Renzo Piano entworfene und 2004 eingeweihte Kolossalbau ist dem heiligen Pater Pio geweiht. Benedikt XVI. rief die Priester zu einer Wiederbelebung des Bußsakraments auf. Priester dürften nicht resignieren, wenn sie die Beichtstühle verlassen sähen, und sich auch nicht darauf beschränken, die Abneigung der Gläubigen gegenüber diesem Sakrament festzustellen, sagte er. Die Jugendlichen mahnte der Papst, trotz aller Probleme im Blick auf die Zukunft nicht den Mut zu verlieren. Dabei nannte er besonders die Arbeitslosigkeit, die "in dramatischer Weise" viele junge Menschen in Süditalien betreffe. Italiens "Nationalheiliger"Der Vatikan hatte lange Distanz zu Padre Pio gehalten, bei dem sich angeblich die Wundmale Christi gezeigt hatten. Der Pater war schließlich von Papst Johannes Paul II. 1999 seliggesprochen worden. Vor sieben Jahren folgte dann die Heiligsprechung des in Italien sehr populären Paters. Zum 90-jährigen Jubiläum der ersten Wundmale des Ordensmannes 1918 war im vergangenen Jahr sein Grab in der Kirche Santa Maria delle Grazie geöffnet und seine sterblichen Überreste in einem kristallgläsernen Sarg ausgestellt worden. Padre Pio ist in Italien der Volksheilige Nummer Eins. Laut Meinungsumfragen dürfte die Hälfte aller Italiener den Kapuzinermönch um Hilfe anrufen, wenn sie sich in einer Notsituation befinden und auf Unterstützung aus dem Jenseits hoffen.
|
![]() |