News 14. 07. 2009

Altkatholischer Bischof in der Schweiz: Wiedervereinigung mit römisch-katholischer Kirche möglich

Für den designierten Bischof der christkatholischen (altkatholischen) Kirche der Schweiz, Harald Rein, wäre das Zusammengehen seiner nur noch weniger als 15.000 Mitglieder zählenden Kirche mit der römisch-katholischen durchaus eine Option.

Die römisch-katholische Kirche sei eine "sehr weite Kirche mit unterschiedlichen Meinungen", sagte Rein (52), der im September inthronisiert wird, laut "Kathpress" im Gespräch mit der schweizerischen katholischen Nachrichtenagentur KIPA/APIC. Es gebe dort Platz für die lefebvristischen Traditionalisten und wahrscheinlich auch für die Altkatholiken. Ziel von Papst Benedikt XVI. sei es offensichtlich, "das linke und das rechte Lager wieder einzubinden", so Rein.

Papstamt und Frauenordination sind umstritten

Der Dialog auf Weltebene zwischen Rom und den Altkatholiken sei im Mai abgeschlossen worden, so Rein, - der Bericht werde nun den Kirchenleitungen vorgelegt. Empfohlen werde eine Kirchengemeinschaft analog zu den mit Rom unierten Ostkirchen. Zwei trennende Elemente seien noch vorhanden: der Jurisdiktionsprimat des Papstes und die Frauenordination.

Entwicklung fördert Kleinkirchen

Die Zukunft der Christkatholiken sieht der aus Deutschland stammende Rein optimistisch: "Es gab schon größere Kirchen als unsere, die von der Bildfläche verschwunden sind, und es gab kleinere, die an Boden gewonnen haben". Die gesellschaftliche Entwicklung fördere die Kleinkirchen. Diese seien viel besser auf den gesellschaftlichen Umbruch vorbereitet. Von der Abwerbung von Mitgliedern bei anderen Kirchen hält Rein nichts. Auch die christkatholische Kirche solle nur jene Menschen gewinnen, die keine kirchliche Heimat mehr haben.

Ein geschiedener Bischof

Liberale Bewegungen - Rein zählt die Christkatholiken dazu - würden heute "oft in den letzten Zügen liegen". Konservative und traditionalistische Bewegungen könnten dagegen in Kirche und Politik markant auftreten und verfügten über viel Geld. Dass die altkatholische Kirche in der Schweiz eher liberal ist, zeige die Tatsache, dass sie einen Geschiedenen zu ihrem Leiter bestimmt habe. "Die Synode hat mich zum Bischof gewählt, obwohl ich geschieden bin", sagte Rein, "weil sie der Meinung ist, dass eine ganzheitliche Betrachtung über die Eignung zu einem Amt entscheidet". Eine Person könne man weder positiv noch negativ an einem Einzelpunkt beurteilen. Zum Leben gehörten das Scheitern und das Versagen. "Wenn ich als Bischof von der Familie als Keimzelle der Kirche oder von Sexualität rede, weiß ich, wovon ich sowohl in einem spirituellen wie praktischen Sinne rede", meinte Rein.

Die Altkatholiken

Die in der Utrechter Union zusammengeschlossenen altkatholischen Kirchen sind aus dem Widerstand gegen das auf dem Ersten Vatikanischen Konzil 1870 verkündete Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit hervorgegangen. In der Schweiz wurden die Altkatholiken im Kulturkampf vom Staat gefördert und haben in einer Reihe von Kantonen den Status einer Landeskirche. In Österreich erfolgte die staatliche Anerkennung 1877. Die Einführung des Frauenpriestertums und die Segnungen von homosexuellen Partnerschaften durch die altkatholische Kirche haben zuletzt die ökumenischen Beziehungen zur römisch-katholischen Kirche erschwert.

 

 

 

 

 
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