News 13. 07. 2009

Piusbruderschaft verlangt Widerruf von deutscher Justizministerin

Der deutsche Zweig der "Piusbruderschaft" verlangt von der deutschen Justizministerin Brigitte Zypries, den Vorwurf des "religiösen Extremismus" zurückzunehmen. Zypries habe die Bruderschaft "in schwerer Weise diffamiert", erklärte der Sprecher der deutschen "Pius-Brüder", Andreas Steiner, laut "Kathpress" vom Sonntag.

Steiner berief sich auf das Grundgesetz, nach dem jeder Mensch in Deutschland das Recht habe, seine Meinung frei zu äußern. Die Äußerungen der Ministerin gingen "in die Richtung einer Meinungsdiktatur". Die Justizministerin hatte der "Piusbruderschaft" bei einer Veranstaltung in Berlin extremistische Tendenzen vorgeworfen. Im Umgang mit "solch religiösen Extremisten" müsse das gleiche gelten wie "im Umgang mit Rechtsextremisten". Äußerungen der "Pius-Brüder" machten deutlich, dass Demokratie und Freiheit nicht nur von islamistischen Fundamentalisten bedroht seien.

Vergleicht Piusbruderschaft HomosexuellenParade mit Nationalsozialismus?

Als unerträglich bezeichnete die Ministerin den Aufruf der Bruderschaft zu einer Mahnwache gegen die "Christopher Street Day"-Parade (CSD) - eine homosexuelle Demonstration - in Stuttgart. Der im jüngsten Mitteilungsblatt der "Pius-Brüder" abgedruckte Text  sei eine "Beleidigung der Opfer des Nationalsozialismus". Dort hatte es u.a. geheißen: "Wie stolz sind wir, wenn wir in einem  Geschichtsbuch lesen, dass es im Dritten Reich mutige Katholiken gab, die sagten: 'Wir machen diesen Wahnsinn nicht mit!'. Ebenso muss es heute wieder mutige Katholiken geben!" Die "Pius-Brüder" wiesen die Kritik zurück. Der Hinweis auf das NS-Unrecht sei "vollkommen falsch verstanden" worden. Die Bruderschaft habe "weder der Absicht noch den Tatsachen nach den CSD mit dem NS-Unrechtsregime gleichgesetzt", betonte der Obere der Brüder, P. Franz Schmidberger.

Williamson: Papst-Erklärung "in den Papierkorb werfen"

Unterdessen übte der als Holocaust-Leugner umstrittene britische lefebvrianische Bischof Richard Williamson Kritik am jüngsten päpstlichen Erlass ("Motu proprio"). Die Erklärung des Papstes müsse man "in den Papierkorb werfen", so Williamson im Gespräch mit der italienischen Tageszeitung "La Stampa. Sie sei "eine vergiftete Torte". Die Mehrheit der Lefebvrianer sei gegen ein Abkommen mit dem Papst.

Kirchenrechtler: Differenzen betreffen vor allem die Lehre

Benedikt XVI. hatte am Mittwoch die lange erwarteten neuen Regeln für das Gespräch mit den ultrakonservativen Traditionalisten festgelegt und die Kommission "Ecclesia Dei" der Glaubenskongregation angegliedert. Er gebe damit zu erkennen, dass die Differenzen mit der "Piusbruderschaft" in erster Linie die Lehre betreffen und nicht die Liturgie, erklärte der römische Kirchenrechtler Gero P. Weishaupt im Gespräch mit "Radio Vatikan". Die Kommission "Ecclesia Dei" war von Johannes Paul II. begründet wurde, um "rückkehrwillige" Lefebvrianer wieder in die katholische Kirche zu integrieren.

Papst hob Exkommunikation der lefebvrianischen Bischöfe auf

Der Gründer der Piusbrüder, der französische Erzbischof Marcel Lefebvre, hatte die Gemeinschaft 1988 durch unerlaubte Bischofsweihen de facto von der katholischen Kirche abgespalten. Lefebvre, der 1991 starb, und die vier von ihm geweihten Männer zogen sich durch die Weihen die Kirchenstrafe der automatischen Exkommunikation zu. Diese wurde im heurigen Jänner von Papst Benedikt aufgehoben, um den Dialog mit den abgespaltenen Traditionalisten zu fördern.

 

 

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