News 10. 07. 2009 |
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Benimm-Tipps für den TrauerfallPenetrantes Handyklingeln während der Trauerfeier, störendes Schwatzen beim Gang zum Grab, Angehörige wortlos umarmen, weil man nichts Passendes zu sagen weiß: All das gehört sich bei Beerdigungen nicht, sagt der Bremer Theologe und Sachbuchautor Klaus Dirschauer.Als Hilfestellung hat Klaus Dirschauer einen "Trauer-Knigge" geschrieben und die Benimm-Regeln für den Fall der Fälle im Internet veröffentlicht. Bald folgt ein Buch. "Die Plötzlichkeit des Todes stiftet Chaos", sagt Dirschauer aus Erfahrung. In solchen Momenten sei keine Zeit, erst nachzudenken, wie man sich zu verhalten habe - man brauche Traditionen. Die früher allgemein anerkannten Rituale seien aber in Vergessenheit geraten, unangemessenes Verhalten auch aus Unsicherheit sei die Folge. Um zu helfen, hat der 73-Jährige die wichtigsten Regeln für Trauerfeiern gebündelt und online gestellt. Besuch besser als TelefonWie zum Beispiel soll man mit Trauernden umgehen? Wer vom Tod eines Bekannten erfährt, sollte Dirschauer zufolge von Anrufen bei den engsten Angehörigen absehen. Angemessen seien ein persönlicher Besuch in einigem Abstand vor oder nach der Beerdigung oder ein handschriftlicher Brief, nicht eine vorgedruckte Karte. Beim Kondolieren rät Dirschauer zu sprachlicher Sparsamkeit: Adjektive wie "aufrichtiges" oder "ganz aufrichtiges" vor dem schlichten "Beileid" seien fragwürdig, letztlich trügen sie zur Sprach-Inflation bei. EhrerbietungWas die Trauerkleidung angeht, so empfiehlt der Pastor gedeckte Farben: "Kleidung ist sichtbare Anteilnahme", sagt er. Aus Ehrerbietung sollten Gäste zudem mindestens 15 Minuten vor der Feier eintreffen, nicht unmittelbar vor der Kapelle rauchen, unauffällig das Handy abschalten und sich in Ruhe in die Kondolenzliste eintragen. SchweigenAuf dem Weg zum Grab ist Dirschauer zufolge Schweigen angezeigt. Nachdem man für ein kurzes Gedenken vor den Sarg getreten sei, solle man sich - je nach Verhältnis zum Verstorbenen - einen Platz in näherer oder weiterer Entfernung suchen. Guter Brauch sei es, die vom Geistlichen oder Trauerredner gebrauchte Formel "Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub" aufzunehmen und selbst etwas Erde in das Grab zu schippen oder schweigend Blumen ins Grab gleiten zu lassen. Am offenen GrabBeileidsbekundungen am offenen Grab überforderten nicht selten die unmittelbar betroffenen Menschen, warnt der Pastor. Die Einstellung zu solchen Anteilsbekundungen ließen Angehörige oft schon vorher erkennen: Wenn schon in der Todesanzeige gebeten werde, von Beileidsbekundungen am Grab abzusehen, sei der Wunsch ausnahmslos zu respektieren. Ratgeber im InternetTod und Trauer sind Themen, mit denen sich der langjährige Ausbildungsreferent der Bremischen Evangelischen Kirche seit Jahrzehnten beschäftigt. Für seine Dissertation "Der totgeschwiegene Tod" etwa wertete er Anfang der 70er Jahre mehr als 10.000 Traueranzeigen aus und zeigte zum Beispiel, dass darin vom Sterben selbst kaum die Rede ist. Später gab er Tipps zum Gestalten von Trauerreden und publizierte Zitate für Todesanzeigen und Kondolenzbriefe. Bis heute ist er in der Bestatter-Ausbildung tätig. Der Trauer-Knigge ist nur im Internet verfügbar, soll aber im Sommer unter dem Titel "Herzliches Beileid" im Münchener Claudius Verlag erscheinen. Warum ihn das Ende allen Irdischens so fasziniert? Darauf hat Dirschauer keine Antwort. "Jetzt wende ich mich dem Leben wieder zu", sagt er dann aber schmunzelnd. Derzeit arbeitet er an seinem 18. Buch, das Thema: Alltags- und Festtagsrituale.
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